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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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erheben würde. Hat er aber. Und das nicht nur einmal. Es würde mir zu denken geben, dass sie Brüder sind.“ Matilda atmete tief aus und strich über Justines Arme.
    Dann wich sie zurück und warf einen Blick über die Schulter, ehe sie Justine wieder ansah. „Sie sollten jetzt nicht allein sein. Schlafen Sie heute Nacht bei mir – wenn es sein muss, auch jede Nacht.“ Behutsam legte sie den Arm um sie und zog sie mit sich. „Kommen Sie.“
    Justine ließ es geschehen. „Eigentlich sollte ich Ihnen helfen, nicht Sie mir.“
    Matilda drückte sie fester an sich. „Dazu sind Freunde doch da. Und nach allem, was Sie heute für mich getan haben, werden Sie immer meine Freundin sein.“
    Nun legte auch Justine den Arm um sie. Wenngleich Radcliff – von der Londoner Gesellschaft ganz zu schweigen – ihre neue, in höchst misslicher Lage sich befindende Freundin kaum gutheißen mochte, sie tat es wohl. Und nur darauf kam es an.
    Ganz genau. Von jetzt an würde sie persönlich dafür Sorge tragen, dass Matilda ihren Aufenthalt im Hause Bradford in bester Erinnerung behielt. Eine schöne Erinnerung, von der sie ihrem Kind im Lauf der Jahre immer wieder erzählen konnte. Und Radcliff würde seinen Teil dazu beitragen – ob es ihm nun gefiel oder nicht.

16. Skandal
    Traurig, aber wahr: Oft dauert es das halbe Leben, bis man seinen Sinn erkennt. Doch trägt mich die Hoffnung, Sie davor zu bewahren, mehr als nötig Ihres Lebens zu verschwenden.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    G relles, golden strahlendes Sonnenlicht drängte gegen Radcliffs geschlossene Lider. Seine Glieder spannten und schmerzten empfindlich. Der Gestank von Portwein hing ihm in der Nase, auf der Haut. Schlimmer noch: ein widerlich saurer Geschmack klebte an seinem Gaumen.
    Immerhin atmen konnte er noch, wenngleich nur mit Mühe, brannte ihm die Kehle doch höllisch bei jedem Atemzug, der ihm über die trockenen Lippen kam.
    Vorsichtig bewegte er den Kopf und zuckte zusammen. Ihm brummte der Schädel, als wollte er gleich in Stücke springen.
    Jemand stupste ihn an die Schulter. „Euer Gnaden?“
    Blinzelnd öffnete Radcliff die Augen und bereute es sofort. Gleißendes Licht schlug ihm entgegen. Nachdem er sich langsam daran gewöhnt hatte, konnte er Jeffersons rundes Gesicht und seine breiten Schultern ausmachen.
    Er blinzelte erneut. Warum lag er denn auf dem Boden? Noch dazu im Empfangszimmer? Und warum kniete sein Butler neben ihm und sah so besorgt drein?
    Nun jedoch lächelte Jefferson – ja, er strahlte geradezu –, und seine blauen Augen funkelten belustigt. „Einen Moment lang hatte ich schon gedacht, Sie wären tot, Euer Gnaden.“
    Radcliff lachte schnaubend und zuckte gleich wieder zusammen, als er merkte, dass längst nicht nur sein Schädel schmerzte. Seine Brust und alle Gliedmaßen fühlten sich an, als wäre er von einem Vierspänner überrollt worden. „Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Jefferson. Aber ich bin quicklebendig.“
    „Ach, da machen Sie sich mal keine Sorgen, Euer Gnaden. Ich bin es gewohnt, enttäuscht zu werden.“ Jefferson schob Radcliff seine behandschuhten Hände unter die Arme und half ihm so weit hoch, das er mehr schlecht als recht saß. „Können Sie aufstehen?“
    Radcliff nickte, holte tief Luft und hievte sich hoch auf die bestiefelten Füße. Wackelig stand er da und wartete, dass das Zimmer aufhörte, sich um ihn zu drehen. Während er so wartete, versuchte er sich zu erinnern, was genau gestern Abend vorgefallen war. Übelkeit stieg in ihm auf, er schluckte sie hinunter. Eigentlich konnte er sich an gar nichts mehr erinnern – nur noch an Justines Schluchzen. Daran erinnerte er sich in erschreckender Deutlichkeit.
    Oh Gott. Was hatte er nur getan?
    Er sah an sich hinab, tastete hastig nach seinen Hosenknöpfen, fand sie jedoch alle an Ort und Stelle und geschlossen. Was aber noch lange nicht heißen musste, dass er nicht …
    Er wandte sich um und packte Jefferson beim Revers seiner dunklen Livree und zog den bulligen Butler heftig an sich. „Was habe ich getan?“, rief er. „Habe ich ihr wehgetan? Habe ich meiner Frau etwas getan?“
    Jefferson blickte ihn völlig entgeistert an. „Nicht, dass ich wüsste, Euer Gnaden. Aber die Unmengen an Portwein und Brandy haben Sie nicht gerade umgänglicher gemacht, wenn ich das mal so sagen darf.“
    Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Er wollte doch, dass Justine stolz auf ihn war. Nicht, dass sie seinetwegen weinte.

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