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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ihn dann zu kröpfen.
    Rupert ließ Gisela nicht so weit kommen. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, wandte sie sich erschrocken um. Er umfasste ihre Oberarme mit beiden Händen und hielt sie vor sich wie eine Puppe.
    »Ihr müsst … du musst es mir jetzt sagen, Fräulein … äh … Gisela …«
    Rupert verhaspelte sich. In seinen Träumen nannte er Giselabeim Vornamen wie damals als Kind. Und in diesem Moment, da er sie zwang, ihm ins Gesicht zu sehen, erschien es ihm auch nicht passend, sie förmlich anzusprechen – sie würde es sicher nicht einmal bemerken. Zudem war das Mädchen an diesem Tag nicht gekleidet wie eine Edelfrau. Keine einschüchternden bunten Farben, keine juwelengeschmückten weiten Zierärmel. Zu den Falken kam Gisela im ältesten Reitkleid und machte sich auch nicht die Mühe, sich zu verschleiern. Um diese Zeit waren kaum Ritter in den Ställen.
    Gisela sah irritiert in das wütende Gesicht ihres Angreifers. Sie war erschrocken, aber sie empfand keine echte Furcht vor dem Jugendfreund.
    »Was, Rupert«, fragte sie sanft, »was soll ich dir sagen? Was es auch ist, ich will es gerne tun. Du brauchst mir deshalb nicht die Arme auszurenken, ich laufe dir nicht davon.«
    Rupert ließ sie los. »Was Ihr … was du an ihm findest!«, stieß er hervor. »Was erregt dich, wenn du diesen … diesen Taugenichts Wolfram ansiehst? Warum machst du ihm schöne Augen? Was hat er, was ich nicht habe?«
    In Ruperts Augen stand alle Qual einer hoffnungslosen Liebe. Gisela war so schön … selbst jetzt, in ihrem schmutzigen Kleid und mit zu Zöpfen geflochtenem Haar. Mit dieser Frisur sah sie jünger aus, Rupert fühlte sich an das Kind von einst erinnert. Er konnte nicht verstehen, dass er sie nicht damals schon geliebt hatte.
    Gisela seufzte. »Einen Adelstitel«, gestand sie dann und setzte sich auf einen Strohballen. »Komm, Rupert, setz dich zu mir. Ich werde es dir erzählen!«
    In der nächsten Stunde vertraute sie sich Rupert an wie einem Gleichgestellten – schließlich hatte sie ihm schon als Mädchen kleine Missgeschicke gebeichtet, damit er sie vor dem Zorn seiner Mutter schützte. Aber was konnte er tun gegen den Wunsch Friedrich von Bärbachs und Odwin von Guntheims?
    »Ich könnte dich entführen!«, erklärte Rupert sofort, alssie geendet hatte. »Wir laufen einfach zusammen weg. In eine Stadt. In einem Jahr bin ich frei und kann dich heiraten.« Der Junge fiel vor dem Mädchen auf die Knie wie ein Ritter.
    »Und bis dahin?«, fragte Gisela leise und strich ein paar blonde Strähnen zurück, die sich aus ihren Zöpfen gelöst hatten. Rupert dauerte sie, aber er war ihr keine Hilfe. »Leben wir in Sünde zusammen? Was meinst du, wer uns Obdach gibt, wer uns aufnimmt, wo du Arbeit findest? Ich habe mir das alles überlegt, Rupert, es geht einfach nicht.«
    »Aber … aber wenn du mich liebst.« Rupert sah verzweifelt zu Gisela auf.
    Gisela schüttelte den Kopf und reichte ihm die Hände, um ihm aufzuhelfen. »Rupert, ich schätze dich sehr. Aber auch dich liebe ich nicht, ebenso wenig wie Herrn Odwin und Herrn Wolfram. Und wie du schon sagst – um das Leben auf mich zu nehmen, das uns erwarten würde, müsste ich dich über alles lieben. Es tut mir leid, aber das kann ich nicht. Wärest du ein Ritter, würde ich aus Verzweiflung mit dir gehen – man erwartet nicht mehr von einer Frau, als dass sie ihren Gatten achtet.«
    »Und du achtest Wolfram?«, stieß Rupert hervor.
    Gisela gab keine Antwort.
     
    Niedergeschlagen lag Gisela auf ihrer Lagerstatt und versuchte, in den Schlaf zu finden. Der vierte Tag vor dem Eintreffen Odwins zur Hochzeit war gekommen, und sie sah nur noch die Möglichkeit, sich direkt an Wolfram zu wenden. Eine solche Werbung würde sie zwar zutiefst demütigen, aber ein Ritter wie er konnte die Bitte einer Dame kaum ablehnen.
    Letztendlich spielte es keine Rolle, ob sie Wolfram achtete oder liebte. Der Knappe machte ohnehin keine Anstalten, um sie zu werben, von Entführung gar nicht zu sprechen. Wolfram war eben kein Ritter und hatte keine Ahnung von höfischem Benehmen. Gisela sah also ein weiteres Scheiternvoraus. Sie grübelte und grübelte und verwarf eine Formulierung nach der anderen. Es gab eigentlich keine geeignete Form, sich einem Mann auf diese Art anzudienen, zumal sie ihren künftigen Gatten nicht einmal unbegrenzt schlechtmachen durfte – schließlich sprach sie vom Vater ihres »erwählten Ritters«.
    Plötzlich vernahm das Mädchen ein kleines

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