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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Fall. Sie ist nur sehr, sehr kompliziert. Sie würde das vielleicht missverstehen.« Seine Augen verengen sich zu Schlitzen.
    »Okay«, sage ich, weil ich nicht kompliziert sein möchte, aber ein ungutes Gefühl bleibt.
    Eigentlich würde ich solche Sachen lieber gleich auf der Stelle klären. Das mit Jeffer war schon unklar genug – ich weiß bis jetzt nicht, was ich davon halten soll. Und nun Milo. Was war das zwischen uns? Es waren auf jeden Fall Küsse und Sex, aber das muss ja nicht unbedingt was bedeuten. Oder? Möglicherweise gehört so etwas zu einer Tour mit dazu. Und wenn ich ehrlich bin, tut es mir auch gut, mich mit der ganzen Knutscherei weiter von Jeffer zu lösen. Ich habe mit einem anderen Jungen rumgemacht. Das ist doch gut, Frieda! Ein Schritt nach dem anderen.

ICH SCHLEICHE ZUERST a us dem Zimmer. Milo kommt dann zehn Minuten später nach, das haben wir so ausgemacht.
    Im Jugendclub hat der gute Freddie ein verspätetes Frühstück für alle vorbereitet. Es riecht nach Kaffee und PVC -Bodenbelag.
    Als ich mir einen Teller und Besteck schnappe, winkt Edgar mich zu seinem Tisch herüber. Er sitzt dort ganz allein.
    »Will keiner neben dir sitzen? Hast du was angestellt?«, necke ich ihn und setze mich.
    »Alle hatten scheinbar eine tolle Nacht, nur ich nicht, weil ich so ein doofer Einlasser war, der keinen interessiert.«
    Ich sehe mich um. Zwei Tische weiter sitzen Dan und das Mädchen von gestern und füttern sich gegenseitig mit Toast. Am Tisch daneben Tom und Robert, die sich den Nacken reiben, der wahrscheinlich nach so einer Nacht auf dem Boden völlig verspannt ist. Aber die Groupies sind wieder bei ihnen und spenden Trost. Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, die wären auf Milo aus gewesen.
    Freddie sitzt mit Matse und Christian und noch ein paar Jungs vom Jugendclub da. Sie lachen und unterhalten sich lautstark über irgendwelche Mischpultangelegenheiten, die mir ein völliges Rätsel sind. Diese Technikerjungs scheinen sowieso in einer Parallelwelt zu leben. Sie haben ihre eigene Sprache und einen schrägen Humor, wenn sie nicht gerade todernst an ihren Mischpultknöpfen drehen.
    »Wo warst du überhaupt heute Nacht?«, fragt Edgar und sieht mich dabei eindringlich an.
    »Im Zimmer.« Ich klappere übertrieben laut mit meinem Besteck.
    »Lüge. Ich habe geklopft.«
    »Dann hab ich wohl schon geschlafen«, wehre ich ab.
    »Ich dachte, du wolltest mit Milo ein Interview machen.« Er lässt nicht locker.
    »Hab ich auch. Es war ein wirklich gutes Interview. Und dann bin ich ins Bett. War ein langer Tag gewesen. Ich war doch davor schon spazieren, die ganze frische Luft und so. Ich war total hinüber.« Ich gieße mir einen Kaffee aus einer geblümten Thermoskanne ein.
    Edgar sieht mich skeptisch an, und ich merke, dass er mir kein Wort abnimmt, aber ich tue, als wäre nichts und bestreiche mein Brötchen mit Marmelade.
    »Ich saß gestern die ganze Zeit noch auf der Bank rum und habe gewartet, dass du zurückkommst.« Er beißt lustlos in ein Stück Gurke.
    »Das tut mir leid, ich wusste nicht, dass … Vielleicht müssen wir in Zukunft besser kommunzieren?«, schlage ich vor.
    »Vielleicht.«
    »Komm schon Edgar! Tut mir leid, dass du gestern einen doofen Abend hattest. Heute wird’s besser, bestimmt.« Ich lächle ihm aufmunternd zu und er zieht eine Grimasse.
    Und dann kommt Milo in den Raum und dicht hinter ihm läuft Linda. Ich verschlucke mich beinahe an mei nem Brötchen. Sie gehen ohne Begrüßung an uns vorbei, zu dem Tisch von Tom, Robert und den Groupies, und setzen sich dazu. Sie lachen. Ich vermeide es, in ihre Richtung zu schauen, aber mir wird heiß und gleich wieder kalt, und mein Hunger hat sich in Luft aufgelöst. Das finde ich jetzt wirklich etwas dreist.
    Edgar sagt etwas, aber ich verstehe den Sinn nicht und lächle nur verkrampft vor mich hin, in der Hoffnung, dass dies als Antwort ausreicht.
    Scheinbar nicht, denn er fasst mich mit einem besorgten Blick am Arm.
    Der Klumpen im Magen verursacht mir Schmerzen. Ich habe den Drang, auf die Toilette zu rennen und mich zu übergeben, aber meine Beine, meine Arme fühlen sich gleichzeitig so schwer an, dass ich mich nicht rühren kann.
    Ich drehe langsam meinen Kopf Richtung Bandtisch und begegne Milos Blick. Er sieht mich verschwörerisch an, zwinkert mir zu.
    Ich habe Schwierigkeiten, das Puzzle richtig zusammenzusetzen.
    Was ist das hier jetzt?
    Warum taucht er jetzt mit Linda auf, so als wäre nichts gewesen?

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