Der dunkle Ritter (German Edition)
ihre Erregung zu dämpfen, ließ die Demütigung ihre Stimme angespannt klingen. »Warum hast du das vor mir geheim gehalten, Martin? Denkst du nicht, dass ich ein Recht hatte, es zu erfahren?«
»Verzeiht, Mylady. Wir wollten es Euch sagen, aber Arlo hat uns geraten, es nicht zu tun. Er hat gesagt, Ihr wolltet nicht damit behelligt werden.«
»Zweifellos wird er Gründe für sein Verhalten gehabt haben«, sagte Sir Cabal finster. Er nagelte Martin mit einem tadelnden Blick fest. »Diebstahl ist Diebstahl, Mann, sei es Getreide oder etwas anderes. Es kann nicht hingenommen werden.«
»Und das wird es auch nicht«, fügte Emmalyn rasch hinzu, bevor der Ritter die Gelegenheit ergreifen konnte, die Angelegenheit selbst zu übernehmen und den armen Martin zu bestrafen. »Ich erwarte, sofort informiert zu werden, wenn diese Räuber zurückkommen, Martin, ist das klar? Bis dahin nehmt von Fallonmours Vorräten das, was ihr an die Diebe verloren habt und bringt es zurück ins Dorf. Ich will nicht, dass meine Leute aus Rücksicht auf mich hungern müssen.«
»Wie Ihr wünscht, Mylady.«
Emmalyn sah dem Vogt nach, als er rasch davonging, und sie fürchtete sich vor der Aussicht, sich Sir Cabal nach einer so demütigenden Entdeckung erneut stellen zu müssen. »Wie habt Ihr davon erfahren?«, fragte sie ihn.
»Ich habe geschworen, dieses Land zu beschützen. Es ist meine Pflicht, um diese Dinge zu wissen … und sie in Ordnung zu bringen.«
Garrett hätte laut gelacht, hätte er erfahren, dass sie von Arlo zum Narren gehalten worden war, indem er ihr die Informationen über die Diebstähle vorenthalten hatte. Und ebenso über das anscheinend fehlende Vertrauen der Bauern in ihre Fähigkeit, das Problem in den Griff zu bekommen. Er hätte es für lächerlich gehalten, aber seine Belustigung hätte sich ebenso schnell in Wut verwandelt. Aber da war keine Spur von selbstgefälliger Erheiterung in Sir Cabals Stimme gewesen, und in seiner Miene war kein Spott zu sehen, als Emmalyn ihn schließlich ansah, um die Bedeutung seiner Bemerkung einzuschätzen. Sein Gesicht zeigte kein Missfallen, nur ehrliche Aufrichtigkeit, sanften Respekt. Zu ihrer Bestürzung stellte Emmalyn fest, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie damit umgehen sollte.
Er steigerte ihre Ratlosigkeit noch mehr, als er ihr höflich den Arm bot. »Wollen wir jetzt die Grenzen besichtigen, Mylady?«
8
Cabal ritt neben Lady Emmalyn, als sie dem ausgetretenen Pfad folgten, der vom Dorf wegführte. Die Bauern, die auf ihren Feldern und Wiesen arbeiteten, hielten bei der Arbeit inne, um freundlich zu grüßen, als Emmalyn vorbeiritt. Die Ergebenheit der Leute zeigte sich deutlich in ihrem warmen Lächeln und übergroßen Stolz über die zu erwartende gute Ernte.
Lady Emmalyn begegnete diesem liebevollen Respekt mit derselben Zuneigung. Sie unterhielt sich mit ihnen in dem ihnen vertrauten Englisch, lobte ihre Mühe, sprach viele der Unfrei en mit N amen an und fragte nach den neugeborenen Kindern und den Familienmitgliedern, die krank geworden waren. Cabal beobachtete ihren unbeschwerten Umgang mit den Menschen und war verblüfft über das aufrichtige Interesse, das sie zeigte.
Hier unter ihren Leuten und auf ihrem Land schien sie seine Anwesenheit, die sie so anhaltend zu stören schien, fast vergessen zu haben. Hier draußen lachte und strahlte sie. Hier draußen war sie sorglos und unbeschwert, und ihre Leidenschaft für das Land und seine Bewohner war deutlich zu erkennen.
Als Cabal beobachtete, wie unbeschwert sie mit den Knechten plauderte und den Feldhüter über ein Stück zerstörte Hecke informierte, musste er das seltsame Gefühl von Schuld hinunterschlucken, das ihn plagte, weil er wusste, dass man sie eines Tages zwingen würde, den Ort zu verlassen, den sie so offensichtlich liebte. Er wollte nicht über ihre Zukunft nachdenken. Ebenso wenig wie über seine eigene, aber zu seiner großen Verwirrung konnte er nicht verhindern, dass ihm trotzdem unablässig Gedanken und Fragen durch den Kopf gingen.
Wie würde es ihr in der Zukunft ergehen, die Richard für sie bestimmen würde – als Frau eines seiner reichen Vasallen? Was würde mit ihrem freien Geist geschehen, wenn er erst einmal in einer fern gelegenen Burg eingesperrt war, eingehüllt in teure Seidengewänder und gebunden an die festgefügten Erwartungen, die an die Braut eines Adligen gestellt wurden? Würde Emmalyn sich ihnen beugen oder würde sie zerbrechen?
Als spüre sie seine dunklen
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