Der Effekt - Roman
der Ingenieur maßgeblich
daran beteiligt gewesen war, das »Missverständnis« zwischen der Stadtverwaltung und Fort Lewis zu klären und dafür zu sorgen, dass alles so schnell wie möglich wieder in halbwegs normalen Bahnen verlief. Das war zweifellos eine große diplomatische Leistung gewesen.
Aber Kipper sagte nichts weiter dazu.
Culver entschied sich, ihn ein wenig zu provozieren.
»Ich muss sagen, Mr. Kipper, dass ich erstaunt bin über die Art, wie Sie das alles in den Griff bekommen haben. Waren denn die Menschen nicht wütend auf General Blackstone, hätten sie es nicht lieber gesehen, man hätte ihn eingesperrt und vors Kriegsgericht gebracht? Zumindest hätte man ihn seines Amtes entheben müssen, meinen Sie nicht?«
Kipper zuckte mit den Schultern.
»Hören Sie, das war sehr schwierig. Blackstone ist wirklich ein Mistkerl. Er hätte das nicht tun dürfen. Aber er hat sich auch einige Verdienste erworben, als er mithalf, die Stadt am Leben zu erhalten. Mehr als die meisten anderen. Manchmal muss man eben auch zu ungewöhnlichen Methoden greifen.«
Kipper schaute auf seine Armbanduhr.
»Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, Mr. Culver, aber gibt es irgendeinen speziellen Grund für dieses eigenartig konspirative Treffen hier? Wenn Sie sich nur mit mir unterhalten möchten, hätten wir das auch weiter unten tun können.«
Culver lächelte.
»Tut mir leid, Mr. Kipper, ich weiß, dass Sie viel zu tun haben. Ich wollte Sie nur eine einzige Sache fragen: Hatten Sie schon mal mit einem gewissen Major Ty McCutcheon zu tun?«
43
Marinestützpunkt Guantánamo Bay, Kuba
Als die Turbinen laut aufheulten, ließ Tusk Musso sich flach auf den Boden fallen, wobei er sich den Ellbogen und mehrere Rippen prellte. Lautes Donnern erfasste das Gebäude des Hauptquartiers. Die Fensterscheiben zerbarsten, und der Boden unter ihm schien sich aufzubäumen, gleichzeitig knallte ein Computerbildschirm neben ihm auf den Boden. Aus dem Korridor strömten Rauchschwaden herein, zwei Telefone klingelten gleichzeitig, und die Alarmsirenen des Stützpunkts jaulten auf. Es klang wie das Ende der Welt. Draußen vor dem Gebäude und drinnen brüllten die Soldaten und Offiziere, aber das Durcheinander der Schreie drang nur ganz leise an die von der Detonation betäubten Ohren von Musso.
»Sanitäter! Da ist jemand verletzt.«
»Was, zum Teufel, was, zum Teufel, was …«
»Die Waffenkammer, Gutteres …«
Colonel Pileggi stand auf und sah nach, ob sie verletzt worden war, während sie sich den Staub von der Uniform klopfte. Sie griff nach einem der beiden Telefone. Musso schnappte sich das andere, als Pileggi anfing, in ihren Hörer zu schreien.
»Hier spricht der Oberkommandierende«, rief Musso laut und steckte sich einen Finger ins Ohr. Er hörte eine unbekannte Stimme, rau und kraftvoll, die versuchte, sich über den Lärm der Raketen und Gewehrschüsse Gehör zu verschaffen.
»Gunnery Sergeant Miles Price, Sicherungsabteilung, Sir. Wir warten auf Befehle.«
»Was ist denn da los, Gunny?« Musso unterdrückte ein Husten, als er Staub und Rauch einatmete.
Der Raum war orange erleuchtet von den Flammen, die unten in der Bucht in den schwarzen Himmel züngelten. Es war hell genug, um erkennen zu können, dass die auf den Schiffen zusammengepferchten Zivilisten in Panik geraten waren. Ihre Rufe und Schreie waren in dem kurzen ruhigen Moment zwischen den Explosionen und dem beginnenden Feuergefecht zu hören gewesen.
»Ein Bataillon einer Landungstruppe ist in die Bucht eingedrungen, Sir. Sie haben sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine marschiert Richtung Flugfeld, die andere in Ihre Richtung. Meine Marines sind über den ganzen Stützpunkt verteilt. Ich brauche mindestens fünfzehn Minuten, um sie zusammenzutrommeln«, rief der Sergeant.
Musso ging mit dem Hörer zum Fenster und bemühte sich, ein nicht zu leichtes Ziel abzugeben. Er sah einen Konvoi von sechsrädrigen gepanzerten Fahrzeugen, die aus dem am Strand aufgelaufenen Containerschiff rollten. Mündungsfeuer blitzte aus den aufmontierten Maschinengewehren, Leuchtmunition suchte nach unsichtbaren Zielen in der Nacht.
»Stellen Sie ein Anti-Panzer-Team zusammen und greifen Sie die Gruppe an, die auf das Hauptquartier zufährt. Colonel Pileggi schickt eine Einsatztruppe zum Flugfeld. Jeder, der gerade stehen kann, soll sich bewaffnen, egal, zu welchem Truppenteil er gehört. Auch fähige Zivilisten sollen ausgerüstet werden. Jeder, der abdrücken kann,
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