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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Dan und Mandy aus Brandenburg, Tom und Robert und Groupies, Edgar und ältere Karins. Ich glaube sogar, Matse und Christian, die beiden von der Technik, haben was miteinander laufen. Mein Vater hatte damals etwas von »hormonstrotzenden Teenagern« gesagt, als es darum ging, ob ich auf die Tour mit darf oder nicht. Er hätte seine wahre Freude an diesem Spektakel.
    »Edgar?«
    »Hm?«
    »Lass uns doch einfach aufeinander aufpassen, okay?« Ich reiche ihm meine Hand, damit wir am Tor wieder als Pärchen durchgehen und nicht als Betrüger enttarnt stundenlang auf der Polizeiwache in Eberswalde ausharren müssen.
    »Ich passe schon die ganze Zeit auf dich auf«, sagt er und drückt meine Hand.
    »Ich weiß.«
    Als wir wieder in der Kleingartenanlage ankommen, finden wir die Band übel gelaunt hinter einem Schuppen. Sie trinken wieder mal Bier, scharren mit ihren Füßen auf der Erde und starren auf ihre Schuhe.
    Ich hole meine Kamera aus dem Rucksack und halte diese triste Szene fest, um Realitätsnähe in meine Dokumentation zu bringen. Es gibt in der Tat viele deprimierende Stunden auf so einer Tour, das hatte ich so nicht erwartet. Die Warterei ist eigentlich das Schlimmste. Die Jungs sind völlig angespannt vor jedem Auftritt und können sich schlecht ablenken. Wir anderen nehmen Rücksicht darauf, lassen sie in Ruhe und langweilen uns, was die Jungs aber noch nervöser macht. Sie fühlen sich in der Pflicht, immer den Unterhalter spielen zu müssen, auch wenn sie nicht auf der Bühne stehen. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor. Wenn es endlich losgeht, ist es wie eine Erlösung. Aber jetzt scheinen sie etwas mehr als nur nervös zu sein.
    »Was ist los?«, frage ich, nachdem ich den Ausknopf gedrückt habe.
    »Hier hängen Faschos rum«, antwortet Robert und spuckt auf den Boden.
    Ich sehe mich erschrocken um, kann aber nur Kinder sehen, die von einem Spielstand zum nächsten rennen, um ihr Stempelkärtchen abzuarbeiten.
    »Robert will nicht vor Faschos spielen«, erklärt Milo.
    »Na, ist ja wohl klar!« Edgar tritt ungeduldig von einem Bein auf das andere und blickt sich hektisch um.
    »Vielleicht sind das gar keine Faschos«, gibt Tom zu bedenken.
    »Alter, ist mir scheißegal! Mir reicht schon, dass es Vielleicht-Faschos sind!« Robert wirft Tom einen wütenden Blick zu.
    Dieser Tom geht mir langsam echt auf die Nerven. Erst die Cash Cover Combo, dann Dan einfach zurücklassen und jetzt keine Position beziehen wollen.
    »Fuck«, sage ich. Es ist mir nur so rausgerutscht, aber jetzt sehen alle zu mir. »Ich meine, wo sind Linda und die Techniker-Jungs? Wir sollten jetzt alle zusammenbleiben.«
    »Sie hat recht«, sagt Milo und steht auf, kann mir aber immer noch nicht in die Augen sehen. »Ich gehe sie holen.«
    Wir sehen ihm nach, bis er hinter dem Bratwurststand verschwindet. Am Stand stehen zwei Typen, die könnten Vielleicht-Faschos sein, aber so genau kann man das nicht mehr erkennen. In einer Fernseh-Doku habe ich gesehen, dass sie sich mittlerweile die Haare wachsen lassen und die Springerstiefel gegen Skaterschuhe eingetauscht haben.
    »Dann lasst den Gig doch einfach sausen«, sage ich. Ich setze mich auf Milos Platz neben Robert hin.
    »Ach ja? Und du verzichtest auf deine Gage?«, faucht mich Tom von der Seite an.
    »Ja, ich verzichte, wenn das alles ist, worum du dir Sorgen machst!« Ich bin jetzt echt gereizt.
    Edgar legt mir die Hand auf die Schulter, um mich zu beruhigen. »Hilft doch jetzt nix«, murmelt er mir ins Ohr.
    Robert sieht mich eine Weile gedankenverloren an, er nickt zaghaft und dann immer entschlossener, steht schließlich energisch auf und läuft zur Bühne, wo er anfängt, die Snare vom Ständer zu schrauben.
    »Lass den Scheiß!« Tom eilt ihm hinterher.
    In diesem Moment kommt Milo mit den anderen zurück. Linda sieht aus, als hätte sie geweint. Hat Milo etwa mit ihr gesprochen, als ich mit Edgar im Zoo war? Mein Herz rutscht mir in die Hose. Jetzt, wo es so sein könnte, tut es mir schrecklich leid. Ob sie überhaupt noch mit mir reden wird? Matse und Christian laufen hinter den beiden und dahinter laufen vier Typen, ein bisschen älter als wir, mit Bierflaschen in den Händen.
    Sie stoßen an und steuern auf eine der Bierbänke zu, die vor der Bühne aufgebaut sind.
    »Hey! Ich hoffe, ihr singt auch deutsche Lieder!«, brüllt einer von ihnen lachend.
    Robert hält inne, setzt seine Snare vorsichtig auf dem Boden ab, bekommt einen roten Kopf und schaut dann dem Typen in

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