Der Dunkle Code
Dietrich, während er nach seiner Brusttasche griff.
Achim hielt vor dem Gasthaus Grosch an. »Ich kann es holen.«
»Ich bestelle inzwischen das Essen. Für dich also Lamm?«
»Mit Spinat. Kein Sauerkraut.«
Achim fuhr zurück und Dietrich betrat das Lokal, setzte sich an einen Tisch und bestellte das Essen. Wieder vertiefte er sich in die Lösung des Codes, wobei er Zahlen auf die Papierserviette schrieb. Nach einer Weile setzte sich ein Mann zu ihm und erzählte von ausländischen Jungen, die im Lokal gewesen waren.
Achim trat aufs Gas und bog in die Oberstbrunner Straße ein in Richtung Villa. Für seine Bereitschaft zurückzufahren gab es noch einen zweiten Grund: Ihm war, als hätte er vergessen, die Haustür abzuschließen.
Das wäre eine nicht zu entschuldigende Nachlässigkeit. Falls es stimmte, würde er es für sich behalten. Dietrich Gruber verlangte Präzision und ständige Wachsamkeit. Achim wusste, dass er sich keine Fehler leisten konnte.
24
Aaro schlich im halbdunklen Haus die Treppe hinauf. Niko sah sich unten im Wohnzimmer um und flüsterte, in seiner Taschenlampe gingen die Batterien zur Neige.
Aaro leuchtete mit seiner Maglite ins große Arbeitszimmer, an dessen Wänden die Bücherregale bis zur Decke reichten. Mitten im Raum stand ein Schreibtisch aus dunklem Holz, dahinter sah man zwei alte Kontorstühle, ebenfalls aus Holz. Der Tisch war übersät mit vergilbten Blättern und alten Büchern, die sich zum größten Teil mit den Rittern der Tafelrunde, mit dem Gral, mit Siegfried, Beowulf und anderen alten germanischen Helden befassten.
Er nahm eines der dicken Bücher in die Hand und leuchtete auf den Umschlag. Als Erstes fiel der Lichtkegel auf ein Hakenkreuz, dann auf den Buchtitel: KNIFFLIGE MATHEMATISCHE AUFGABEN FÜR DIE HITLERJUGEND. Aaro schlug das Buch auf. Vorne stand der Name des Verfassers: Heinrich Gruber.
Aaro fuhr zusammen. Inzwischen war Niko nach oben gekommen und Aaro zeigte ihm die Widmung, die ins Buch geschrieben worden war: Für Dietrich, Berlin, 24/12/1944. Vater.
»Er hat das Buch seinem Sohn gewidmet«, flüsterte Aaro. »Silberlocke ist der Sohn von diesem Nazi-Heinrich.«
Aaro holte tief Luft. Was für Probleme wurden am Schreibtisch von Dietrich Gruber gelöst? Aus Versehen stieß er gegen einen Stapel Zeitschriften, die auf dem Boden lagen. Sie hatten mit Wissenschaft und mit Schach zu tun. Und auf allen Adressaufklebern stand derselbe Name: Dietrich Gruber.
»Ich werfe noch einen Blick in die anderen Zimmer«, sagte Niko blass. »Und dann hauen wir ab … dieses Haus strapaziert meine Nerven.«
Mit gesteigertem Interesse richtete Aaro die Lampe auf eines der Bücherregale. In einem Fach lag ein zusammengerolltes DIN-A3-Blatt auf den Büchern, das er vorsichtig herauszog und aufrollte. Es war ein Kunstdruck von Caravaggios Bild von der Grablegung. Genau von dem Gemälde, das aus dem Vatikan gestohlen worden war.
Durch diesen Fund war Aaro schlagartig hellwach. Die Zufälle häuften sich hier ganz gewaltig. Er rannte aus dem Zimmer und wollte gerade Niko rufen, als er unten knarrend die Haustür aufgehen hörte.
Blitzartig duckte sich Aaro und kroch unter den Schreibtisch. Das Versteck war schlecht, aber auf die Schnelle fand er kein anderes.
Er hörte schnelle Schritte auf der Treppe, es wurde Licht gemacht, jemand eilte hin und her, dann ging das Licht wieder aus und die Haustür fiel zu. Schließlich drehte sich der Schlüssel im Schloss. Aaro erkannte Nikos vorsichtige Schritte auf der Treppe und kroch unter dem Schreibtisch hervor.
»Jemand war hier und hat etwas geholt«, flüsterte Niko. »Zum Glück hatte ich die Tür von innen verriegelt, dadurch hatte ich gerade noch Zeit genug, um mich zu verstecken.«
Nikos Lampe flackerte, die Batterien waren fast am Ende. Mit zitternden Händen schaltete Aaro seine Taschenlampe wieder an, leuchtete über den Papierstapel auf dem Schreibtisch und sagte: »Pass du draußen auf. Auch wenn ich nicht glaube, dass sie so schnell wiederkommen. Ich muss mich hier unbedingt weiter umsehen, wenn wir schon mal da sind«
Niko ging die Treppe runter. Aaro hörte, wie sein Freund die Hintertür öffnete und nach draußen schlüpfte, ohne die Tür ganz zu schließen. Aus dem Wald drang der Ruf einer Eule herein.
Achim Woinowitsch war nur hundert Meter weit gefahren, dann bog er in einen Waldweg ein. Mit der Kurzwahltaste wählte er Dietrichs Nummer und der Boss meldete sich sofort.
»Hallo, Boss. Wir
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