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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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mitnehmen«, sagte Jake geduldig. Er stand vor der Nummer 1919 und trommelte mit den Fingern auf die Magnetkarte. Von jenseits der Tür – und unter ihr und durch sie hindurch – drang ein schreckliches Geleier, das wie der Gesang irgendeines apokalyptischen Idioten klang. Damit vermischt war das Klimpern eines unrein spielenden Glockenspiels. Jake war sich bewusst, dass die Kugel einen flitzen schicken konnte und dass man sich in jenen finsteren, überwiegend türlosen Räumen nur allzu leicht für ewig verirren konnte. Selbst wenn man den Weg zu einer anderen Version der Erde fand, würde sie ein eigenartiges Halbdunkel an sich haben, so als stünde die Sonne dort immer am Rande einer Sonnenfinsternis.
    »Hast du sie mal gesehen?«, fragte Callahan.
    Jake schüttelte den Kopf.
    »Ich schon«, sagte Callahan matt und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht war aschfahl. »In der Mitte sitzt ein Auge. Ich glaube, dass es das Auge des Scharlachroten Königs ist. Ich glaube, dass es ein Teil von ihm ist, der für ewig darin gefangen ist und zudem wahnsinnig. Jake, diese Kugel an einen Ort mitzunehmen, an dem Vampire und niedere Männer – Diener des Königs – versammelt sind, wäre nicht anders, als Adolf Hitler zum Geburtstag eine Atombombe zu schenken.«
    Jake wusste recht gut, dass die Schwarze Dreizehn imstande war, gewaltige, möglicherweise sogar unkontrollierbare Schäden anzurichten. Aber er wusste auch noch etwas anderes.
    »Pere, wenn Mia die Schwarze Dreizehn in diesem Zimmer zurückgelassen hat und jetzt zu ihnen unterwegs ist, werden sie sehr bald davon erfahren. Und dann kommen sie mit einem ihrer großen protzigen Wagen angerauscht, um sie sich zu holen, bevor du Jack Robinson sagen kannst.«
    »Können wir sie denn nicht Roland überlassen?«, fragte Callahan kläglich.
    »Ja«, sagte Jake. »Das ist eine gute Idee, genau wie’s eine schlechte wäre, sie ins Dixie Pig mitzunehmen. Aber wir dürfen sie nicht hier für ihn zurücklassen.« Dann, bevor Callahan mehr sagen konnte, schob Jake die blutrote Magnetkarte in den Schlitz über dem Türknopf. Sie hörten ein lautes Klicken, und die Tür schwang auf.
    »Oy, du bleibst hier draußen vor der Tür.«
    »Ake!« Der Bumbler machte Platz, ringelte seinen komischen dünnen Schwanz um die Pfoten und sah besorgt zu Jake auf.
    Bevor sie hineingingen, legte Jake dem Pere eine kalte Hand aufs Handgelenk und sagte etwas Unheilvolles.
    »Hüte deinen Verstand.«
     
     
    9
     
    Mia hatte zwar das Licht brennen lassen, aber trotzdem war seit ihrem Weggang ein seltsames Dunkel über Zimmer 1919 herabgesunken. Jake erkannte es als das, was es war: das Flitzerdunkel. Der leiernde Gesang des Idioten und die gedämpft bimmelnden Glockentöne kamen aus dem Einbaukleiderschrank.
    Sie ist wach, dachte er mit wachsender Bestürzung. Vorher hat sie geschlafen – zumindest gedöst –, aber durch das viele Herumtragen ist sie aufgewacht. Was soll ich jetzt tun? Reichen der Kasten und die Bowlingtasche aus, um sie ungefährlich zu machen? Habe ich irgendwas, womit sie ungefährlicher gemacht werden kann? Irgendeinen Talisman, irgendein Sigul?
    Als Jake die Schranktür öffnete, musste Callahan seine gesamte Willenskraft – die beträchtlich war – aufwenden, um nicht zu flüchten. Das atonale Summen und die gelegentlich schrillen Glockentöne, mit denen es unterlegt war, beleidigten seine Ohren und seinen Verstand und sein Herz. Er erinnerte sich wieder an die Zwischenstation und daran, wie er geschrien hatte, nachdem der Mann mit der Kapuze den Kasten geöffnet hatte. Wie raffiniert das Ding darin gewesen war! Es hatte auf rotem Samt gelegen… und es hatte gerollt. Hatte ihn angesehen, und all die bösartige Verrücktheit des Universums hatte in diesem körperlosen, anzüglichen Blick gelegen.
    Ich werde nicht wegrennen. Ich werde es nicht tun. Wenn der Junge es schafft, hier zu bleiben, kann ich’s auch.
    Ach, aber der Junge war ein Revolvermann, und das war ein großer Unterschied. Er war mehr als ein Kind von Ka; er war auch Roland von Gileads Kind, sein Adoptivsohn.
    Siehst du nicht, wie blass er ist? Großer Gott, er ist genauso verängstigt wie du! Nun reiß dich endlich zusammen, Mann!
    Es mochte pervers sein, aber der Anblick von Jakes extremer Blässe machte ihn ruhiger. Und als ihm dann auch noch ein Nonsenslied aus seiner Kindheit einfiel und er es halblaut zu singen begann, beruhigte ihn das noch mehr.
    »All around the

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