Der Dunkle Turm 3 - Tot
Jetzt rannen Tränen an ihren Wangen hinab.
»Bereit?« fragte Roland.
Eddie nickte. Er glaubte nicht, daß er sprechen konnte.
»Nun gut«, sagte Roland. »Gehen wir.«
Sie gingen die Überreste der Hauptstraße des Dorfes entlang, und Jake schob Susannahs Rollstuhl. Als sie am letzten Gebäude vorbeikamen (HANDEL & TAUSCH stand auf dem verblaßten Schild), drehte er sich um. Die alten Leute standen immer noch um den Wegstein versammelt, eine verlorene Gruppe Menschen, mitten auf der weiten, unermeßlichen Ebene. Jake hob die Hand. Bis zu diesem Punkt hatte er sich zusammennehmen können, aber als mehrere der alten Leutchen – Si, Bill und Till darunter – ebenfalls die Hände hoben, brach auch Jake in Tränen aus.
Eddie legte ihm einen Arm um die Schulter. »Geh einfach weiter, Sportsfreund«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Nur so kann man es machen.«
»Sie sind so alt!« schluchzte Jake. »Wie können wir sie einfach so zurücklassen? Es ist nicht richtig!«
»Es ist Ka«, sagte Eddie ohne nachzudenken.
»Wirklich? Nun, Ka ist beschis-schis- schissen !«
»Aber total«, stimmte Eddie zu, doch auch er ging weiter. Ebenso Jake, und er drehte sich nicht noch einmal um. Er hatte Angst, sie würden immer noch da sein, im Zentrum ihrer gottverlassenen Ortschaft stehen und warten, bis Roland und seine Freunde nicht mehr zu sehen waren. Und er hätte recht gehabt.
14
Sie kamen keine sieben Meilen weit, da wurde der Himmel dunkel, und der Sonnenuntergang färbte den westlichen Horizont grell orange. In der Nähe lag ein Hain von Eukalyptusbäumen; dort suchten Jake und Eddie nach Holz.
»Ich kann nicht verstehen, warum wir nicht geblieben sind«, sagte Jake. »Die blinde Lady hat uns eingeladen, und weit sind wir sowieso nicht gekommen. Ich bin immer noch so vollgefressen, daß ich nur watscheln kann.«
Eddie lächelte. »Ich auch. Und ich kann dir noch etwas sagen: Dein guter Freund Eddie Cantor Dean freut sich schon darauf, daß er sich morgen früh endlich mal wieder lang und ausgiebig und in aller Ruhe in diesem Hain in die Büsche hocken kann. Du kannst dir nicht vorstellen, wie satt ich es habe, Wildfleisch zu essen und Hasenköttel zu scheißen. Wenn du mir vor einem Jahr gesagt hättest, daß ein guter Schiß einmal der Höhepunkt meines Tages sein würde, hätte ich dir ins Gesicht gelacht.«
»Ist dein zweiter Vorname wirklich Cantor?«
»Ja, aber es wäre mir recht, wenn du das nicht an die große Glocke hängst.«
»Keine Bange. Warum sind wir eigentlich nicht geblieben, Eddie?«
Eddie seufzte. »Weil wir herausgefunden hätten, daß sie Feuerholz brauchen.«
»Hm?«
»Und wenn wir Feuerholz gesammelt hätten, hätten wir herausgefunden, daß sie auch frisches Fleisch brauchen, weil sie uns ihre allerletzten Vorräte serviert haben. Und wir wären richtige Drecksäcke, wenn wir nicht ersetzt hätten, was wir ihnen weggenommen haben, richtig? Zumal wir Schußwaffen haben, und sie bestenfalls ein paar Bogen und fünfzig oder hundert Jahre alte Pfeile. Also wären wir für sie auf die Jagd gegangen. Bis dahin wäre es Nacht gewesen, und wenn wir am nächsten Morgen wieder aufgestanden wären, hätte Susannah gesagt, wir sollten zumindest noch ein paar Reparaturen ausführen, bevor wir weiterziehen – oh, natürlich nicht an der Fassade der Stadt, das wäre gefährlich gewesen, aber vielleicht in dem Hotel oder wo immer sie auch wohnen. Nur ein paar Tage, und was sind schon ein paar Tage, richtig?«
Roland tauchte aus dem Halbdunkel auf. Er bewegte sich so lautlos wie immer, sah aber müde und erschöpft aus. »Ich habe mir gedacht, ihr beiden wärt vielleicht in ein Treibsandloch gefallen«, sagte er.
»Nee. Ich habe Jake nur gerade die Fakten erläutert, wie ich sie! sehe.«
»Und was wäre daran schlimm gewesen?« fragte Jake. »Dieses Dunkle Türmchen steht schon sehr lange Zeit dort, wo es ist, richtig? Es wird nicht weggehen, oder?«
»Ein paar Tage, dann noch ein paar, dann noch ein paar.« Eddie betrachtete den Ast, den er gerade aufgehoben hatte, und warf ihn angewidert wieder weg. Ich höre mich schon an wie er, dachte er. Und doch wußte er, daß er nur die Wahrheit sagte. »Vielleicht würden wir dafür sorgen, daß ihr Brunnen wieder in Gang kommt, und es wäre unhöflich, einfach weiterzuziehen, bevor wir ihn zu Ende gegraben haben. Aber weshalb sollten wir es dabei belassen, wo wir doch ein paar Wochen dranhängen und ihnen ein Wasserrad bauen könnten,
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