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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Problem auftaucht, verschwinden nicht all die anderen aus der Welt. Und, apropos - eigentlich wollte ich einen offenen Zusammenstoß vermeiden, nichts will ich mehr als das, aber ich kann jetzt nicht anders -, das nächste Mal wäre ich dir dankbar, wenn du mir den feinen Unterschied nicht vorenthalten würdest, den es da gibt zwischen: jemandem müssen beide Beine abgenommen werden und: jemand träumt davon, dass man ihm die Beine abgenommen hat. Denn dass du das nicht mitbekommen hast, das glaube ich dir einfach nicht!
    Er brauche ihr das nicht glauben, denn sie behaupte das überhaupt nicht, was sie behaupte, sei, dass es eben keinen Unterschied mache!
    Das macht keinen Unterschied?
    Nein, es macht keinen Unterschied, weil sie so oder so auf Hilfe angewiesen ist, aber ich kann ihr im Moment nicht helfen, und wenn ich es nicht kann, dann musst du es können, kapierst du das?
    Kopp hatte es kapiert, mehr noch, er stimmte innerlich zu,
aber nach außen hin, ich weiß nicht, wie, es kam einfach so raus, sagte er, beharrte er darauf, dass auch er nicht könne, dass auch er Dinge zu erledigen habe, dass er ohnehin nichts ausrichten könne, er sei schließlich kein Arzt, und deswegen werde er jetzt gehen und in Dreigottesnamen am Freitag wiederkommen, aber bis dahin: Tut mir den Gefallen und lasst mich in Ruhe.
    In Ordnung, sagte die Sphinx. Wir lassen dich in Ruhe. Du kannst deine Ruhe haben.
    Danke schön!
    Bitte schön.
    ...
    Eins noch.
    Was?
    Das Geld.
    Was für ein Geld?
    Du hast noch nichts überwiesen.
    Was soll ich überwiesen haben?
    (Ich bring dich um!) Was wir neulich besprochen haben.
    Neulich? (17:42, ich muss los.)
    Gottverdammte Scheiße! Warum machst du das?
    Was mach ich denn?!
    (Wir brüllen beide in einem Krankenhauscafé herum, dass die Milchkaffeetassen auf der Theke scheppern. Dann verstummen wir und schauen uns mit glühenden Augen an. Du weißt genau, wovon ich rede, du weißt es genau!) -
    In der Tat. Sie hatte es ihm bei seinem letzten Besuch, vor zwei Monaten, erklärt. Sie waren mit Tommy und den Kindern am Rande eines Rummels spazieren gewesen - Und sie kauften dem Bengel jeden, aber auch jeden nutzlosen Mist, den er sich nur halbwegs zu wünschen schien! - während Marlene ihrem Bruder vorrechnete, dass die 538 Euro Rente, die Greta erhalte, bei 300 Euro Miete nicht zum Leben reichten.

    Woher weißt du, dass es 538 Euro sind?
    Die Monkowski und sie haben darüber geredet. Marlene hatte das Gefühl, absichtlich. Ich sollte es dir ausrichten.
    Mir ?
    238 Euro im Monat sind nicht ganz 8 Euro am Tag. Das ist zu wenig. Das Existenzminimum ohne Heizung und Wohnung wären 317.
    Das muss sie dem Amt sagen.
    Das Amt wird sie zu uns zurückschicken. Zuerst ist die Familie dran.
    (Also: ich.)
    In Ordnung, hatte Kopp gesagt. Reichen 200 im Monat? Oder 250? -
    Ich bin noch nicht dazu gekommen. Ich mach’s noch.
    Wann machst du es?
    Ich sag doch: bald! In der Zwischenzeit würde es vielleicht schon helfen, wenn ihr das Wechselgeld nicht immer behalten würdet.
    Wer sagt das? Sagt sie das?
    (Natürlich, wer denn sonst.)
    Gottverdammte Scheiße, aber wirklich, wir kaufen ihr immer Sachen, die sie gar nicht bezahlt, wir haben ihr einen Luftbefeuchter gekauft, weil sie gesagt hat, die Luft zu Hause ist so trocken, sie hat so getan, als wär’s ein Geschenk und wir haben uns nicht getraut, was zu sagen. Du denkst, ich will’s für mich, oder? Und was wäre so schlimm daran, fragst du jemals, ob ich Unterstützung brauche? Aber weißt du was, behalt doch dein Scheißgeld, werd’ glücklich damit, friss es auf, erstick daran!
    In einem zu engen, zu kurzen, zu hässlichen Jeansrock, auf hohen Hacken (schwarze Pumps) rannte sie quer durchs Foyer, der rechte Absatz rutschte über den Stein: trrrrrrr! Als Kopp
das sah und hörte, verachtete er sie - Meine Schwester, die rasende Proletin -, als er sah, dass sie ihre ganze (rasende) Kraft brauchte, um die schwere Glastür zu öffnen (sie verbog sich zu einem Halbkreis), tat es ihm um alles wieder leid. Du kannst schon ein Schwein sein, Darius Kopp.
    Zahlen, bitte!

Die Nacht
    Traurigkeit, Scham, Hunger. Druck und Brennen hinter dem Brustbein. Nein, es sind nicht die Bronchien. Wir haben keine Schwierigkeiten bei der Ausatmung. Nein, es geht. Die Fahrt mit dem Taxi zum Bahnhof dauert 8 Minuten, in der Nachmittagsrushhour 20, egal, wir haben den Zug sowieso schon verpasst, und die uns zwangsweise zugefallene Zeit können wir gut nutzen. Und zwar, um abzuschließen.

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