Der Duft
des Gesetzes zum Schutz der Wildtiere?
»This is a mistake!«, rief sie. Sie warf einen verzweifelten Blick zu Kobeke, der sie unverwandt ansah. »Please! We are here
to report illegal experiments with animals! We’ve been ambushed by …«
Der Polizist hörte ihr nicht zu. Er riss ihr die Arme hinter den Rücken und legte ihr Handschellen an. Dann stieß er sie und
Rafael auf die Rückbank des Jeeps.
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|205| 23.
»So eine Scheiße!«, fluchte Marie, als sie durch Schlaglöcher und Pfützen in Richtung Kisoro rumpelten. »Kobeke muss da was
falsch verstanden haben. Wenn wir auf der Polizeistation sind, rufen wir Joan Ridley an. Sie wird das Missverständnis aufklären
können.«
Rafael aber schüttelte nur den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das hier ein Missverständnis ist.«
Sie sah ihn erschrocken an. »Meinst du etwa, Borg steckt dahinter?«
»Keine Namen«, sagte Rafael. Aber seine Augen sprachen eine deutliche Sprache.
»Hey, you!« Der Beifahrer drehte sich zu ihnen um. »Shut up! No speaking!«
Sie fuhren schweigend weiter. Nach einer Viertelstunde erreichten sie eine etwas breitere Straße, die jedoch ebenfalls von
Schlaglöchern übersät war. In Deutschland wäre sie als Feldweg durchgegangen, hier war sie so etwas wie eine Bundesstraße,
die Kisoro mit den Städten im Norden verband.
Zu Maries Entsetzen bog der Jeep nicht in Richtung der Stadt ab, sondern folgte weiter der Hauptstraße. »Where are we going?«,
rief sie. »Why are we not driving to the police station?«
Die beiden Männer ignorierten sie.
Nach einer Weile bog der Jeep in einen schmalen Weg, der in ein kleineres Waldstück führte. Marie fühlte Panik in sich aufsteigen.
Hatte man sie nur aus dem Umfeld der Parkstation entfernt, um sie an einem abgelegenen Ort unauffällig zu beseitigen? Niemand
würde in diesem gottverlassenen |206| Land jemals ihre Leichen finden! Es würde heißen, sie seien bei dem Unfall mit dem Taxi ums Leben gekommen.
Trotz ihrer auf den Rücken gefesselten Hände versuchte sie verzweifelt, die Tür des Jeeps zu öffnen, doch die Griffe waren
von den hinteren Innenseiten abmontiert worden. Sie warf einen Blick zu Rafael. Sein normalerweise unbekümmertes Gesicht war
versteinert. Dass selbst er keine Hoffnung mehr hatte, zeigte ihr mehr als alle anderen Umstände, wie verloren sie waren.
Es gab auf einmal so viel, was Marie ihm sagen wollte. So viel, dass sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Und so schwiegen
sie beide, wie gelähmt von Todesangst und Verzweiflung.
Der Jeep hielt auf einer Lichtung neben einem Militärlaster ohne Hoheitszeichen. Zwei Männer erwarteten sie dort. Der eine
hatte fast blauschwarze Haut und trug Militärkleidung. In der Hand hielt er lässig eine Maschinenpistole. Der andere hatte
hellere Haut, eine markante, gebogene Nase und trug ein kariertes Kopftuch, das seine arabische Herkunft verriet.
Die Polizisten unterhielten sich kurz mit den beiden. Dann gab der Araber ein Kommando, und sie wurden aus dem Jeep gezerrt
und auf die Ladefläche des LKW geworfen, die mit einer Plane abgedeckt war. Der Araber befestigte Ketten an ihren Handschellen
sowie an den Eisenstreben, die die olivgrüne Abdeckung des LKW trugen. Sie hatten also keine Chance, während der Fahrt von
der Ladefläche zu springen. Er betastete ihre Kleidung und nahm Rafaels Portemonnaie mit Ausweis und Geld an sich. Marie hatte
ihre Brieftasche schon bei dem Unfall mit dem Taxi verloren. Als er sich über sie beugte, nahm sie seinen Geruch wahr, der
auf unangenehme Weise an ranziges Fett erinnerte. Maries verzweifelte Fragen ignorierte er, ohne |207| auch nur das Gesicht zu verziehen. Er betrachtete kurz Maries Cartier-Uhr, ließ sie ihr dann aber. Offenbar war er nur an
ihren Ausweisdokumenten und Bargeld interessiert.
Dann stieg der Araber in die Fahrerkanzel. Die Ladefläche erzitterte, als der LKW startete. Beißender Dieselgestank drang
Marie in die Nase.
»O mein Gott!«, schluchzte sie, während der Laster zurück auf die Hauptstraße rollte. »O mein Gott!«
»Immerhin, sie haben uns nicht umgebracht«, sagte Rafael. »Sie haben noch irgendwas mit uns vor.«
Marie konnte sich gut vorstellen, was das war. Die Nachrichten waren ja voll von solchen Fällen. »Das sind Terroristen, und
wir ihre Geiseln. Sie werden irgendwelche absurden Forderungen stellen, und irgendwann bringen sie uns dann vor laufender
Kamera um.«
»Cool«, sagte Rafael,
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