Der dunkle Ritter (German Edition)
Gedanken, schaute Lady Emmalyn ihn an und begegnete seinem Blick. Ihr Lächeln verschwand. Ein leichter Ruck an den Zügeln, und ihr Pferd fiel in einen leichten Trab. Sie folgten der Begrenzung durch die Felder und kamen an weitläufigen Wiesen vorbei. Sie machte Cabal auf Flursteine und Grenzverläufe entlang des Weges aufmerksam und achtete darauf, so schien es, ihre Stimme nicht allzu stolz klingen zu lassen, jetzt, da sie nur zu zweit waren.
Aber als sie auf einer kleinen Anhöhe anhielten, von der aus man über die sanften Hügel und weit bis zum Horizont sehen konnte, verriet ihre Miene ihre Bewegtheit, und ihre Augen konnten die Tiefe der Liebe zu ihrer Heimat nicht verbergen.
»Ich kann mir ein Leben außerhalb dieser Grenzen nicht vorstellen«, sagte sie fast wie zu sich selbst.
Cabal wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er starrte in die Ferne und wartete das Schweigen ab, das sich ausdehnte. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie sich eine verirrte Träne abwischte. Er wappnete sich gegen ihren Kummer; er konnte sie nicht trösten. Es war nicht sein Land, und alles, was er hätte sagen können, um es ihr leichter zu machen, wäre eine Lüge gewesen.
»Dieser Ort bedeutet mir inzwischen mehr als der, in dem ich geboren bin«, fuhr sie mit leiser Stimme fort. »Ich schließe meine Augen und sehe deutlich jeden Hügel und jedes Tal vor mir, die Anordnung der Felder, die sauberen Muster der Hecken und Feldwege. Ohne meine Fantasie anstrengen zu müssen, rieche ich den Duft der Obstgärten und spüre die süße, erdverbundene Freude über geschorene Wolle und fruchtbaren Boden.« Sie lachte ein wenig, doch es klang traurig. »Ich erwarte nicht, dass Ihr das versteht.«
Doch, ich verstehe es, dachte Cabal grimmig. Seine Heimat war lange Zeit das Schlachtfeld gewesen, dessen Seufzen und dessen Geräusche und Gerüche so sehr Teil von ihm gewesen waren wie Fallonmour offensichtlich für Emmalyn. Wenn er tief durchatmete, füllten seine Lungen sich jetzt noch mit dem stechenden Geruch von Rauch und Stahl und Blut. Er schluckte und schmeckte die Härte des Krieges in seiner Kehle. Hinter seinen geschlossenen Augenlidern sah er Berge aus Trümmern, weite Flächen der Zerstörung … ein endloses Meer des Todes. Und er war überzeugt davon, dass es immer so sein würde.
Vor langer Zeit hatte er sich gesagt, dass es ihm nichts ausmachte.
»Mein Mann hat fast sein ganzes Leben hier verbracht, aber er hat Fallonmour nie wirklich zu schätzen gewusst«, hörte er Lady Emmalyn wie aus weiter Ferne sagen. »Ich glaube, er hat sich nach Abenteuern gesehnt, ähnlich wie Ihr. Als die Aufforderung an die Männer erging, sich dem Kreuzzug anzuschließen, brannte Garrett darauf fortzugehen. Er konnte nicht aufhören, von all dem Reichtum und der Ehre zu sprechen, die auf dem Feldzug zu gewinnen wären.«
»Er hat nichts von alledem in Palästina gefunden.«
Sie schwieg, offensichtlich erkannte sie den harten Klang in seiner Stimme. Sie sah ihn aufmerksam an. »Ihr kanntet meinen Mann, Sir Cabal?«
Da schwang eine Spur von Misstrauen mit. Vielleicht war es aber auch Furcht, die in ihrer zögernden Frage mitklang. »Garrett war einer von König Richards Offizieren«, erwiderte Cabal mit einem Achselzucken. »Wir waren im selben Regiment; wir haben fast zwei Jahre lang zusammen gekämpft.«
»Zwei Jahre«, wiederholte sie und wandte rasch den Blick ab. Ihre Stimme klang leise, zurückhaltend. »Dann müsst Ihr recht gut miteinander bekannt gewesen sein.«
»Bekannt – das ja, aber wir waren keine Freunde, wenn Ihr das meint, Mylady.«
Ihre fein geschwungenen Augenbrauen hoben sich. »Ich glaube nicht, dass Garrett überhaupt jemanden zum Freund hatte.«
»Nicht einmal seine Frau?«
Fühlbar erschrocken über seine Frage verkrampfte sich Emmalyn sofort. Sie blickte auf die Zügel in ihren Händen, aber ihre dunklen Wimpern verbargen, was immer sich in ihren Augen hatte zeigen wollen. »Ich glaube nicht, dass meine Ehe Euch etwas angeht, Mylord.«
Sie hatte recht, aber Cabal musste es wissen – aus mehr als einem Grund. Er überschritt damit eine Grenze, und das wusste er auch, aber die Frage hatte ihn beschäftigt, seit er Garretts schöne junge Witwe das erste Mal gesehen hatte. Er musste es wissen. »Habt Ihr ihn geliebt?«
Ihre kleine Hand packte die Zügel fester, hielt sich jetzt daran fest wie an einer Rettungsleine. Sie hob das Kinn, aber Cabal sah die Vorsicht, die sich auf ihrem Gesicht malte, sah
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