Der Einsatz
entweder heute Abend noch oder spätestens morgen. Danach reden wir.»
«O nein, mein Lieber. Lesen Sie Ihre Nachrichten, aber danach kommen Sie sofort zu mir. Und lassen Sie sich auf keinen Fall im siebten Stock blicken, bevor wir beide nicht geredet haben. Sie haben ein gewaltiges Problem an der Backe, und es hat genau drei Buchstaben: F, B und I.»
«Ach du Scheiße! Und was wollen die denn?»
«Das wissen sie selbst nicht so genau. Sie wollten michdarüber ausfragen, wo Sie hin sind, aber ich habe ihnen gesagt, solange sie keine offizielle Vorladung haben, sollen sie sich zum Teufel scheren.»
«Haben sie denn irgendwas in der Hand?»
«Was weiß ich? Es waren jedenfalls ganz gewaltige Arschlöcher. Also, wie kann ich Ihnen helfen? Was brauchen Sie, außer einem Glas Whisky, das Sie sich gefälligst selber holen können?»
«Verlässliche Geheimdienstinformationen über den Iran. Jetzt noch mehr als vorher. Sorgen Sie dafür, dass ich sämtliche Nachrichten zum Iran aus der vergangenen Woche kriege. Und dann rufen Sie alle Verbindungsleute in Washington an, die auch nur irgendwas wissen könnten, und sagen ihnen, ich brauche ihre besten aktuellen Informationen, und zwar pronto. Sie sollen ihre Leute zu Hause anfunken, egal, wie spät es ist. Und sagen Sie der NSA, dass ich einen befristeten Sonderzugang zu den ungefilterten Überwachungsinformationen aus dem Iran brauche. Ich brauche alles, was irgendwie übertragen wurde. Falls jemand meutert, erklären Sie ihm, ich sorge persönlich dafür, dass er auf einen Abhörposten nach Okinawa versetzt wird.»
«Und was noch? Sie haben von Spuren gesprochen.»
«Suchen Sie alle verfügbaren Datenbanken nach dem Namen ‹Al-Majnoun› ab. Das ist Arabisch und heißt so viel wie ‹der Wahnsinnige›. Es dürfte sich also um einen Araber handeln, der sich aber im Iran aufhält. Zumindest glaube ich das.»
«So viel Arabisch kann ich auch gerade noch», brummte Marcia im Weggehen. «Und vielleicht weiß ich ja sogar, wer dieser Al-Majnoun ist. Nicht, dass Sie das irgendwie interessierenwürde. Aber ich werde erst nochmal in mich gehen und mein schadhaftes, alkoholvernebeltes Gedächtnis prüfen. Sonst noch irgendwelche Handlangerjobs?»
«Rufen Sie beim National Reconnaissance Office an und sagen Sie ihnen, ich brauche sämtliche Satellitenbilder aus Maschhad von vor etwa achtundvierzig Stunden.»
Harry verschwand in seinem Büro und schloss die Tür hinter sich. Er loggte sich in seinen Rechner ein und durchforstete die Nachrichtenprotokolle, um sich ein Bild davon zu machen, wie der Informationsstand in den vorliegenden Geheimdienstberichten war. Die amerikanischen Dienste hatten zwar nicht allzu viel über den Iran, aber das eine oder andere wusste man schon. Und die Verbindungsleute wussten sehr viel mehr: Sobald es irgendwo in einem ausländischen Sicherheitssystem Unruhen gab, hinterließ das meist virtuelle oder konkrete Spuren, die sich ausfindig machen und analysieren ließen.
Die hauseigenen Berichte der CIA waren dünn, aber das war ja auch kein Wunder. Der einzige verlässliche Informant, den sie innerhalb des iranischen Nuklearprogramms gehabt hatten, war schließlich tot. Dann entdeckte Harry einen Bericht, der zwei Tage zuvor vom Stützpunkt in Dubai hereingekommen war. Sie hatten einen Agenten beim dortigen Geheimdienst, der die Leute mit Zugang zu echten Geheimnissen belauschte.
Die Nachricht war mit dem Betreff UMSTRUKTURIERUNGEN IN TEHERAN? versehen und berichtete von Gerüchten aus dem Iran, nach denen in der Geheimdienstabteilungder Revolutionsgarden demnächst Köpfe rollen würden, weil irgendwer ganz gewaltigen Mist gebaut hatte. Der Bürochef aus Dubai, der zeigen wollte, wie schlau er war, spielte die Gerüchte herunter und tat sie, unter Hinweis darauf, dass die offizielle Geheimpolizei den Revolutionsgarden doch sowieso ständig am Zeug flicken wolle, als bloße interne Zankereien ab. Doch Harry hatte seine eigenen Gründe, diesen Bericht sehr ernst zu nehmen. Er schickte eine Nachricht nach Dubai mit dem Auftrag, sich schnellstmöglich mit dem Informanten zu treffen und zu sehen, ob man noch mehr aus ihm herauskriegen konnte.
Dann widmete er sich dem Ordner mit den Nachrichten der Verbindungsagenten, der in den paar Minuten, seit Marcia die Peitsche schwang, bereits merklich umfangreicher geworden war. Etliche Informanten berichteten, es habe in Teheran in den letzten paar Tagen einige außerplanmäßige Zusammenkünfte
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