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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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amerikanischen Regierungsbehörden
     einen legendären Ruf. Er hatte seine Karriere beim FBI begonnen, indem er im Alter von fünfundzwanzig einen seit Jahren gesuchten
     Serienmörder ausfindig gemacht und in einer spektakulären Aktion verhaftet hatte. Nach dem 11. September hatte ihn die CIA
     als Terroristenjäger abgeworben. Angeblich hatte er durch clevere Ermittlungen mehrere Terroranschläge in London, Kairo und
     Singapur vereitelt. Er war inzwischen zum Hauptabteilungsleiter für Terrorabwehr aufgestiegen. Harrisburg machte sich keine
     Illusionen, dass Cricket viel auf seine Meinung geben würde.
    Dieser Eindruck wurde verstärkt, als sich die Wartezeit in die Länge zog. Harrisburg bestellte einen zweiten Kaffee. Nach
     einer Weile hielt er es nicht mehr aus und wanderte hinaus auf die Aussichtsplattform unter der Glaskugel. Er sah auf die
     Straßen hinab, betrachtete die zahllosen Flachdächer und versuchte, zu erahnen, von wo der Angriff kommen würde.
    Das Gewirr der Straßen von Riad war ein ideales Versteck für Terroristen. Doch um die Konferenz ernsthaft zu |162| gefährden, reichte es nicht aus, einen Selbstmordattentäter mit einem Sprengstoffgürtel oder eine Autobombe in die Nähe des
     Hotels zu bringen. Die Straßen würden während der Konferenz in weitem Umkreis gesperrt sein, sämtliche umliegenden Häuser
     geräumt. AWACS-Aufklärungsflugzeuge würden den Luftraum sichern. Der zivile Flugverkehr würde eingestellt. Ein versuchter
     Flugzeugangriff auf das Hotel würde lange bevor die Maschine auch nur in die Nähe der saudi-arabischen Hauptstadt käme vereitelt
     werden.
    Um die Konferenzteilnehmer ernsthaft zu gefährden, brauchte man schwere Waffen – ein Artilleriegeschütz oder eine ferngelenkte
     Rakete. Doch diese waren sowohl innerhalb Riads als auch in der Wüste außerhalb der Stadt relativ leicht zu entdecken.
    Oder man musste irgendwie in das Hotel gelangen.
    Dies war sicher die größte Gefahr. Das Hotel würde in den nächsten Tagen zwar in eine Festung verwandelt werden. Aber jede
     Festung hatte ihren Schwachpunkt.
    Harrisburg dachte kurz an die freundliche Angestellte in der Lobby. Sie gehörte auf jeden Fall zum ursprünglichen Personal
     des Hotels – er war sicher, dass es keine CIA-Agentin gab, die so warmherzig lächeln konnte. Crickets Leute hatten ihren Lebenslauf
     und ihre Zuverlässigkeit sicher überprüft. Die übrigen Angestellten waren wahrscheinlich bis auf wenige Ausnahmen ausgetauscht
     worden. Trotzdem gab es viele Menschen, die das Hotel in- und auswendig kannten, jede Kellertür, jede Abstellkammer. Harrisburg
     konnte nur hoffen, dass die CIA ihren Job gründlich machte.
    Es dauerte über zwei Stunden, bis endlich jemand Notiz von ihm nahm.
    »Lieutenant Harrisburg?« Die Stimme war tief und hatte einen deutlichen Südstaatenakzent.
    |163| Harrisburg wandte sich um und blickte in ein sonnengegerbtes, kantiges Gesicht, das von kurzen, blonden Haaren gerahmt wurde.
    Der Mann streckte die Hand aus. »Jim Cricket. Sie sind von Miro Panicek geschickt worden, nicht wahr?«
    Harrisburg ergriff die Hand. »Ja.«
    Cricket grinste. »Ich weiß ja, die Army wartet nur darauf, dass wir diesen Job vermasseln. Aber ich verspreche Ihnen, das
     werden wir nicht. Trotzdem bin ich gern bereit, mir Ihre Vorschläge anzuhören. Falls Sie welche haben. Schließlich sind wir
     Kollegen, die für die gemeinsame Sache kämpfen, nicht wahr?« Der sarkastische Unterton war nicht zu überhören. »Aber setzen
     wir uns doch.« Er deutete auf einen der Restauranttische direkt an der Glasfront. »Tolle Aussicht, oder?«
    Harrisburg sagte nichts.
    »Ich habe schon davon gehört, dass Sie eher von der schweigsamen Sorte sind, Bob. Man erzählt sich, wenn Sie etwas sagen,
     dann lohnt es sich, zuzuhören.« Natürlich wusste die CIA über jeden Bescheid, der dieses Hotel betrat.
    »Wie werden Sie das Gebäude gegen unbefugtes Eindringen sichern?«
    Cricket lächelte schief. »Sie werden sicher Verständnis dafür haben, dass ich Ihnen nicht alle Details erzähle. Wir wollen
     ja potenziellen Angreifern nicht die Überraschung verderben.« Damit deutete Cricket an, dass er Geheiminformationen innerhalb
     der Army für nicht absolut sicher hielt. Eine unverschämte Unterstellung, die Panicek Zornesröte ins Gesicht getrieben hätte.
     Harrisburg jedoch ließen solche Sticheleien kalt.
    »Ich nehme an, Sie haben während der Konferenz bewaffnete Agenten im Gebäude, für den

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