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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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stößt zu uns, lässt sich ins Gras fallen und starrt weiter den Himmel an. Edgar und Tom verstauen das schmutzige Besteck in einer Plastiktüte und drehen sich einen Joint. Keiner redet, wir lauschen alle der Musik, jeder in seine Gedanken versunken, und warten, bis die Sonne untergeht.
    Erst als es schon dunkel ist, kommt wieder Bewegung in die Gruppe. Edgar schlägt einen Nachtspaziergang vor. Robert und Linda haben keine Lust dazu, sie bleiben beim Feuer und wollen es am Laufen halten. Wir anderen gehen los. Milo will noch eine Taschenlampe organisieren, findet sie aber nicht. Tom und Edgar laufen voran, sammeln Äste, die sie in ihren Rucksäcken verstauen, und kichern die ganze Zeit ohne ersichtlichen Grund. Matse und Christian kicken eine alte Dose zwischen den Bäumen hindurch, die sie immer wieder aus den Augen verlieren, denn die Dunkelheit hüllt uns allmählich ein.
    Milo zupft an meinem Shirt. »Lass sie ein Stück vorgehen.«
    Wir warten mit angehaltenem Atem, bis ihre Gestalten aus unserem Blickfeld verschwinden.
    »Klingt bescheuert, aber ich hab echt Angst im Dunkeln«, sage ich und fahre mit meinen Fingern über seinen Handrücken.
    »Und wieder etwas mehr, das ich über dich weiß.« Er umarmt mich.
    »Du hast recht, wir kennen uns eigentlich gar nicht.« Ich löse mich aus der Umarmung und laufe weiter.
    Milo kommt hinter mir her. »Findest du das wichtig?«
    »Dass man sich kennt? Na, irgendwie schon. Findest du das nicht?« Ich verlangsame, damit wir wieder auf gleicher Höhe sind.
    »Warum?«, fragt er.
    »Damit es später keine bösen Überraschungen gibt.«
    »Ach, später! Warum soll man denn immer an später denken?« Noch so ein Rock’n’Roll Ding.
    »Ich denke ständig an später«, gestehe ich.
    »Ich nicht«, meint Milo und biegt auf einen engen Pfad, der durch dichtes Gestrüpp führt.
    »Das glaube ich dir nicht.« Ich schaue zurück, um mir den Weg einzuprägen, aber da sind nur Bäume, und alle sehen gleich aus. »Wir haben doch über deine Pläne gesprochen, die Welt zu sehen und all das. Das ist auch an später denken.«
    »Okay, aber ich denke nicht an später, wenn es um dich geht. Ich habe dich damals auf dem Konzert gesehen und wusste sofort, dass ich dich gut finde.«
    »Pah!« Ich muss lachen.
    »Glaubst du mir nicht?« Er packt mich an den Schultern und sieht mir in die Augen.
    »Nun, ich habe jedenfalls nichts davon gemerkt«, antworte ich.
    »Natürlich nicht. Ich wäre ja nie so bescheuert gewesen, es mit diesem Jeffer aufnehmen zu wollen.«
    Wow!
    Er hat es geschafft, dass ich sprachlos bin. Immer, wenn es um Jeffer geht, bin ich sprachlos. Ich frage mich, ob Milo recht hat, ob er wirklich keine Chance gegen Jeffer gehabt hätte. Vor ein paar Wochen bestimmt nicht. Und heute? Es spielt eigentlich keine Rolle mehr. Wenn man es ganz genau nehmen will, dann hat Jeffer mich sitzen lassen. Und ich muss das langsam mal hinter mir lassen und nach vorne sehen. Eine innere Unruhe bleibt trotzdem.
    Ich sehe keine andere Möglichkeit, da wieder rauszukommen, als Milo zu küssen, ihn an einen Baum zu drücken, sein Gesicht zu greifen und ihn zu küssen. Seinen Ratschlag befolgen und nicht an später denken.
    »Dafür, dass du so kontrolliert nachdenklich bist, bist du aber auch ganz schön impulsiv«, bringt Milo zwischen zwei Küssen hervor.
    »Das liegt an dir«, flüstere ich. »Ich glaube, dass die anderen Menschen etwas mit einem machen. So als würden sie etwas aus einem rausholen, das man selber entweder vergessen hat oder noch gar nicht kannte. Deshalb ist jede Begegnung mit einem neuen Menschen so unglaublich spannend.«
    »Ich bin deine neue Begegnung?« Seine Augen verengen sich zu kleinen Schlitzen.
    »Du siehst aus, als würde dich das enttäuschen.« Ich hake meinen Finger um seinen abgewetzten Gürtel und halte mich daran fest.
    »Irgendwie schon.« Er zupft am Träger von meinem Shirt und spielt daran rum.
    Ich lächle ihn an, verlegen und aufmunternd zugleich. Was soll ich ihm sagen? Natürlich ist er nicht nur eine Begegnung für mich, aber bevor er das wissen darf, muss er erst mal mit Linda sprechen. Das ist der nächste Schritt.
    Hinter uns hört man die Stimmen der anderen, die sich auf dem Rückweg befinden.
    Milo zieht mich noch weiter in den Wald rein. »Egal. Das Gespräch können wir ja an einer anderen Stelle fortsetzen. Jetzt muss ich dich küssen!«
    Wir küssen uns also hastig, ich fange an zu lachen, will wieder zurück, aber Milo lässt mich

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