Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
einem mit den Regierungen mehrerer Länder ausgearbeiteten Plan beruhen, darunter denen der Sowjetunion und der USA. Schweden hat somit seinen Teil der Verantwortung für eine gemeinsame Aktion von ebenso geheimer wie sensibler Natur übernommen.
    Drittens hat Schweden, was inzwischen bekannt sein dürfte, eine besondere Kompetenz, wenn es um schwierige militärische Operationen geht. Es wäre also feige, um nicht zu sagen unverantwortlich gewesen, sich der aus dieser Kompetenz erwachsenden Verantwortung zu entziehen. Es ging darum, eine tödliche Bedrohung durch Kernwaffen zu beseitigen.
    Viertens. Chef der Operation ist Flottillenadmiral Carl Gustaf Gilbert Hamilton gewesen, der gegenwärtig als einer meiner Berater dient. Das ist alles.«
    Nachdem der Pressesekretär sein Papier auf den großen Schreibtisch zwischen den drei Männern gelegt hatte, blickten die beiden anderen Carl forschend an. Es fiel ihm schwer zu verstehen, warum. Wie üblich hatte er soeben in der gewohnten Politikersprache eine politische Beschreibung der Wirklichkeit gehört. Nichts war Lüge. Ihm war nicht klar, auf welche Reaktion die beiden warteten.
    »Irgendwelche Kommentare?« fragte der Ministerpräsident schließlich.
    »Ich habe dazu nichts Besonderes zu sagen«, erwiderte Carl zögernd. »Es dürfte wohl so stimmen. Zwar frage ich mich, warum ihr meinen Namen bekanntgeben wollt, aber ich nehme an, ihr habt eure Gründe.«
    »O ja«, warf der Ministerpräsident ein. »Dadurch, daß Boris Jelzin von einem schwedischen Kapitän zur See gesprochen hat – er hat deine Beförderung offenbar nicht mitbekommen –, war es ja unausweichlich, daß es zu Spekulationen kommen mußte.«
    »Carl meint, daß es den Leuten in dieser Hinsicht nicht schwerfällt, auf die richtige Person zu tippen«, ergänzte der Pressesekretär.
    »Genau«, fuhr der Ministerpräsident mit einer steilen kleinen Falte auf der Stirn fort. »Genau. Wir sparen uns eine Menge überflüssiges Gerede, und außerdem werden hiermit ja kaum lebenswichtige Staatsgeheimnisse verraten.«
    »Nein, natürlich nicht«, versetzte Carl und richtete sich leicht auf. Er hatte das Gefühl, extrem unbequem zu sitzen, ohne recht zu wissen, warum. Was ihn betraf, würde die Bekanntgabe seines Namens sich weder so noch so auswirken.
    »Nun, möglicherweise gibt es auch noch tiefere Gründe«, fuhr der Ministerpräsident geheimnisvoll fort, als er offenbar zu dem Urteil kam, ein Schritt des Gesprächs sei bewältigt.
    »Du sollst nämlich nach Moskau fahren.«
    »Aha?« sagte Carl, da der Ministerpräsident plötzlich innegehalten hatte, als wollte er die Spannung steigern. »Und was soll ich in Moskau tun?«
    »Du sollst zwei Dinge in Moskau erledigen. Erstens« – der Ministerpräsident wählte tatsächlich diese Reihenfolge – »sollst du, am liebsten von Boris Jelzin persönlich und gern auch öffentlich, wenn die Russen es so haben wollen, das Sankt-Georgs-Kreuz in Empfang nehmen. Zweitens sollst du im Namen der schwedischen Regierung mit der russischen Führung Gespräche führen über die U-Boot-Operationen der Russen der letzten Jahre in schwedischen Gewässern. Wir wollen versuchen, die Auffassungen der beiden Länder einander näherzubringen. Bisher sind sie ja sehr auseinandergegangen, wenn ich beispielsweise daran denke, was passiert ist, als das russische U-Boot U 137 in den Schären von Karlskrona auf Grund lief.
    Unsere Absichten sind leicht zu erklären. Wenn wir uns darauf einigen können, was damals eigentlich passiert ist, das heißt wenn die Russen nachgeben und der schwedischen Deutung zustimmen, können wir zum nächsten Schritt übergehen, nämlich über die nicht auf Grund gelaufenen U-Boote sprechen, die Boote, die noch immer in schwedischen Gewässern zu operieren scheinen.«
    Als Carl gefragt wurde, was er von diesem Auftrag halte, erwiderte er, er komme ihm leicht und schwierig zugleich vor. Leicht, da er schließlich nur die Regierung seines Landes vertrete und auf bestimmte Fragen klare Antworten haben wolle, was jeder respektieren müsse, mit dem er spreche.
    Schwierig, weil jeder Gesprächspartner ihm eine unwahre Antwort geben werde. Entweder aus Unwissenheit oder absichtlich. Carl glaubte nämlich nicht daran, daß die neue russische Regierung die einstige sowjetische Streitmacht unter Kontrolle hatte.
    Der Ministerpräsident verbat sich, zwar nicht mit Worten, doch durch sein Mienenspiel, jede Form von Zurechtweisung, wenn es um internationale

Weitere Kostenlose Bücher