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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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besorgen kann, wie wär’s dann mit …?« Euler zog seinen Helm ab und warf ihn gegen eine Wand.
    »Ihr wollt mich wohl verarschen …«, fuhr er dann fort, offensichtlich unbeeindruckt von der Ermahnung, die er gerade bekommen hatte. »Können wir wenigstens ein bisschen Feuerschutz kriegen?«
    Die Stimme im Hörer brüllte zurück, und Euler schüttelte noch heftiger den Kopf. Er meldete sich ab und warf dem Funker den Hörer zu. Seine Unteroffiziere rückten näher, alle sahen ihn gespannt an. Einige schüttelten den Kopf, als er ihnen erklärte, was ihm soeben mitgeteilt worden war.
    »Verdammt«, murmelte einer der Sergeants laut genug, dass Melton es hören konnte. Die einfachen Soldaten um ihn herum versuchten etwas von dem Gesagten aufzuschnappen. Sie lagerten am Rand der Straße, die sie vor einer Viertelstunde erst freigeschossen hatten. Euler hatte Männer in die Häuser und auf die Dächer geschickt, um sicherzugehen, dass nicht irgendwo noch Heckenschützen verborgen waren. Die Soldaten sahen jetzt sehr beunruhigt aus, wer eben noch müde im Schmutz gelegen hatte, richtete sich halb auf, alle hatten gemerkt, dass etwas Bedeutendes geschehen war. Wer eben noch vor sich hingedöst hatte, schreckte auf, wer versucht hatte, sich zu entspannen, nahm Haltung an. Alle horchten auf das, was der Lieutenant seinen Untergebenen mitteilte, und hofften ein Stichwort aufzuschnappen, das ihnen erklärte, in welche neue Katastrophe sie nun geschlittert waren.
    Schließlich hatte auch der letzte Unteroffizier seine Instruktionen bekommen, und Corporal Shetty, ein untersetzter kräftiger Afroamerikaner, marschierte mit angewidertem Gesicht auf seine Leute zu.

    »Die Hubschrauber sind alle weg«, erklärte er. Erst jetzt merkte Melton, dass das konstante Dröhnen der Apacheund Blackhawk-Helikopter verschwunden war und damit ihre Schutzschilde, die sie während des Angriffs auf An-Nasiriyah begleitet hatten. Er sah, wie einige Männer suchend in den Himmel schauten, als sie die Neuigkeiten vernahmen.
    Alcibiades stellte die naheliegende Frage: »Warum?«
    Shetty sah ihn an, als sei er an allem schuld.
    »Die scheiß Iraner«, sagte er, als würden diese drei Worte alles sagen. Als er merkte, dass sie doch nicht alles erklärten, fügte er hinzu: »Iran hat vor einer Stunde Amerika den Krieg erklärt. Die Air Force versucht durchzukommen, um uns zu unterstützen. Draußen im Golf geht’s jetzt richtig zur Sache. Hunderte von Schnellbooten, alle besetzt mit Selbstmordattentätern. Sie umkreisen die Navy. Die Briten und unsere Air Force fliegt Angriffe gegen die iranische Luftwaffe, um sie davon abzuhalten, hierherzukommen.«
    »Heilige Scheiße«, sagte Alcibiades und wurde unter seiner dunklen Haut erkennbar blass.
    »Genau. Die Helis sind jetzt jedenfalls erst mal weg. Wenn wir Luftunterstützung brauchen, müssen wir A-10-Kampfflugzeuge anfordern, und die kommen nur, wenn sie selbst abgesichert werden. Damit ist alles im Arsch, wenn ihr mich fragt.«
    »Scheiße, und was ist mit der Artillerie?«, fragte ein Private, der aus dem 123. Bataillon übernommen worden war und so ungeschickt war, dass er sich mit seinem M 16 beinahe in den Fuß geschossen hätte. Melton hielt sich so weit wie möglich von ihm fern, weil er sicher war, dass es mit ihm ein schlimmes Ende nehmen würde. Das spürte er in den Knochen.
    »Die sind damit beschäftigt, eine Kolonne der Republikanischen Garden festzunageln, die auf dem Weg zu uns
sind«, sagte Shetty. »Wir haben also keine Artillerie, keine Luftunterstützung, nichts außer Buffalo Soldiers und Infanteristen.«
    Melton gähnte so heftig, dass er beinahe seinen Kautabak verschluckt hätte. Er war übermüdet, aber dies war eher eine Ergebnis seiner Anspannung, es zeigte ihm deutlich, dass er gestresst war. Er holte den Tabak aus dem Mund, nahm einen Schluck aus seinem Wasservorrat und tippte Corporal Shetty auf die Schulter.
    »Entschuldigung, Corporal. Geht es nur um den Iran, oder sind andere auch unterwegs? Syrien zum Beispiel? Oder Israel?«
    Der Unteroffizier bewegte den Kopf unstet hin und her. »Keine Ahnung, Mr. Melton. Wahrscheinlich können Sie das eher herausfinden als wir, wenn Ihr Satellitentelefon noch funktioniert.«
    »Die Batterie ist leer. Seit gestern. Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie wieder aufzuladen«, sagte Melton. »Satellitenverbindungen sind in letzter Zeit sowieso nur noch sporadisch möglich.«
    Shetty nahm diese Hiobsbotschaft entgegen wie ein Bauer,

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