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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vorbeizuschauen. Sie wollte sich
     erkundigen, was aus den beiden Deutschen geworden war und was die örtlichen Behörden in Bezug auf die Tierversuche unternommen
     hatten. Sie machte sich allerdings keine großen Illusionen in Bezug auf diese Frage.
    Sie betrat die Polizeistation, ignorierte die Proteste der dicken Assistentin, die behauptete, Hauptmann Igu Bolomanjar sei
     in einer wichtigen Besprechung, und betrat sein schäbiges kleines Büro.
    |273| Der Hauptmann war allein. Er blätterte in irgendwelchen Papieren, als sie eintrat. Wahrscheinlich war er von der durchdringenden
     Stimme seiner Assistentin aus dem Mittagsschlaf gerissen worden und gab sich jetzt alle Mühe, beschäftigt auszusehen.
    Nicht, dass es für die Polizei von Kisoro nicht genug zu tun gegeben hätte. Die Kriminalitätsrate war hoch, Diebstähle und
     Raubüberfälle waren an der Tagesordnung. Doch die Polizei griff selten ein. Nur wenn ein Ausländer zu Schaden kam, fühlte
     man sich bemüßigt, zumindest der Form halber in Aktion zu treten, denn Überfälle auf Ausländer waren schlecht für das Image
     als Touristenstadt. Das wussten auch die Kriminellen und beschränkten sich darauf, den Ausländern mit überteuerten Souvenirs
     oder absurden Preisen für Waldführungen das Geld aus der Tasche zu ziehen oder es später denjenigen zu stehlen, bei denen
     die Touristen ihr Geld gelassen hatten.
    Ridley mochte den Hauptmann nicht, und diese Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie wusste, dass sie für ihn ein Ärgernis
     war, ein Störenfried, der sich statt für die Menschen in Kisoro nur für Tiere interessierte. Jedes Mal, wenn sie sein Büro
     betrat, bedeutete das ein Problem. Andererseits wusste er, dass sie weitreichende Beziehungen bis ins Fremdenverkehrsministerium
     in Kampala hatte und ihre Stimme international Gehör fand. Also konnte er sie nicht einfach ignorieren.
    »Guten Tag, Mrs. Ridley«, sagte er in der übertrieben freundlichen Art, mit der er sie seine Abneigung spüren ließ.
    Sie hielt sich nicht damit auf, die leere Höflichkeitsfloskel zu erwidern. »Ich hätte gern gewusst, was Sie in Bezug auf die
     illegalen Tierversuche mit Gorillas unternommen haben.«
    Der Hauptmann kniff die Augen zusammen. »Illegale Tierversuche? Mit Gorillas?«
    |274| Ridley spürte, wie der Zorn in ihr hochkochte, doch sie nahm sich zusammen. Sie durfte nicht vergessen, dass sie es hier mit
     einem offiziellen Beamten Ugandas zu tun hatte. Bisher hatten sie in einer Art Waffenstillstand miteinander gelebt. Wenn sie
     den Bogen überspannte, würde sie sich mehr Ärger einhandeln, als sie bewältigen konnte. Am Ende wären die Gorillas die Leidtragenden.
    »Hauptmann Bolomanjar, ich bin sicher, Sie wissen, wovon ich rede. Um Ihr Gedächtnis aufzufrischen: Vor ein paar Tagen waren
     zwei Deutsche bei mir und haben mir von illegalen Tierversuchen berichtet, die in einem Forschungslabor hier in der Nähe durchgeführt
     worden seien. Ich habe Kobeke gebeten, die beiden zu Ihnen zu begleiten. Ich nehme an, sie waren inzwischen hier und haben
     Bericht erstattet. Was also haben Sie unternommen?«
    »Deutsche? Ich weiß nichts von irgendwelchen Deutschen«, sagte der Hauptmann. »Hier war jedenfalls niemand.« Er rief die dicke
     Assistentin herein. »Kata, waren in den letzten Tagen irgendwelche Deutschen hier und haben was über verbotene Tierversuche
     erzählt?«
    »Deutsche? Nein, Chef.«
    »Da sehen Sie es, Mrs. Ridley. Keine Deutschen. Keine illegalen Experimente mit den Gorillas, die wir alle so sehr lieben.
     So etwas würden wir ganz bestimmt nicht dulden!«
    Ridley musterte den Hauptmann besorgt. Sie kannte ihn mittlerweile recht gut und hatte ein Gespür für seine Vorgehensweise
     und seine Lügengeschichten entwickelt. Wenn die beiden tatsächlich hier gewesen wären und ihm von der Sache erzählt hätten,
     dann hätte er sehr wahrscheinlich behauptet, die halbe Polizei Ugandas auf den Fall angesetzt zu haben. Üblicherweise versuchte
     er, sich Ridley vom Leib zu halten, indem er jede Menge Scheinaktivität entfaltete, selbst wenn er nicht wirklich an einer
     Aufklärung interessiert war. Doch seine Ahnungslosigkeit wirkte echt.
    |275| »Was genau waren das denn für Leute, diese Deutschen?«
    Ridley erzählte kurz, wie sie die beiden aufgegriffen und mit Kobeke in die Stadt geschickt hatte.
    Der Hauptmann runzelte die Stirn. »Die beiden haben behauptet, sie seien in dem Taxi von Nathan Gombali gewesen, sagen Sie?
     Es

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