Der dunkle Highlander
Sprachen.
Schließlich gewann er die Kontrolle über sich und seine Triebe zurück. Zumindest so weit, dass er ohne Sex auskam.
Morgen musste seine störrische Gefangene unter die Dusche, entschied er und ärgerte sich, weil sie so wenig Vertrauen hatte. Sie würde duschen, und wenn er sie den ganzen Tag im Badezimmer einsperren musste.
Als ob er sich auf sie stürzen würde, wenn sie unter der Dusche stand. Er hatte doch gerade bewiesen, dass er sich beherrschen konnte. Wenn es um sie ging, brachte er wahrhaft Selbstbeherrschung auf. Hätte sie nur die geringste Ahnung, wie sehr er mit sich rang und wie schwierig alles gewesen war und dass er dennoch gesiegt hatte, dann würde sie duschen.
Von wegen! Dann würde sie sich wahrscheinlich von der Terrasse dreiundvierzig Stockwerke in die Tiefe stürzen, um mir zu entkommen. Er stand auf und öffnete eine der Terrassentüren einen Spalt.
Die nächtliche Stadt war so still, wie das brodelnde Manhattan um vier Uhr morgens nur sein konnte. Es herrschte unbeständiges Märzwetter, die Temperaturen schwankten seit Tagen zwischen mild und eisig. Jetzt wurde es wieder lau, aber bis zum Vormittag konnte sich der leichte Nieselregen durchaus in Schnee verwandeln. Der Frühling versuchte, den Winter in die Flucht zu schlagen, hatte aber keinen Erfolg. Im Grunde spiegelte das seine eigene düstere Gemütslage wider.
Er stieß heftig den Atem aus und setzte sich hin, um sich in das dritte Buch der Manannän zu vertiefen. Nach diesem letzten Buch würde er seine Zelte abbre chen. Nicht gleich morgen, aber am Tag darauf. Hier hatte er alles erledigt, was er tun konnte. Er bezweifelte, dass er in diesem Buch das Gesuchte finden konnte. Einst hatte es fünf Bücher der Manannän gegeben, aber nur drei waren erhalten. Die ersten beiden hatte Dageus bereits gelesen; sie befassten sich mit den Sagen der irischen Götter vor der Ankunft der Tuatha De Danaan. In diesem Buch fanden sich ebenfalls Geschichten über die Götter und ihre Begegnungen mit den ersten Siedlern, die nach Irland kamen. Die Texte schritten in der Chronologie nur langsam voran. Drustan rechnete damit, dass die Ankunft des Volkes, auf das es ihm ankam, erst im fünften Band beschrieben wurde. Und diese Texte waren verloren. Es konnte sie höchstens noch an einem einzigen Ort geben: in der Keltar-Bibliothek.
Er musste nach Hause. Ob er wollte oder nicht. Seinem Bruder gegenübertreten, damit er in der Keltar- Sammlung nachforschen konnte. Er hatte viele Monate damit vergeudet, selbst eine Lösung zu suchen, und allmählich wurde die Zeit knapp. Wenn er noch lange wartete ... nein, er wollte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen.
Und was wird aus dem Mädchen?, meldete sich sein Anstand zu Wort.
Er war zu müde, um sich etwas vorzumachen.
Sie gehört mir.
Er würde sie mit Hilfe ihrer eigenen Sehnsüchte verführen. Das würde ihm die Sache erleichtern. Und selbst wenn sie Widerstand leistete, würde er andere Wege finden, um sie mitzunehmen.
Chloe stand unter dem heißen, prasselnden Strahl von sieben Duschköpfen - drei rechts, drei links, einer oben - und seufzte vor Wonne. Sie war sich schon vorgekommen wie eins der Schmuddelkinder auf den Plakaten. Die Tür war verschlossen, und der Stuhl, den Dageus ihr gebracht hatte, damit sie ihn unter die Klinke klemmen konnte, klemmte tatsächlich dort.
Sie hatte von ihm geträumt, war mitten in der Nacht aufgewacht und hatte ihn dabei ertappt, dass er sie mit demselben Gesichtsausdruck ansah wie in ihrem Traum. Als er ihre Fesseln gelöst hatte, war sie kaum imstande gewesen, ihn anzuschauen. Die Erinnerung an ihren Traum trieb ihr die Schamröte ins Gesicht und brachte sie zum Zittern.
Ich bin von Grund auf schlecht, hatte er gesagt. Recht hatte er. Das war er. Er lebte nach seinen eigenen Regeln. Er bestahl andere - auch wenn er steif und fest behauptete, er hätte sich die Objekte nur »ausgeliehen« und die wertvollsten gar nicht angerührt. Er hielt sie gefangen, aber er bereitete erstklassige Mahlzeiten für sie zu, und sie ... tja, sie hatte sich von ihm bestechen lassen, um ganz ehrlich zu sein. Schlimmstenfalls war er ein Verbrecher, bestenfalls könnte man ihn als einen Outcast bezeichnen.
Aber sie hatte ein Bestechungsgeschenk von ihm angenommen, also war sie jetzt wohl auch ein Outcast.
Ein von Grund auf schlechter Mensch würde sich allerdings nicht die Mühe machen, eine Frau zu warnen. Ein von Grund auf schlechter Mensch würde nicht
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