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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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ob ich der Vielleicht-Typ bin! Ist halt so, wie es ist.« Ich zucke die Schultern und stopfe mir schnell mehr Zwiebelringe in den Mund.
    Der Bus hält vor dem Zoo und wir kaufen am Schalter eine Pärchenkarte, halten Händchen, damit das auch glaubwürdig ist. Als Erstes laufen wir an Pinguinen und Flamingos vorbei.
    »Du wolltest noch was erzählen«, erinnere ich Edgar und lasse seine Hand wieder los, denn langsam fühlt sich das merkwürdig an.
    »Ah ja … ich, oh Mann … wo fange ich an?« Er kratzt sich am Kopf und versucht, meine Aufmerksamkeit auf die kleinen Äffchen zu richten, die etwas weiter weg in den Bäumen herumhüpfen.
    »Jetzt erzähl schon!«, drängle ich.
    »Puh … okay, lass uns mal hinsetzen, dort hinten ist eine Bank.«
    Wir laufen schweigend nebeneinander her, wobei Edgar absichtlich trödelt, während ich vor Neugier fast platze. Diese Neugierde auf Tratsch ist keine schöne Angewohnheit, aber ich kann es nicht abstellen. Endlich sitzen wir, direkt vor einem Affengehege, und Edgar reicht einen Zwiebelring durch das Gitter. Das Äffchen schwingt sich hin, schnuppert, reißt Edgar den Ring aus der Hand und verspeist ihn genüsslich. Edgar strahlt über das ganze Gesicht.
    »Du solltest ihn nicht mit deinen schlechten Essgewohnheiten anstecken.« Ich wedele mit meinem Zeigefinger vor seinem Gesicht rum. »Und jetzt pack endlich aus!«
    »Ich habe mit Karin geschlafen! Oder nein, warte, eigentlich hat sie mit mir geschlafen!« Seine Wangen fangen an zu glühen.
    »Hä?« Ich reiße meine Augen weit auf. Wer zum Teufel ist Karin?
    »Karin! Weißt du nicht mehr? Die Frau, auf die du mich gestern raufgeschubst hast. Du!« Er bohrt mir seinen Finger in die Rippen.
    Jetzt fällt mir auch wieder ein, dass Linda erzählt hatte, Edgar wäre mit einer älteren Frau unterwegs gewesen. »Ist doch toll! Oder nicht?«
    »Mann, das war total abgefahren … die ist fast vierzig! Das ist Verführung Minderjähriger.« Er kaut aufgeregt an seinen Nägeln.
    »Du bist kein Minderjähriger!«, protestiere ich.
    »Okay! Aber der Altersunterschied ist echt krass. Die hat Sachen gemacht … puh, über die kann ich nicht mal reden. Ich bin völlig fertig.« Er ist richtig ins Schwitzen gekommen.
    Ich kann das Problem nicht sehen und muss lachen. »Aber das ist doch gut! Ich meine, das wünscht sich doch jeder Typ, oder? Ist das nicht so eine Fantasie von euch? Von einer erfahrenen Frau verführt zu werden?«
    »Eine Fantasie von uns? Wo hast du das her? Aus der ›Brigitte‹?« Er schüttelt den Kopf über mich und atmet schwer aus.
    »Ich find’s voll gut!« Ich grinse ihn breit an.
    »Ach! Du findest es gut. Na, dann bin ich ja beruhigt.«
    »Was ist denn nun das Problem? Ich versteh es nicht. Das musst du mir erklären.« Ich setze mich im Schneidersitz Edgar gegenüber, damit ich sein Gesicht sehen kann.
    Er wirft noch ein paar Zwiebelringe in das Affengehege, und wir warten, bis die Äffchen sich die Dinger geholt haben. Dann endlich rückt er raus mit der Sprache. »Okay. Ich erkläre es dir, aber wenn du lachst oder sonst was in der Art, dann schmeiß ich dich rüber zu den Affen! Also … Karin war mein erstes Mal.« Er zögert und wartet meine Reaktion ab.
    Aber ich verziehe keine Miene, ehrlich gesagt, überrascht es mich nicht einmal besonders. »Okay.«
    »Was ist, wenn ich jetzt für immer geprägt bin?« Auf seiner Stirn bilden sich kleine Fältchen.
    »Wie meinst du das?«
    »Na, wenn ich jetzt nur noch mit älteren Frauen schlafen kann. Könnte doch sein, oder? Du kannst dir gar nicht vorstellen, was die mit mir angestellt hat. Ich krieg das nicht aus meinem Kopf. Dieser Film spult sich immer wieder ab, ob ich will oder nicht. Das hört einfach nicht auf. Niemals mehr!«
    »Hm.« Ich bin ratlos. »Fandest du das jetzt gut oder nicht?«
    »Unglaublich!«
    »Gut oder nicht?«
    »Supergut!«
    »Dann ist doch aber alles cool«, fasse ich zusammen.
    »Ja, jetzt wo ich darüber reden konnte schon. Vorher dachte ich, ich platze gleich.«
    Ich lege meine Hand auf seine Schulter und nicke ihm anerkennend zu. »Soll ich dich jetzt öfter auf ältere Frauen schubsen?«
    Er grinst. »Untersteh dich! Ich schubse mich schon selber.«
    Wir verlassen die Bank, winken den Affen zum Abschied und schauen noch kurz bei den Lamas und Wildschweinen vorbei.
    Dann machen wir uns auf den Rückweg. Ich denke darüber nach, dass hier alle in irgendwelche Liebesangelegenheiten verwickelt sind. Milo und ich, Linda und Milo,

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