Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
besser genährt schien als die anderen Mädchen, die Roland und den Seinen gefügig waren. Dazu war sie jünger, man sah ihr die Hure nicht an. Bis Roland ihn aufklärte, hatte er gedacht, sie sei ein Burgfräulein. Aber tatsächlich war sie natürlich viel brauchbarer als Gisela und die anderen Adligen. Magdalena schmolz dahin, wenn er ihr auch nur die kleinste Freundlichkeit erwies, und sie sagte kein Wort, wenn er müde oder verärgert war und das an ihr ausließ. Natürlich spottete sie nie über ihn, sondern sprach nur, wenn sie gefragt wurde. Wolfram wuchs unter ihrer Bewunderung. Und Magdalenas Träume wuchsen unter seiner Hand.
    Konstanze betrachtete die Beziehung der beiden mit Sorge. Sie war einerseits erleichtert, dass Dimmas schlimmste Befürchtungen wohl nicht zutrafen. Magdalena verkauftesich nicht an jeden Beliebigen, sie schien nur mit Wolfram Freundschaft zu pflegen. Aber was sah der junge Möchtegernritter in dem Bettelmädchen aus Mainz? Liebte er sie, wie Magdalena offensichtlich glaubte? Und was war das für eine Liebe? Konstanze konnte sich kaum vorstellen, dass der fast erwachsene Wolfram mit dem Kind schlief, aber fast zwei Monate im Gefolge von Nikolaus’ Heer hatten ihr vieles von der Klosternaivität genommen. Inzwischen war sie bereit, von jedem das Schlechteste anzunehmen.
    Argwöhnisch beobachtete sie den Ritter und das Mädchen auch an diesem letzten Abend in Airolo. Aber was sie dann an Nikolaus’ Feuer hörte, ließ sie Magdalenas Schwärmerei für Wolfram vorerst vergessen.
    Zunächst mit halbem Ohr, dann zunehmend interessierter belauschte das Mädchen den kleinen Prediger und seine Leute. Die Mönche und Leibwächter diskutierten die Route, die das Kinderheer von nun an nehmen sollte. Der kürzeste Weg nach Genua führte über Mailand, eine große und reiche Stadt. Nikolaus und der Kreis um Roland erhofften sich dort freundliche Aufnahme, aber die Mönche in seiner Gefolgschaft rieten entschieden ab.
    »Es gibt Unstimmigkeiten zwischen Mailand und dem Heiligen Vater«, erklärte Bruder Leopold. »Die Stadt hat seit Barbarossa Streit mit dem Heiligen Römischen Reich – das ging bis zum Krieg. Der Kaiser hat Mailand vor fünfzig Jahren niedergebrannt, und nun lehnen sie die Krönung von Friedrich ab!«
    »Und was ficht uns das an?«, fragte Nikolaus sanft. »Wir kommen doch, um Frieden zu predigen! Die Kinder von Mailand können mit uns ziehen, wir werden zusammen singen und beten.«
    »Wenn man uns überhaupt einlässt!«, gab der Mönch zu bedenken. »Und wenn wir vorher nicht den Patrouillen der Stadt und den Räubern auf den Straßen zum Opfer fallen! Die Städte des Lombardenbundes sind Aufrührer gegen dasReich. Sie wollen dem Kaiser nicht untertan sein, was Gott nicht wohlgefällig ist, sie …«
    »Ihren Bütteln wollen wir uns mutig entgegenstellen!«, erklärte Wolfram und griff nach seinem Schwert. »Wir haben wohl mehr als einmal Räuber abgewehrt!«
    Und mehr als ein Mädchen war dabei entführt, mehr als ein Junge erschlagen worden, dachte Konstanze grimmig. Wolfram hatte sicher noch nie gegen einen zu allem entschlossenen Gauner das Schwert geführt. Und bis zu Nikolaus, der meist inmitten des Heeres lagerte, würden marodierende Horden sowieso kaum vorstoßen.
    Nikolaus hob beschwörend die Hände. »Nicht, mein Ritter! Was sagst du? Wir wollen das Heilige Land doch mit Liebe erobern. Auch die Menschen in Mailand werden das einsehen und sich mit uns verbünden.«
    »Aber wir können uns nicht mit ihnen verbünden!«, beschied Bruder Leopold ihn streng. »Das wäre nicht im Sinne der Heiligen Mutter Kirche und auch nicht im Sinne unserer Mission!«
    Nikolaus wirkte verstimmt, aber Bruder Bernhard, ein weichlicher junger Mann, gegen den Konstanze eine fast instinktive Abneigung hegte, gebot Leopold mit einer Handbewegung Schweigen.
    Mit väterlichem Lächeln wandte er sich dem kleinen Prediger zu. »Du solltest in dich gehen, Nikolaus«, sagte er mit einer so salbungsvollen Stimme, dass es Konstanze Schauer über den Rücken jagte, »und dich mit deinem Engel besprechen. Es ist eine Entscheidung, die Gott treffen sollte, nicht wir unwissenden Menschen.«
    Nikolaus schien damit zwar nicht völlig einverstanden, aber er war ein fügsames Kind. Mit einem Gebet und einem Lied löste er die Versammlung auf.
     
    »Und morgen wird er dem Heer mit Sicherheit verkünden, Gott habe ihn geheißen, uns über Piacenza zu führen!«, berichteteKonstanze aufgebracht. Sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher