Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
Vom Netzwerk:
und lehne meinen Kopf auf Edgars Schulter.
    »Ich muss dir später unbedingt was erzählen«, sagt er geheimnisvoll.
    Ich schaue zu ihm hoch und ziehe meine Augenbrauen nach oben.
    »Später.« Er dreht die Musik lauter.
    Tom kommt aus dem Haus, zuckt mit den Schultern und winkt ab. Ich kurble die Fensterscheibe runter, um zu hören, was jetzt Sache ist.
    »Wir fahren!« Er gibt das Zeichen zum Aufbruch.
    Ich sehe ihn entgeistert an.
    »Was?«, ruft er rüber, und sein Blick verrät schon, dass er nicht mit mir darüber diskutieren möchte.
    »Wir können doch nicht einfach fahren! Der taucht schon noch auf. Wir müssen nur kurz warten.« Ich öffne die Tür und steige aus dem Auto, laufe Tom entgegen. Ich merke, dass Milo mich ansieht, aber jetzt habe ich keine Lust auf verliebte Blicke. Ich stelle mich vor Tom und verschränke meine Arme vor der Brust.
    »Soll ich jetzt Angst kriegen?« Er grinst herablassend.
    »Der wird bestimmt gleich antanzen. Das bisschen Zeit wird doch wohl drin sein.« Ich halte seinem Blick stand.
    »Weißt du was? Ist mir egal! Wenn du willst, kannst du gerne auf ihn warten, aber mir ist das echt zu blöd, dass hier immer alle verschwinden. Ich komme mir vor wie auf Kindergartenfahrt. Ich könnte mich die ganze Zeit damit beschäftigen, hier alle wieder aufzusammeln. Hab ich aber keinen Bock drauf. Wir haben einen Zeitplan, wir haben Konzerte zu spielen.« Er schüttelt resigniert den Kopf, dreht sich um und läuft zum Bus. Ich stehe einen Moment perplex in der Gegend rum, dann sehe ich doch zu Milo, aber der senkt schnell seinen Blick und tut so, als müsste er wieder seine Karte studieren.
    Wütend gehe ich zum Auto zurück und lasse mich wieder in den Sitz fallen. »Das sind tolle Freunde hier! Nicht zu fassen! Ich hoffe, ich komme nie in die Verlegenheit, von denen mal was zu brauchen.«
    »Du musst dich nicht um Dan kümmern, der ist schon groß, ehrlich.« Edgar tätschelt mein Knie.
    »Und wenn ihm was passiert ist? Nur mal angenommen.«
    »Dem ist schon nichts passiert, bleib mal locker.« Er drückt mir wieder seinen Kopfhörer in die Hand, aber ich lehne ab.
    Matse steigt in den Wagen und auch der Bandbus steht schon abfahrbereit. »Ist doch gut, eine Nervensäge weniger«, witzelt Matse und zieht eine Grimasse.
    Ich bin wütend darüber, wie wenig es die anderen kümmert, dass einer aus der Gruppe verschwunden ist. Trotzdem bleibe ich im Auto sitzen. Ich könnte aussteigen, aber ich tue es nicht, und das sagt doch auch etwas über mich aus.
    Matse startet den Wagen und drängelt sich mit quiet schenden Reifen vor den Tourbus, so knapp, dass Milo scharf abbremsen muss. Die Jungs strecken sich gegenseitig den Mittelfinger entgegen. Mann! Was sind das alles für Poser!
    Ich ziehe die Kapuze meiner Strickjacke über den Kopf und vergrabe mich schmollend in den Sitzpolstern. Edgar greift sich meine Hand, drückt sie und lässt sie nicht mehr los, die ganzen zwei Stunden, die wir unterwegs sind.
    Die BlackBirds spielen heute Open Air, in einer Kleingartenanlage bei einem Sommerfest. Mit Sicherheit ist das noch tausendmal peinlicher als die Cash Cover Combo. Ich frage mich, wer denen das schon wieder eingebrockt hat und ob es nicht an der Zeit wäre, sich jemand Vernünftiges fürs Management zu suchen. Einerseits ist bestimmt jedes Konzert eine gute Übung, aber wenn die BlackBirds erst mal als Laubenpieper-Band verschrien sind, können sie es vergessen, irgendwann in den coolen Clubs auftreten zu dürfen. Ich verstehe schon, warum es Milo auf den Sack geht. Aber das ist ja eigentlich nicht mein Problem. Ich mache nur den Film und ich knutsche nur mit dem Sänger rum, mehr auch nicht.
    Wir sind am Nachmittag vor Ort, und die Band muss sich mit den Veranstaltern kurzschließen, um den Aufbau und Soundcheck zu organisieren, Getränkemarken zu besorgen und das Spritgeld zu kassieren. Wir anderen sind überflüssig. Ich filme die Gartenlauben und die improvisierte Bühne, Girlanden, Luftballons, Bierfässer, den Grillstand und den Nagelbalken für die Kinder. Das muss als Füllmaterial aus Eberswalde reichen.
    Ich mag es hier nicht und weiß nicht genau, ob es an dem miesen Tagesanfang liegt, der mir schlechte Laune gemacht hat, oder ob es hier wirklich scheußlich ist.
    Edgar und ich lehnen nebeneinander am Zaun und knabbern an Salzstangen, die Matse an der Tankstelle gekauft hat.
    »Ich schäme mich irgendwie, hier zu sein«, nöle ich und verschränke die Arme vor der Brust.
    »Du bist

Weitere Kostenlose Bücher