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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Andererseits
     wussten die Araber, dass das Ansehen der USA in der Welt schwer |159| beschädigt werden würde, wenn etwas bei der Konferenz schiefging. Genau das aber machte die Konferenz für Terroristen zu einem
     umso attraktiveren Ziel.
    Harrisburg versuchte, seiner Stimme jede Schärfe und Überheblichkeit zu nehmen. »Ich bin Mitarbeiter im Sicherheitsstab des
     Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie dürfen mir Auskunft geben.«
    Obwohl er sich bemüht hatte, freundlich zu sprechen, wirkte sie eingeschüchtert. »Sir, es tut mir sehr leid, aber Mr. Cricket
     hat gesagt, ich darf mit niemandem über das Hotelpersonal reden.«
    Sie hielt sich an die Spielregeln. Das war gut. Er lächelte. »Schon gut. Ich spreche mit ihm.«
    Ein melodischer Glockenton erklang, und eine der Fahrstuhltüren öffnete sich. Eine junge Frau mit kurzen blonden Haaren und
     einer etwas zu großen Nase kam auf Harrisburg zu. »Lieutenant Harrisburg? Ich bin Diana Michaelson. Bitte folgen Sie mir.«
    Er betrat hinter ihr den Fahrstuhl. Harrisburg spürte, wie sich sein Gewicht aufgrund der Beschleunigung erhöhte, doch die
     Verzögerung wenige Sekunden später war sanft und kaum spürbar. Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf ein beeindruckendes
     Panorama frei.
    Sie befanden sich in etwa zweihundert Meter Höhe im Inneren einer riesigen Kugel aus dreieckigen Glasscheiben, die ein Luxusrestaurant
     beherbergte. Es erstreckte sich über drei Ebenen, die mit einer geschwungenen Holztreppe verbunden waren. Tief unter ihnen
     lag die Stadt mit ihren größtenteils flachen Gebäuden. Nur ein einziges Hochhaus überragte das Al Mandhar Hotel: das gut 300
     Meter hohe Kingdom Centre. In der Ferne waren die kargen Hügel der Wüste zu erkennen. Harrisburg stellte sich unwillkürlich
     vor, wie dort, im Schatten eines Felsens, Terroristen eine Rakete in Stellung brachten.
    |160| Einige Männer waren gerade dabei, halbdurchsichtige Folien auf die dreieckigen Scheiben aufzutragen, die das Glas in helle
     und dunklere Zonen aufteilten. Man konnte bereits die Umrisse des südamerikanischen Kontinents erkennen.
    »Eindrucksvoll, nicht wahr?«, fragte Michaelson. »Eine Weltkugel am Himmel über Arabien. Der Präsident hat ein gutes Gespür
     für dramatische Auftritte.«
    Harrisburg ließ das unkommentiert. »Würden Sie mich jetzt bitte zu Mr. Cricket bringen?«
    Die Agentin setzte ein professionelles Lächeln auf, das im Unterschied zu dem der Leiterin des Gästeservices keineswegs echt
     wirkte. »Mr. Cricket wird bald Zeit für Sie haben. Bitte nehmen Sie noch einen Moment Platz.« Sie deutete auf einen der freien
     Restauranttische.
    Harrisburg setzte sich. Hier also würden in ein paar Tagen die mächtigsten Männer der Welt zusammensitzen und versuchen, den
     Gordischen Knoten des Palästinakonflikts ein für alle Mal zu zerschlagen. Es war ein kühner Plan. Doch wenn man von hier aus
     auf das geschäftige Treiben in den Straßen Riads hinabblickte, kam man sich tatsächlich so vor, als schwebe man über der Welt,
     dem Himmel nah. Vielleicht waren es am Ende doch solche dramatischen Gesten, die den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg
     ausmachten. Die ganze Welt würde jedenfalls gebannt darauf starren, was in dieser Kugel geschah, obwohl natürlich Fernsehübertragungen
     aus dem Inneren des Gebäudes ausgeschlossen waren.
    Er beobachtete die CIA-Mitarbeiter, die mit Gesichtern herumliefen, als träfen sie letzte Vorbereitungen für den dritten Weltkrieg.
     Manche saßen an Tischen und diskutierten, über Pläne des Gebäudes gebeugt. Andere sprachen mit wichtiger Miene in ihr Mobiltelefon.
     Wieder andere warfen ihm verstohlen misstrauische Blicke zu. Auch ohne |161| seine Uniform wäre es unübersehbar gewesen, dass er nicht dazugehörte.
    Eine junge Kellnerin offensichtlich amerikanischer Herkunft kam an seinen Tisch und fragte ihn nach einem Getränkewunsch.
     Nach kurzem Überlegen bestellte er einen Kaffee. Er war ziemlich robust, was Schlafmangel anging, aber heute spürte er die
     Auswirkungen der Zeitverschiebung und des langen Fluges. Trotz aller Bemühungen der Fluggesellschaften um bequeme Liegesitze
     in der Business Class konnte er mit seiner Körperlänge auf Transkontinentalflügen nicht gut schlafen. Außerdem ahnte er, dass
     Jim Cricket ihn noch eine Weile würde warten lassen.
    »Die Grille«, wie alle ihn in Anspielung auf eine Figur aus einem Disney-Film nannten, genoss in den

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