Der Durst nach Blut
der Lage waren. Die Hypnose hatte sie lahmgelegt. Hatte niederste Bedürfnisse unterdrückt . bis auf die, die sich nicht unterdrücken ließen.
Der Gestank von Kot und Urin schlug ihr entgegen, kaum daß sie in den Kerker trat. Sie beließ es bei der Dunkelheit. Ihren Augen genügte das wenige Licht, das durch die Tür sickerte.
Es genügte, um zu sehen, daß sie zu spät kam.
Offenbar hatte das Trio, das in Salem Enterprises ausgeharrt hatte, die Gebäude seit Heraks Tod nicht mehr verlassen. Keiner von ihnen war zur Jagd aufgebrochen, um sich draußen mit dem Elixier namens Blut zu versorgen.
Hier war ihre Quelle gewesen!
Obwohl es kaum zu ertragen war, nahm sich Lilith die Zeit, zwischen den kraftlos kauernden Menschen hindurchzugehen und sich jeden einzelnen genau anzusehen.
Es gab niemanden, der das Doppelmal am Hals nicht trug. Keinen, der den Kuß der Vampire nicht empfangen hatte!
In jedem der Männer und Frauen kreiste der dämonische Keim, der sie nach dem Tod wiedererwecken und höllischen, unlöschbaren Durst in ihnen entfachen würde.
Jeder hier war ein potentieller Wiedergänger!
Noch schlugen ihre Herzen. Noch waren sie nicht im Traum der Dienerkreaturen gefangen - aber es war nicht vorherzusagen, wann er sich ihrer bemächtigen würde. Ein simpler Unfall, ein Gewaltverbrechen, eine Krankheit konnten den Keim aktivieren. Dann würde nicht nur das Leben, sondern auch die Menschlichkeit von ihnen abfallen, und noch mehr Unschuldige würden Opfer der Blutsucht werden .!
Es durfte nicht geschehen.
Zumal es ein zweites Handicap gab.
Die Hypnose.
Lilith wußte, daß es in fast allen Fällen zur geistigen Zerrüttung führte, wenn ein anderer als der Urheber selbst versuchte, den Bann eines Vampirs zu brechen! Das Resultat wäre ein Haufen lallender Irrer gewesen. Wahnsinnige, in denen der Keim steckte ...
Die Folgen waren unabsehbar.
Auf ihrem Streifzug entdeckte Lilith eine Tür in einen Nebenraum mit Sanitäreinrichtungen, die von niemandem benutzt wurden.
Mehr als dreißig Leute ballten sich auf engstem Raum.
Eine kleine Armee.
Und es war nicht auszuschließen, daß irgendwo in der Stadt noch tatsächliche >Soldaten< umherirrten. Herak hatte sich eine regelrechte Söldnerschaft aufgebaut .
Lilith haderte mit sich selbst. Es widerstrebte ihr, Opfer zu Tätern zu stempeln.
Trotzdem war es so.
Das Perfide am Terror der Vampire war, daß sie eine Saat verbreiteten, die es in einer Übergangsphase unmöglich machte, zwischen diesen beiden Begriffen zu unterscheiden.
Diese Menschen hier waren beides.
Und deshalb durften sie nie wieder auf andere Menschen losgelassen werden .!
*
Als sie wenig später auf das Dach des >liegenden Kreuzes< stieg, hob Lilith die Augen zum Himmel, als erwartete sie die göttliche Strafe für das, was sie zu tun gezwungen gewesen war.
Noch nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares getan: Menschen für etwas zur Verantwortung gezogen, woran sie schuldlos waren Im Innersten erschüttert entfernte sie sich zum Rand des Daches. Der Kies unter ihren Füßen übertrug die dumpfen Schläge, mit denen sich eine Kette von Explosionen durch das weitläufige Gebäude fraß.
An allen für sie erkennbaren neuralgischen Punkten hatte sie Feuer gelegt. Die Löschmannschaften würden zu spät kommen.
Viel zu spät.
Und auf das, was übrigblieb, würden sich die speziellen Aasgeier dieser Zeit stürzen.
Die Medien.
Unter vordergründigem Entsetzen über die Spuren verbrannter Menschen würde die skrupellose Jagd nach Einschaltquoten und Auflagen lauern. So unsichtbar wie die Bestien, die immer noch über die ganze Stadt verstreut existierten.
Die wahren Herren dieses Planeten! Immer noch.
Wer immer der >Gesandte Gottes<, der Überbringer seines Urteils gewesen sein mochte - er hatte augenscheinlich versagt.
Mit diesem Glauben stieg Lilith als geflügeltes Tier in die Lüfte, nicht ahnend, daß der Untergang ihres Stiefvolks bereits begonnen hatte.
Das elende, qualvolle Sterben der Vampire.
Der meisten von ihnen .
*
Tage später, Indien
Es war zu leicht . es war zu einfach gewesen!
Dieser eine Gedanke hämmerte in Landru und marterte ihn. Aus Zweifel war Gewißheit geworden, und längst war jeder Anflug von Euphorie in ihm verpufft, vielleicht unter der mörderischen Glut jenes Purpurstaubes, der noch jetzt in ihm steckte und seinen Körper vielleicht nie wieder verlassen würde. Den er mit sich tragen würde wie einen Fluch .
Lange war Landru geradezu besessen
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