Der Dunkle Turm 6 - Susannah
kurz inne, zuckte dann aber die Achseln. Hol’s der Teufel, jetzt wurde es Zeit, alles zu riskieren, die ganze Sache hinter sich zu bringen. Sie drehte den Schalter bis zum Anschlag auf Stufe 10. Sobald er diese Stellung erreichte, verhärtete ein gewaltiger greller Schmerz ihren Bauch und kroch dann tiefer, erfasste ihr Becken. Sie musste die Lippen zusammenpressen, um einen Aufschrei zu unterdrücken.
»DROSSELUNG DER ENERGIEZUFUHR IN SEKTION ALPHA IST ERFOLGT«, sagte die Stimme und verfiel dann in eine Imitation von John Waynes gedehnter Sprechweise, die Susannah nur allzu gut kannte. »SAG DIR ‘NEN HAUFEN DANK, KLEINES COWGIRL.«
Sie musste wieder die Lippen zusammenpressen, um nicht laut aufzuschreien – diesmal nicht vor Schmerzen, sondern vor blankem Entsetzen. Es war schön und gut, sich zu sagen, Blaine der Mono sei tot, dies sei lediglich die Stimme irgendeines üblen Witzbolds in ihrem Unterbewusstsein, aber das änderte nichts daran, dass sie Angst hatte.
»DIE WEHEN… HABEN EINGESETZT«, sagte die Lautsprecherstimme, die nun nicht mehr John Wayne imitierte. »DIE WEHEN… HABEN EINGESETZT.« Dann sang die Stimme mit schrecklich gedehnter (und nasaler) Bob-Dylan-Aussprache: »HAPPY BIRTHDAY TO YOU… BABE!… HAPPY BIRTHDAY TO YOU! HAPPY BIRTHDAY… DEAR MORDRED… HAPPY BIRTHDAY… TO YOU!«
Susannah stellte sich einen an der Wand hinter ihr montierten Feuerlöscher vor, und als sie sich umdrehte, hing er natürlich dort (allerdings hatte sie sich den kleinen Aufkleber NUR SIE UND SOMBRA KÖNNEN MITHELFEN, KONSOLENBRÄNDE ZU VERHÜTEN nicht ausgedacht – dieser und eine Zeichnung, die Shardik vom Balken mit einem Feuerwehrhelm à la Smokey der Bär zeigte, waren Scherze irgendeines unbekannten Witzbolds). Während sie über den rissigen, unebenen Fußboden hastete, um sich den Feuerlöscher zu holen, wobei sie einen Bogen um die herabgefallene Deckenverkleidung machte, durchzuckte ein weiterer Schmerz sie und setzte Bauch, Becken und Oberschenkel in Brand, sodass sie sich am liebsten zusammengekrümmt und den ungeheuerlichen Stein aus ihrer Gebärmutter gepresst hätte.
Wird nicht lange dauern, dachte sie mit einer Stimme, die teils Susannah und teils Detta gehörte. Nein, Ma’am. Dieser kleine Kerl kommt mit dem Expresszug!
Auf einmal ließ der Schmerz jedoch leicht nach. Als er das tat, riss sie den Feuerlöscher von der Wand, richtete den hornförmigen schwarzen Trichter auf die brennende Instrumentenkonsole und betätigte den Abzug. Der Schaum schoss heraus und deckte die Flammen zu. Während ein Gestank wie von verbranntem Haar aufstieg, war ein bösartiges Zischen zu hören.
»DAS FEUER… IST AUS«, verkündete die Stimme des Dogans. »DAS FEUER… IST AUS.« Und dann wechselte sie blitzschnell zu einem affektierten britischen Lord-Haw-Haw-Akzent über: »DONNERWETTER, AUSGEZEICHNET GEMACHT, SJU-ZANNAH, AB-SO-LUT BRILLANT!«
Sie torkelte nochmals über das Minenfeld des Doganfußbodens, ergriff das Mikrofon und drückte die Sprechtaste. Über sich, auf einem der noch funktionierenden Bildschirme, konnte sie sehen, dass Mia wieder in Bewegung war und soeben die Sixtieth überquerte.
Und dann sah Susannah die grüne Markise mit dem Karikaturschweinchen, und ihr sank der Mut. Nicht die Sixtieth, sondern die Sixty-first. Die Entführer-Schlampe hatte ihr Ziel erreicht.
»Eddie!«, schrie sie ins Mikrofon. »Eddie oder Roland!« Und hol’s der Teufel, sie konnte ebenso gut alle rufen. »Jake! Pere Callahan! Wir haben das Dixie Pig erreicht, und wir werden dieses verdammte Baby bekommen! Holt uns dort raus, wenn ihr könnt, aber seid vorsichtig!«
Sie sah wieder zu dem Bildschirm auf. Mia stand jetzt auf der anderen Straßenseite vor dem Dixie Pig und sah zu der grünen Markise auf. Zögerte. Konnte sie die Wörter DIXIE PIG lesen? Wahrscheinlich nicht, aber die Karikatur verstand sie bestimmt. Das lächelnde, dampfende Schweinchen. Und da ihre Wehen jetzt eingesetzt hatten, würde sie ohnehin nicht lange zögern.
»Eddie, ich muss gehen. Ich liebe dich, Schätzchen! Denk daran, was auch passieren mag! Das darfst du nie vergessen! Ich liebe dich! Hier spricht…« Ihr Blick fiel auf die halbkreisförmige Anzeige auf der Konsole hinter dem Mikrofon. Die Nadel stand nicht mehr im roten Feld. Vermutlich würde sie im gelben Bereich bleiben, bis die Wehen vorüber waren, um dann ins grüne Feld zurückzupendeln.
Allerdings nur, wenn nichts schief ging.
Sie merkte, dass sie noch immer
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