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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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    »Es geht um Ermittlungen in einem Mordfall. Hier spricht Kriminalinspektor Niemi von der Polizei in Haparanda. Du kannst mich zur Kontrolle gern zurückrufen, falls… aber es geht wie gesagt um eine Mordermittlung«, sagte Eino Niemi. Es kostete ihn große Anstrengung, ruhig zu bleiben.
    Er bekam sofort die Telefonnummer und rief gleich an, bevor er den Elan verlor. Schon beim zweiten Läuten wurde am anderen Ende abgenommen.
    Ein Kind war am Apparat. Im Hintergrund hörte er lauten Lärm, vermutlich das Festgetöse mit Weihnachtsliedern aus dem Fernseher. Er fragte, ob Papi zu Hause sei, und hörte dann, wie der Hörer eine Zeitlang neben dem Telefon lag, während im Hintergrund ein Kind nach einem Papi rief, der offenbar keine Lust hatte, ans Telefon zu gehen. Es hörte sich an, als würde kurz gestritten, doch dann legte jemand die Hand auf den Hörer, worauf eine Zeitlang nur ein Kratzen und gedämpfte Unterhaltung zu hören waren, bis sich eine entschlossene Männerstimme meldete.
    »Anders Eriksson!«
    »Guten Tag… hier Kriminalinspektor Eino Niemi in Haparanda. Verzeihung, falls ich zu so unpassender Zeit störe, aber…«
    »Keine Ursache. Aber worum geht es?«
    »Wie bitte?«
    »Worum geht es!«
    »Also… es geht um eine Ermittlung…«
    »Ja, natürlich. Aber welche?«
    Eino Niemi betrachtete den als Kerzenhalter dienenden kleinen Weihnachtsmann mit der halb abgebrannten weißen Kerze neben seinem Telefon auf der leeren Schreibtischplatte. Er hätte also lieber nicht anrufen sollen. Es war idiotisch, Leute so zu überfallen.
    »Ist es vielleicht besser, wenn ich nach Weihnachten anrufe?«
    fühlte er vor.
    »Durchaus nicht, solange es nur nicht meinen Jagdausflug stört. Bist du Jäger?« kam die Antwort schnell, aber nicht besonders unfreundlich, vor allem nicht bei der letzten Frage.
    »Natürlich jage ich, das tun wir hier oben ja alle, aber… Ja, das ist doch so.«
    »Na dann. Du darfst mich mit allem stören, was du auf dem Herzen hast, solange du meinem Jagdausflug nicht in die Quere kommst. Ich fahre nämlich zur Rehjagd nach Südschweden. Bin gerade dabei zu packen. Nun, worum ging es noch mal?«
    Nach der letzten Mitteilung fühlte sich Eino Niemi erleichtert und erschüttert zugleich. Wer es eilig hatte, auf die Jagd zu gehen, mußte ja ein im Grunde anständiger Kerl sein, selbst wenn er Professor war. Andererseits würde ihm die Angelegenheit vielleicht die Jagd verderben.
    »Ich fürchte, daß ich der Jagd vielleicht doch in die Quere komme«, sagte Eino Niemi und bereute die Worte im selben Augenblick, da er sich noch einmal hatte entschuldigen wollen.
    »Teufel auch, das hört sich interessant an. Ich hoffe nur, daß du verdammt gute Gründe hast, denn hier oben haben wir ja nicht so viele Rehe, wie du weißt, und ich will zu einem Kollegen fahren, der uns Hoffnung macht, daß wir mit nur fünf Mann zehn oder fünfzehn Stück schießen können. Nun, zur Sache!«
    »Ich glaube, wir haben es hier oben mit einem Mord zu tun, aber soviel ich weiß, hast du plötzlichen Kindstod festgestellt«, sagte Eino Niemi, während er nervös in seinen Notizen wühlte, um die Fragen zu finden, die er stellen wollte.
    »Ich habe nie etwas über plötzlichen Kindstod gesagt, aber ich weiß, woher du das hast. Mir ist natürlich klar, von welchem Fall du sprichst. Es ist dieser Lastwagenfahrer, nicht wahr?«
    »Ja. Genau der. Aber der Polizeidirektor hat gesagt…«
    »Ja, ich weiß. Ich hatte keine Gelegenheit zu sagen… jetzt laß uns aber methodisch vorgehen, ja?«
    »Aber gern. Ich habe mir ein paar Fragen notiert…«
    »Gut. Aber wir sollten jetzt von vorn anfangen. Vor der toxikologischen Analyse war es nicht möglich, mit Sicherheit eine Todesursache festzustellen. Keine Spuren von äußerer Gewalteinwirkung, kein Herzinfarkt, keine Gehirnblutung, nichts in dieser Richtung. Hast du die toxikologische Analyse?«
    »Ja, ich habe hier ein Gutachten des Gerichtschemischen Labors in Linköping und…«
    »Gut! Was steht da?«
    »So wie ich es deute, haben sich keine Gifte gefunden, weder Alkohol, Drogen noch sonst etwas.«
    »Teufel auch. Gar nichts?«
    »Nein, und jetzt frage ich mich, ob diese Sache mit dem plötzlichen Kindstod…«
    »Das sollte eher ein Scherz sein.«
    »Wie?«
    »Na ja, was heißt Scherz. Aber als dein Chef anrief, fragte er, wonach es aussehe. Da habe ich im Grunde wahrheitsgemäß gesagt, daß es tatsächlich wie plötzlicher Kindstod aussieht. Das

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