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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auf einem Tisch
     herumgestanden. Borg mochte skrupellos sein, lebensmüde wirkte er nicht.
    »Aber was ist es dann, das er dort macht? Es muss eine militärische Bedeutung haben. Anders ist der Aufwand, mit dem wir gejagt
     werden, nicht zu erklären.«
    »Das stimmt wohl.« Rafael reichte ihr eine Hand und half ihr, einen glitschigen, mit Moos bewachsenen Felsen zu erklimmen.
     »Vielleicht arbeitet er an irgendwelchen Psychopharmaka. Die Gorillas in der Hütte wirkten apathisch, wie betäubt.«
    |186| »Du meinst so was wie K.-o.-Tropfen? Solches Zeug gibt es doch schon genug.«
    »Oder irgendwelche Designerdrogen. Dann haben wir wahrscheinlich die ugandische Drogenmafia am Hals.«
    »Drogen? Aber wozu dann die Tierversuche an Gorillas?«
    »Auch wieder wahr. Hmm.« Rafael hockte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und holte das Fläschchen hervor. Er hielt es
     gegen das Licht. »Olfana arbeitet doch an Duftstoffen zur Abschreckung von Schädlingen. Vielleicht ist das hier so eine Art
     Monsterstinkbombe.« Er hielt das Fläschchen an die Nase, konnte aber offenbar nichts riechen.
    Trotz ihrer verzweifelten Lage musste Marie grinsen. »Nun hör aber auf! Dafür würden die doch nicht eine halbe Armee in Bewegung
     setzen!«
    »Wer weiß? Stinktiere nutzen doch auch einen Duftstoff sehr effektiv zur Verteidigung. Vielleicht riecht das Zeug so schrecklich,
     dass man davon ohnmächtig oder kampfunfähig wird. Aber das können wir ja rausfinden.« Er machte Anstalten, das Fläschchen
     zu öffnen.
    »Lass das bloß sein!«, rief Marie, schärfer als nötig. »Eine weitere Katastrophe können wir jetzt wirklich nicht gebrauchen.«
    Rafael sah sie einen Moment lang herausfordernd, beinahe trotzig an.

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    |187| 20.
    »I can’t get no … satisfaction …« Karim bin Abdul-Hamid bin Farid Al-Kalar, der Emir des winzigen Inselstaates Kalarein vor
     der Küste Saudi-Arabiens, sang aus voller Kehle. Der alte Stones-Song klang dumpf durch das Rauschen der Dusche. »But I try
     … I try …« Der Emir wusch den Schaum aus seinem dichten schwarzen Haar, drehte den Wasserhahn zu und trocknete sich ab, während
     Mick Jagger in ohrenbetäubender Lautstärke aus den versteckten Lautsprechern dröhnte. Er schaltete die Musik aus und zog einen
     schlichten, dunkelgrauen Armani-Anzug, dessen Hose ein wenig am Bund kniff, ein weißes Hemd und eine rosaweiß gestreifte Krawatte
     an. So ausstaffiert verließ er seine privaten Gemächer und ging ins Esszimmer, wo seine Mutter bereits mit dem Frühstück auf
     ihn wartete.
    Sein Elternhaus als Palast zu bezeichnen, wäre vielleicht übertrieben gewesen – es besaß nur fünfzehn Zimmer und einige Nebenräume.
     Trotzdem war Karim sich bewusst, dass er in verschwenderischem Luxus lebte. Nun, ein paar Vorteile musste es ja haben, Emir
     zu sein. Und verglichen mit den anderen Scheichs führte er ein geradezu bescheidenes Leben. Neben dem Porsche und dem Bugatti
     besaß er nur einen einzigen Ferrari, und der hatte noch nicht mal eine Sonderlackierung.
    Nicht, dass er zu wenig Geld hätte, um in ebensolchem Luxus zu schwelgen wie die anderen. Sein Vater war vor drei Jahren gestorben,
     als Karim gerade dreiundzwanzig geworden war. So war er der jüngste Emir der Welt, was immer dieser Titel wert war. Er hatte
     sein Studium des Internationalen Managements in Harvard abbrechen müssen, |188| um zu Hause die Verantwortung für den kleinen Inselstaat zu übernehmen. Kalarein hatte gerade mal dreißigtausend Einwohner.
     Wenn er sich neuen Geschäftspartnern vorstellte, sahen diese ihn in der Regel verwundert an – von dem Emirat hatten sie noch
     nie etwas gehört. Karim war das ganz recht. Die Aufmerksamkeit der internationalen Politik durften sich gern andere teilen.
    Kalarein war im Grunde nur ein karger, unfruchtbarer Steinhaufen im Persischen Golf. Es besaß keine Ölquelle und auch sonst
     wenig natürliche Ressourcen. Es hatte auf der Insel nur etwa ein Dutzend Palmen gegeben, bevor sein Großvater in der Mitte
     einen prächtigen Park angelegt hatte. Doch Kalarein lag im Zentrum der Ölstaaten, und Karims Familie hatte früh gelernt, aus
     dem Reichtum der anderen Scheichs Kapital zu schlagen.
    Es hatte damit angefangen, dass sein Urgroßvater Ölpumpen aus Amerika importiert hatte. Später hatte er auf der Insel eine
     der ersten Raffinerien der Region errichtet und eine Flotte von Tankern betrieben. Aus dem kleinen Fischerdorf war ein Hafen
     geworden, an dem die

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