Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
Schätzen des Mittelalters führen. Allein deshalb wird sie mir verzeihen, wenn sie es schon sonst nicht kann«, fügte er bitter hinzu.
    O ja, sie würde ihm verzeihen. Er konnte ihr die Folianten und alten Schriften in die Hand drücken, und sie, die Liebhaberin von Büchern und Altertümern, würde vor Freude weinen. Das hatten sie gemeinsam: Sie hatten sich dazu verpflichtet, das Alte zu bewahren. Und Chloe gab sich nicht damit zufrieden, die Schätze nur zu pflegen; sie hatte sich auch so viel Wissen wie nur möglich angeeignet - genau wie er in seiner Rolle als Keltar-Druide.
    »Gwen wusste damals, wer ich bin.«
    »Aber sie hat dir nicht geglaubt«, erinnerte Dageus ihn. »Sie hat dich für verrückt gehalten.«
    »Ja, aber...«
    »Kein Aber. Wenn du für einen Moment deinen Mund halten würdest, wirst du hören, dass ich ihr die Entscheidung überlassen werde.«
    »Ehrlich?«
    »Ich bin nicht durch und durch skrupellos«, lautete die Antwort.
    »Du wirst ihr sagen, was du vorhast?«
    Dageus zuckte mit den Achseln. »Ich habe gesagt, dass ich ihr die Entscheidung überlasse.«
    »Das Redlichste wäre, ihr zu erklären ...«
    Nun riss Dageus der Geduldsfaden. »Ich habe nicht genug Zeit, ihr irgendetwas zu erklären!«, fauchte er. »Ich habe auch keine Zeit, sie lange zu überreden oder ihr zu helfen, all das zu verstehen.«
    Silberne Augen starrten in kupferfarbene.
    »Wenn du sie mitnimmst, wird sie wissen, dass du ein Druide bist. Ist dir das klar, Dageus? Du kannst ihr dann nicht mehr länger vormachen, ein ganz normaler Mensch zu sein.«
    »Damit werde ich fertig. Sie weiß schon jetzt, dass mit mir etwas nicht stimmt.«
    »Und was, wenn sie ...« Drustan verstummte, aber Dageus wusste, dass er von seinen eigenen Ängsten sprechen wollte, die er empfunden hatte, als er Gwen mit zurückgenommen hatte.
    »Wenn sie kreischend vor mir davonläuft? Und schreit: >Du bist ein ketzerischer Zauberer    »Dageus ...«
    »Drustan, ich brauche sie. Hörst du? Ich brauche sie.«
    Drustan sah die kaum verborgene Verzweiflung in seinen Augen, und plötzlich hatte er eine Einsicht: Dageus balancierte auf einer Rasierklinge und war sich dessen bewusst. Ihm war klar, dass er kein Recht hatte, Chloe mitzunehmen, ja dass er nicht einmal das Recht gehabt hatte, sie nach Schottland zu entführen. Aber wenn Dageus jetzt aufgab und seine Wünsche fahren ließ, wenn er jetzt kampflos hinnahm, dass er, weil er zum schwarzen Druiden geworden war, keine Zukunftsaussichten und auf nichts Ansprüche hatte, dann blieb ihm nichts, wofür es sich zu leben lohnte. Dann würde er den Widerstand aufgeben.
    Und was würde dann den Sieg davontragen? Die Ehre? Oder würde die Verlockung der absoluten Macht die Oberhand gewinnen?
    Du lieber Himmel, dachte Drustan, und es lief ihm kalt über den Rücken. Wenn sein Bruder keine Wünsche für die Zukunft und keine Bedürfnisse mehr hatte, dann verlor er den letzten Rest Hoffnung und müsste der Tatsache ins Auge sehen, dass ihm nur noch eine Wahl blieb: entweder sich dem abgrundtief Bösen zu überlassen, oder ...
    Drustan brachte es nicht fertig, den Gedanken zu Ende zu denken. Und in dem gequälten Blick von Dageus erkannte er, dass sein Zwillingsbruder all das schon längst begriffen hatte. Er kämpfte auf die einzige Art, die ihm geblieben war. Wenn Dageus' Verlangen nach Chloe der Schutzwall vor dem Tor der Hölle war, dann würde Drustan das Mädchen höchstpersönlich an seinen Bruder ketten.
    Dageus lächelte grimmig, als erahnte er seine Gedanken. »Außerdem«, fuhr ein wenig spöttisch fort, »weiß ich wenigstens, dass ich sie wieder hierher schicken kann. Gwen hatte diese Sicherheit nicht, und du hast sie trotzdem mitgenommen. Ich verspreche, sie auf die eine oder andere Art zurückzuschicken, falls etwas schieflaufen sollte.«
    Das hieß: Wenn er sein Leben verlor, denn sonst würde er sie niemals gehen lassen. Und selbst dann, während das Leben aus seinem Körper wich, müsste man sie ihm wahrscheinlich noch aus den Armen reißen.
    »Also gut.« Drustan nickte bedächtig. »Wann werdet ihr zurückkommen?«
    »Halte in drei Tagen nach eurer Zeit nach uns Ausschau. Früher werde ich die Brücke nicht passieren können.«
    Sie sahen sich schweigend an. Vieles blieb unausgesprochen. Aber es gab keine Gelegenheit zum weiteren Gedankenaustausch, denn Chloe

Weitere Kostenlose Bücher