Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
Vom Netzwerk:
mich an.
    »Ich weiß nicht mehr.« Ich lüge. Ich weiß es sehr wohl, bloß dass ausgerechnet Milo jetzt Jeffer erwähnt, wirft mich aus der Bahn und verpasst mir einen Stich.
    Das mit Jeffer war etwas ganz anderes. Er und ich haben ein paar Wochen miteinander verbracht. Zusammen Musik gehört, über das Leben philosophiert. Ich habe bei ihm gewohnt für kurze Zeit und da war immer diese Spannung zwischen uns. Wir waren kein Paar, aber wir haben uns zwei Mal geküsst, waren verwirrt, haben nie darüber gesprochen. Es ist schwer zu beschreiben. Ich wollte, dass er mein Seelenverwandter ist, und wahrscheinlich war er das auch. Aber dann war er plötzlich verschwunden, hat mich zurückgelassen mit einem Brief und seiner Plattensammlung, die er mir vermacht hat. Ich habe ständig an ihn gedacht und darauf gewartet, von ihm zu hören, aber es kam nichts. Das mit Jeffer ist vorbei. Na ja, vom Kopf her sage ich mir das jedenfalls. Aber über das mit Jeffer werde ich mit Milo mit Sicherheit nicht reden.
    »Egal. Auf jeden Fall hattest du zu unserer Musik getanzt. Das ganze Konzert über, und ich hatte dich die ganze Zeit dabei beobachtet. Deine BH -Träger sind dir von der Schulter gerutscht.«
    »Oh Gott.« Ich lächle. Ich kann mich gut erinnern. Ich hatte bei dem Konzert mit Maja kurz über Milo gespro chen. Sie fand ihn irgendwie albern, lästerte über seine Schlaghosen, und ich war wieder verwundert, weil ich bei Maja nie rauskriege, auf was für Jungs sie eigentlich steht. Aber mir hatte Milo damals schon gut gefallen, nur war ich da an einem anderen Punkt, mit Jeffer eben.
    »Und danach bist du immer mit deiner Kamera aufgetaucht bei den Konzerten, auch bei den Partys. Wir haben uns nie wieder unterhalten, nur das eine Mal an der Bar.«
    »Aber jetzt können wir uns unterhalten«, sage ich und führe seine Finger an meine Lippen.
    »Oder auch nicht.« Er beugt sich über mich, nimmt meinen Kopf in seine Hände und küsst mich wieder auf meine geröteten Lippen. Seine Zunge verschwindet in meinem Mund, seine Hände irgendwo unter meinem Shirt. Und schließlich explodiere ich doch noch.
    Endlich!
    Gegen Morgen irgendwann, Milo und ich sind in den Halbschlaf hinübergeglitten, klopft es wild an der Tür, und Stimmen sind zu hören.
    »Ey, was’n hier los? Warum ist abgeschlossen?«
    »Vielleicht ist das nicht unser Zimmer? Welche Nummer haben wir?«
    »Was weiß ich, welche Nummer. Freddie hat gesagt, es wäre die 35 … oder 53 … ach, keine Ahnung. Wo ist Milo eigentlich? Er weiß die Nummer.«
    »Verdammt, den hab ich ewig nicht mehr gesehen!«
    »Und nun?«
    »Ich such nix mehr, nix, okay, kein Milo, keine Nummer … ich leg mich jetzt hierhin, ist mir so was von scheißegal.«
    »Na toll. Jetzt muss ich im Flur pennen, nur weil du dir die Nummer nicht merken kannst!«
    »Warum soll ich die Nummer wissen?«
    »Du bist der Organiser!«
    »Der was? Was soll das sein? Organiser. Vielleicht bin ich auch noch dein Babysitter?«
    »Ach, halt doch die Klappe.«
    Rumpeln.
    Es sind Tom und Robert. Völlig betrunken. Vermutlich war das nichts mit den Groupies.
    Milo legt mir seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Pssst.«
    »Aber die können doch nicht im Flur schlafen?«, flüstere ich.
    »Und ob die das können.« Er streicht mir über die Haare, und ich schließe einfach die Augen, kuschle mich noch mehr an Milo und schlafe wieder ein.
    Als ich wach werde, knallt die Sonne durch die Fensterscheiben und verbreitet stickige Luft im Zimmer. Ich stehe so leise wie möglich auf und gehe zum Fenster, öffne es und schaue hinaus. Gegenüber liegt der geschlossene Jugendclub. Die Reste vom Lagerfeuer und ein paar Pappbecher auf dem Boden sind stumme Beweise der gestrigen Party.
    Ich schaue zu Milo. Er schläft fest. Durch seinen leicht geöffneten Mund kann ich seinen Atem hören. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, meine Kamera anzumachen und ihn im Schlaf zu filmen. Es wäre ein wunderschönes Bild. Ich lasse es dann aber, weil es doch irgendwie hinterhältig wäre. Stattdessen sehe ich ihn mir noch eine Weile an. Seine Haare fallen ihm über die Augen, und sein Arm, mit den Lederbändern am Handgelenk, liegt über das ganze Bett ausgestreckt. Ich komme noch ein Stück näher ran und zähle die Leberflecke auf diesem Arm. Sieben. Seine Augenlider flattern leicht, als würde er träumen, und ich kann nicht widerstehen, die Decke über ihn zu ziehen, damit er nicht friert.
    Dann sammle ich meine Sachen zusammen und schleiche aus

Weitere Kostenlose Bücher