Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
unsterbliche Seele!«
Konstanze schüttelte trotzig den Kopf. »Das musst du schon mir überlassen!«, erklärte sie bestimmt. »Es ist ja meine Seele. Aschhadu an la ilaha illa ’llahu …«
»Konstanze!«, fuhr Armand sie an. »Wir können und wollen das nicht bezeugen!«
»Was denn eigentlich?«, fragte Gisela, die immer noch von innen heraus strahlte. »Was redest du da überhaupt?«
Konstanze seufzte. »Es ist das Glaubensbekenntnis des Islam«, sagte sie. »Ich muss es vor zwei Zeugen zweimal laut aussprechen. Dann kann ich Malik heiraten.«
»Oh, Konstanze! Du willst ihn heiraten? Er hat dich gefragt?« Gisela umarmte ihre Freundin. »Oh, Konstanze, er ist ein so schöner Ritter!«
Konstanze lächelte. Eigentlich hatte sie mit mehr Widerspruch bei ihrer Freundin gerechnet, aber wenn es um die Liebe ging, übertraf Giselas Begeisterung für Liebesdinge und Ritterromane alle religiösen Überlegungen. Dafür nahm Armand sie umso strenger ins Gebet.
»Bist du dir klar, worauf du dich einlässt?«, fragte er entsetzt. »Also ganz abgesehen von Gottes Strafe, wenn du Christus abschwörst. Du wirst in einem Harem leben müssen, abgeschlossen von der Welt. Die Mutter des Sultans wird über dich herrschen.«
Konstanze zuckte die Achseln. »Ich habe sechs Jahre in einem Kloster gelebt«, erinnerte sie ihn. »Es kann kaum schlimmer kommen. Malik schildert mir den Harem als einen freundlichen Ort. Es gibt Bücher, Musik … Und so abgeschieden ist es auch nicht. Malik sagt, seine Mutter beriete seinen Vater auch heute noch in vielen Fragen um das Land.«
»Eben«, bemerkte Armand. »Seine Mutter ist wahrscheinlich ein Drachen! Und sie hat die völlige Verfügungsgewalt über dich, wenn du in ihrem Harem lebst.«
Konstanze winkte ab. »Armand, wenn Maliks Mutter auch nur halb so bärbeißig wäre wie die Oberin auf dem Rupertsberg, hätte sein Vater sie längst verstoßen!«
Gisela kicherte ausgelassen. Offensichtlich erwuchs ihre außergewöhnliche Toleranz auch reichlichem Weingenuss. »Aber die Sarazenen betreiben Vielweiberei!«, gab sie zu bedenken. »Malik kann neben dir noch drei andere Frauen heiraten! Oder waren es fünf, Armand? Ganz abgesehen von all den Sklavinnen, die er von irgendwem geschenkt bekommt!«
Konstanze sah ihre Freundin gutmütig an. »Gisela, ich war eine Braut Christi. Allein auf dem Rupertsberg teilte ich ihn mit hundert anderen!«
»Du lästerst Gott!«, erschrak Armand.
Gisela schlug pflichtschuldig das Kreuz, aber sie konnte das alles nicht zu ernst nehmen. Der Minnehof triumphierte an diesem Tag entschieden über ihre christliche Erziehung.
Konstanze zog die Augenbrauen hoch. »Darauf kommt es nun auch nicht mehr an. Ich bekenne mich zum Islam, Armand, das heißt, wenn der Papst Recht hat, komme ich sowieso in die Hölle. Aber nach dem, was ich heute über den Papst erfahren habe und über diesen Franziskus, nach dem, was ich über Bruder Bernhard schon wusste … Ich glaube nicht, dass ich deren Himmel noch will, Armand! Also darf ich jetzt meinen Eid weitersprechen?«
Armand schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht vor mir. Und vor Gisela gilt es ohnehin nicht, es müssen zwei männliche Zeugen sein. Wahrscheinlich auch zwei Muslime. Also spar dir die Worte auf, Konstanze, Gott gibt dir noch Zeit, deine Entscheidung zu überdenken.«
Konstanze zuckte die Schultern. »Meine Entscheidung ist gefallen. Ich hoffe, Malik in Sizilien treffen zu können. Wenn ich nur wüsste, wie ich jetzt dort hinkomme.« Sie begann, ihre Sachen zu packen.
Armand schüttelte den Kopf. »Lass dir Zeit, Konstanze,meinetwegen brauchst du nicht bei Nacht und Nebel zu flüchten. Vor Gott kannst du dich sowieso nicht verstecken. Und wir sind auch nicht deine Richter. Du kannst mit uns kommen. Wir reiten morgen nach Ostia und suchen uns ein Schiff. Mein Auftrag hier ist erledigt. Wir segeln von hier aus nach Pisa – die Herren dort waren freundlich zu uns, und ich denke, sie verdienen eine Erklärung. Dazu muss die Angelegenheit Dimma geklärt werden. Wir sind es ihr schuldig, für sicheres Geleit nach Meißen zu sorgen.«
»Wenn sie nicht überhaupt mit uns kommen mag!«, unterbrach ihn Gisela. »Oh, Konstanze, ist es nicht aufregend! Ich werde doch in einer Burg leben! Aber das ist natürlich nichts gegen das, was du haben wirst! Du heiratest einen Prinzen, Konstanze! Du wirst in einem Palast wohnen! Und wir können uns bestimmt besuchen, nicht, Armand?«
Armand seufzte. »Liebste, zwischen Akkon
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