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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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dem Ankömmling mit gesenkter Stimme etwas zu erklären. Unter dichten Augenbrauen wurden Niko und Aaro immer feindseligere Blicke zugeworfen. Aaro dachte, dass der Kopf des dicken Mannes bestens unter eine Mütze der Waffen-SS gepasst hätte.
    Dann aber richtete Aaro seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Das größte Mysterium war das Verschwinden des Goldschatzes, der SS-Oberstleutnant Adolf Eichmann anvertraut gewesen war. Als die Spitze der US-Armee am 8. Mai 1945 das österreichische Altaussee erreichte, war der Nazistützpunkt auf der Blaa-Alm verlassen. Zwei Lastwagen, die Augenzeugen zufolge eine Woche zuvor mit Kostbarkeiten beladen worden waren, standen leer da. Die US-Armee hat Eichmanns Gold nie gefunden. Eichmann wurde 1962 in Israel hingerichtet, nachdem ein jüdisches Kommando ihn in Argentinien geschnappt und nach Israel gebracht hatte. Der für den Holocaust mitverantwortliche Transportoffizier nahm sein Geheimnis mit ins Grab.
    »Jetzt verschwinden wir«, flüsterte Niko ungeduldig.
    »Warte.«
    Aaro las den Text auf dem Bildschirm wie eine spannende Geschichte: Nach der Einschätzung vieler Wissenschaftler waren das Gold und das übrige Hab und Gut in der Umgebung von Altaussee versteckt, und zwar innerhalb einer Fläche von nur neun Quadratkilometern. Die Lastwagen, die zum Stützpunkt zurückgebracht worden waren, bezeugten, dass der Schatz nicht weit weg sein konnte. Im Jahr 1982 hatte man dann in einer kleinen Alpenhütte auf der Blaa-Alm mehrere Kilo Goldmünzen entdeckt.
    Und von Bergstein aus waren es bis dorthin gerade mal dreißig Kilometer.
    Plötzlich wurde sich Aaro der Stille ringsum bewusst. Einer der dicken Alpenbewohner war in die Nähe des Computers gekommen und hatte offenbar die geöffnete Internetseite gesehen. Der Mann war an seinen Tisch zurückgekehrt und nun herrschte eisige Stille.
    Aaros Kehle wurde trocken. »Wir gehen.«
    »Du musst alle Seiten löschen«, flüsterte Niko. »Ich traue diesen Typen hier überhaupt nicht.«
    Aaro löschte den Verlauf und loggte sich sorgfältig aus, obwohl die anwesenden Gäste seiner Einschätzung nach nicht einmal wussten, wie man einen Computer einschaltete. Mit den Blicken der Biertrinker im Rücken verließen die beiden Jungen den Gastraum.
    »Freiwillig würde ich in diesem Kaff nicht Urlaub machen«, schnaubte Niko draußen beim Auto.
    Allmählich umschloss die Dunkelheit des anbrechenden Abends die Alpenlandschaft. Trotz des recht milden Frühlingswetters lag zwischen den Felsenhängen noch eine winterliche Kühle in der Luft. Am Fuß der Berge war alles gut, solange die Sonne schien, aber gegen Abend verlor die Umgebung an Farbe und wirkte abweisend. Die Berghänge im Südwesten sorgten dafür, dass die Sonnenstrahlen schon früh das Dorf nicht mehr erreichten.
    »Irgendwo habe ich gelesen, dass irgendein Alpendorf, das auf der Schattenseite liegt, oben auf den Bergen ein riesiges Spiegelsystem bauen will, das dann Licht ins Dorf reflektiert«, sagte Aaro, als sie losfuhren. »Angeblich leiden die Dorfbewohner wegen des Lichtmangels unter Depressionen und anderen psychischen Problemen.«
    »Unsere Helden des Bierkrugs von eben schienen jedenfalls wirklich an etwas zu leiden, und zwar gewaltig.«
    »Wenn der Lichtmangel sich so stark auf die Menschen auswirkt, müsste man über Finnland einen Riesenreflektor aufhängen.«
    An einer Gärtnerei, die auch jede Menge Gartenzwerge verkaufte, bog Niko in die Hauptstraße ein und fuhr in Richtung der Alpenvilla Gruber in der Nähe der österreichischen Grenze.
    »Hast du auch deinen Dietrich dabei?«, fragte Aaro.
    »Ja. Aber bist du wirklich der Meinung, dass wir da reingehen sollen?«
    »Je nachdem, wie die Lage ist«, gab Aaro knapp zurück. In Gedanken war er noch mit den Texten beschäftigt, die er gerade im Internet gelesen hatte. »Hier waren die Nazis in den letzten Kriegstagen«, sagte er mit einer ausholenden Handbewegung. »Hier« ,wiederholte er noch mal besonders deutlich, da Niko nicht reagierte. »In diesen Dörfern. In diesen Bergen.«
    »Aber ich verstehe immer noch nicht, was diese Nazigeschichten mit dem Kunstraub im Vatikan zu tun haben.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass sie etwas miteinander zu tun haben. Sie könnten aber damit in Verbindung stehen …«
    Niko bremste leicht ab, als ihnen ein Fahrzeug entgegenkam.
    »Ist das die Silberlocke?«, fragte Aaro leise. Ein weißer Mercedes-Geländewagen rauschte an ihnen vorbei.
    »Bist du farbenblind? Der hat

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