Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
Schuhe. Aber es war das Gesicht, das Marks Aufmerksamkeit erregte. Mit den dicken, faltigen Wangen und den zusammengepressten Lippen ähnelte der Mann einer Bulldogge. Sein Schädel erinnerte an ein stumpfes Artilleriegeschoss, das oben mit dichtem weißem Haar bedeckt war. Er hatte eine platte Nase, blaue Augen und schielte leicht.
    Der große Boss verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Er trat vor, reichte Mark seine große, schwielige Hand und drückte sie fest.
    »Dr. Schott, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Die Berichte über Ihre Arbeit waren äußerst erfreulich. Sie liegen gut in der Zeit, ja?«
    »Michail Kasperski?«, fragte Mark. »Ich freue mich, Sir.«
    »Verzeihung.« Kasperski musterte ihn mit kühlem Blick. »Manchmal vergesse ich, mich vorzustellen.«
    »Es gab ein paar Rückschläge, aber jetzt machen wir Fortschritte. Ich glaube, Sir, dass wir in der nächsten Woche einen Test am Beispiel eines modernen Staates durchführen können. Ich denke an Indonesien.«
    »Warum Indonesien?«
    »Indonesien gehört zu den bevölkerungsreichsten Ländern. An die 230 Millionen Menschen mit einer Bevölkerungsdichte von 195 pro Quadratkilometer. Das wirtschaftliche Profil des Landes, die Einkommensverteilung, der Prozentsatz der Verstädterung und die im eigenen Land verfügbaren Ressourcen entsprechen fast dem globalen Mittelwert. Von Vorteil ist außerdem, dass es sich um einen Inselstaat handelt, der für Einwanderer nicht gut erreichbar ist. Aber es gibt ein paar Probleme.«
    »Welche?«
    »Erstens die Genauigkeit ihrer Wirtschaftsberichte. Wir glauben, dass die Zahlen der Agrarproduktion zu hoch angegeben wurden. Wir zweifeln auch an den Angaben der durchschnittlichen Familieneinkommen.«
    »Morgen früh liegen Ihnen die richtigen Zahlen vor.«
    »Oh, das könnte schwieriger sein, als Sie glauben. Einige Minister halten diese Zahlen unter Verschluss. Eine Art Berufsgeheimnis.«
    Kasperski lachte aus vollem Hals. »Ich glaube nicht, dass es ein Problem sein wird, diese Dinge in Erfahrung zu bringen. Nennen Sie es mein Berufsgeheimnis.«
    Mark zögerte. »Sie wissen aber, dass wir hier Neuland erforschen, nicht wahr? Der erste Test könnte darauf hindeuten, dass die Variablen, die wir benutzen, eine beträchtliche Neubewertung unsererseits verlangen. Wir werden auf gar keinen Fall konkrete Ergebnisse erzielen.«
    »Ich verstehe.«
    »Gut.« Mark rieb sich die Hände. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Der Typ war noch unheimlicher als Gunter – kalt und berechnend. Mark spürte seinen eisigen Blick auf sich ruhen, und er fragte sich, wie dieser Mann ihn wohl anschauen würde, wenn er wütend war. »Ich möchte nicht, dass die Erwartungen zu hoch sind. Es ist besser, wenn sie übertroffen werden. Dann können sich alle freuen und glücklich sein. Wenn die Erwartungen erfüllt werden, klopfen die Leute einander auf den Rücken, krempeln die Ärmel hoch und machen weiter. Aber wenn die Ergebnisse unterhalb der Erwartungen liegen ... Nun, in diese Situation möchte ich nicht geraten.«
    »Ich verstehe Sie sehr gut, Dr. Schott«, erwiderte Kasperski. »Ist hier alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
    »Man kann sagen, wir können uns alle freuen, und ja, ich bin sehr glücklich.« Mark widerstand dem Drang, Stephanie einen Blick zuzuwerfen.
    »Gut.« Kasperski drehte sich ein Stück zur Seite. »Wir erhoffen uns sehr viel von Ihrer Arbeit, Dr. Schott. Sie haben uns bereits eine Menge beigebracht und uns Einblicke in Dinge gewährt, die wir niemals zuvor erforscht haben. Wissen wird vor allem in der Zukunft denjenigen, die es liefern, große Vorteile bringen.«
    »Danke!«
    »Sie geben uns die Lösung an die Hand, die Zukunft vorherzusagen, Dr. Schott. Damit können wir die Welt neu gestalten. Unsere Dankbarkeit wird jenseits Ihrer Vorstellungskraft liegen.«
    Mark erkannte eine sonderbare Erregung in Stephanies Augen.
    Kasperski drehte sich zu ihr um und sagte: »Belohne den guten Doktor heute Abend, meine Liebe.«
    Und mit diesen Worten ging er hinaus.
    Marks Mitarbeiter entspannten sich sofort, und einige seufzten erleichtert. Man hatte das Gefühl, als wäre es in dem Raum plötzlich wärmer und sicherer geworden.
    Stephanie lächelte Mark zufrieden an und wandte sich dann den anderen zu. »Ich schlage vor, Sie packen alle ein und machen heute früher Schluss. Es ist Freitagabend. Sie haben alle so hart gearbeitet, dass niemand etwas dagegen hat, wenn Sie erst morgen Mittag wieder hier

Weitere Kostenlose Bücher