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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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klingen.
    Borg sah auf die Uhr. »Ich würde Sie ins Hotel bringen, aber ich habe hier ein Experiment, das noch nicht abgeschlossen ist.«
    »Kein Problem. Wir lassen uns ein Taxi kommen.«
    »Soll ich eins rufen?«
    Marie wollte gerade darum bitten, als ihr Blick auf Borgs Schuhe fiel. Frischer dunkler Lehm klebte daran.
    Ein eisiger Schrecken durchfuhr sie. Er war bei der Hütte gewesen! Hatte er ihre Spuren entdeckt? Äußerlich war er völlig
     ruhig, doch war nicht gerade das ein verdächtiges Zeichen? »Äh, nein, danke«, sagte sie. »Das mache ich schon selbst.«
    »Wie Sie meinen.«
    |154| Sie kramte die Visitenkarte des Taxifahrers von heute Morgen hervor. Sie hatte wenig Lust auf eine weitere abenteuerliche
     Fahrt mit ihm, aber die Tatsache, dass sie den Fahrer kannte und dass er Deutsch sprach, gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
     Vielleicht konnte er über Taxifunk die Polizei informieren. Sie wählte die Nummer, und der Fahrer versprach, so schnell wie
     möglich herzukommen.
    »Und? Haben Sie etwas gefunden?«, fragte Borg unvermittelt, als sie aufgelegt hatte. Er musterte aufmerksam ihr Gesicht, als
     wolle er ihre Reaktion testen.
    Marie erschrak. »Gefunden? Was meinen Sie?«
    »Na, Sie sind doch hergekommen, um nach den Zukunftspotenzialen zu suchen, die dieses Labor Olfana bietet. Haben Sie die gefunden?«
    »Nun ja, äh … wir haben noch kein abschließendes Bild …«
    »Wie lange haben Sie denn vor, noch hier zu sein?«
    Marie fühlte sich wie eine Eistänzerin, die nach einem Sprungfehler verzweifelt versucht, einen Sturz zu verhindern. »Unser
     Rückflug geht übermorgen früh. Wir kommen morgen noch einmal wieder.«
    Borgs Blick blieb bohrend. »Sie haben immer noch keine Ahnung, was wir hier eigentlich machen, oder?«
    Nein, wollte sie sagen, um ihn zu beruhigen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass ein Unternehmensberater so etwas niemals
     zugeben würde. Borg hatte ihr eine Falle gestellt!
    Sie versuchte, pikiert dreinzublicken. »Dr. Borg, wir sind keine Biochemiker, aber wir sind durchaus in der Lage, den ökonomischen
     Wert von Forschung und Entwicklung einzuschätzen!«
    Er nickte. »Verstehe. Nun gut, ich nehme an, Dr. Scorpa wird mir eine Kopie Ihres Berichts zur Verfügung stellen. Dann werden
     wir ja sehen, wie fundiert der ist.«
    |155| »Selbstverständlich. Auf Wiedersehen, Dr. Borg.«
    »Auf Wiedersehen, Frau Escher. Kommen Sie gut zurück in Ihr Hotel!«
    Ein lautes Hupen signalisierte ihnen schon bald, dass das Taxi bereitstand. Marie und Rafael verließen die Station, ohne sich
     noch einmal von Borg zu verabschieden.
    Nathan Gombali grinste breit, als freue er sich über das Wiedersehen, aber wahrscheinlich freute er sich eher über die lukrative
     Tour. Das Fahrgeld, das Marie ihm heute Morgen gegeben hatte, war umgerechnet nicht viel mehr als drei Euro gewesen, aber
     für die Verhältnisse in Uganda war es vermutlich ein stattlicher Lohn.
    »Rufen Sie bitte die Polizei an«, sagte Marie, als sie losgefahren waren.
    Gombali sah sie überrascht an. »Polizei? Warum? Ist etwas gestohlen?«
    »Nein. Wir müssen etwas melden.« Sie deutete auf das Funkgerät auf dem Armaturenbrett. »Bitte, können Sie über Ihre Zentrale
     nicht eine Funkverbindung herstellen?«
    Gombali schüttelte den Kopf. »Funkgerät geht nicht hier. Zu weit weg. Funktioniert nur in Kisoro. Genau wie Handy.« Er grinste.
     »Aber kein Problem. Ich fahre ganz schnell zu Polizeistation!«
    »Gut. Tun Sie das!«
    Der alte Mercedes rumpelte in ebenso mörderischer Geschwindigkeit über den Hügelpfad wie auf dem Hinweg, doch diesmal war
     Marie für das Tempo dankbar. Je weiter sie die Forschungsstation hinter sich ließen, desto wohler fühlte sie sich.
    »Kacke!«, rief Gombali plötzlich, gefolgt von einer Schimpftirade auf Suaheli. Hinter einer Kurve wurde der Weg von einem
     quer gestellten Jeep mit ockerfarbenem Tarnanstrich blockiert. Zwei Afrikaner standen davor. Einer von ihnen hob die Hand.
    |156| Gombali bremste hart, stabilisierte den schleudernden Mercedes, legte noch in der Vorwärtsbewegung den Rückwärtsgang ein,
     sodass das Getriebe laut aufschrie, und fuhr mit maximaler Geschwindigkeit rückwärts. »Maharami!«, rief er. »Banditen!«
    Während Gombali den Wagen beschleunigte, sprangen die Afrikaner in ihren Jeep. Einer von ihnen hielt jetzt ein halbautomatisches
     Sturmgewehr in den Händen.
    Das Taxi hatte bereits beträchtliche Fahrt aufgenommen. Sie waren nur noch ein

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