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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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schon über Orden sprechen… hätten die Sozis sie nicht abgeschafft, hättest du ja schon den einen oder anderen Schwertorden erhalten, und zwar ohne jede Mühe«, scherzte der Ministerpräsident. »Nun, da wir jetzt sowieso beim Thema sind, haben wir ein kleines Problem, was das übrige schwedische Personal betrifft, dessen Identität nicht bekannt ist und auch unbekannt bleiben soll. Ich denke an deine anderen Männer da oben. Die haben ja ebenfalls Boris Jelzins Segen erhalten.«
    »Jaa?« sagte Carl und sah plötzlich hoch, als wäre er tief in völlig anderen Gedanken versunken gewesen.
    »Ja, da werden wir uns möglicherweise etwas einfallen lassen müssen, aber ich würde vorschlagen, daß du im Namen aller den Ordenssegen drüben entgegennimmst und ihn nach Hause verfrachtest. Dann werden wir sehen, ob wir hier zu Hause die Ordensverleihung in diskreter Form vornehmen können. Ja, das war für den Augenblick wohl alles. Wir haben gleich eine Pressekonferenz über den Haushalt… aber du schaffst es sicher, innerhalb von ein paar Tagen eine Moskau-Reise vorzubereiten?«
    »Selbstverständlich«, sagte Carl und erhob sich, da die beiden anderen es schon getan hatten.
    Er nickte und ging schnell mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer, um sich auf kürzestem Weg zu seinem Zimmer zu begeben, wo er nach dem Ordner mit Zeitungsausschnitten griff, den er schon in den Papierkorb geworfen hatte.
    Er klappte die Mappe auf dem Schreibtisch auf, nahm die Ausschnitte heraus und drehte den Haufen um, so daß die ältesten Artikel oben landeten. Er zögerte jedoch eine Weile, bevor er zu lesen begann. Die Erklärung mußte in den älteren Zeitungsausschnitten zu finden sein, bevor er selbst und die Frage nach Gesetz und Mord zur Hauptsache geworden waren. Er war sich nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Wenn Åke Stålhandske einem finnischen Staatsbürger während der Operation das Leben gerettet hatte, gab es nur eine Möglichkeit.
    Einer von ihnen hatte zu fliehen versucht. Carl überlegte. Er selbst hatte Åke Stålhandske in diesem Augenblick gestoppt. Åke hatte seine Maschinenpistole schon erhoben. Wenn er nichts gesagt hätte, hätte Åke geschossen. Als er ihm dann den Befehl gab, den Ausreißer einzufangen, hatte Åke nicht wissen können, daß er die Verfolgung allein aufnehmen sollte. Carl hätte ebensogut zwei anderen den Befehl geben können.
    Nein, es war nicht möglich. Åke konnte unmöglich mit diesem Finnen unter einer Decke gesteckt haben. Er war jedoch hinter ihm hergefahren und hatte so getan, als ob er ihn umgebracht hätte. Er hatte sogar bei dreißig Grad unter Null gebadet, um das Ganze glaubwürdig erscheinen zu lassen, was ihm ja auch gelungen war. Und dann hatte er gelogen.
    Er hatte den Finnen laufen lassen und Carl deswegen angelogen. Wenn es aber etwas Politisches gewesen war? Wenn Åke aufgrund finnischer Anweisungen oder aus ähnlichen Gründen gehandelt hatte, würde der Staatspräsident Finnlands doch nicht so indiskret sein, seinem Mitarbeiter einen Orden umzuhängen?
    Carl holte tief Luft und blätterte dann schnell die Zeitungsausschnitte durch. Er fand fast sofort, was er suchte.
    Der Grund für die ganze Geschichte war ein Mann namens Juha Salonen. Ein unscharfes Foto, das aus einer anderen Zeitung stammte, klärte Carl sofort über Juha Salonens Identität auf. Carl würde nie eins dieser Gesichter vergessen. Er konnte ohne weiteres die Augen schließen und sie alle genauso deutlich vor sich sehen, als ginge er in eineinhalb Meter Entfernung an ihnen vorbei, genau wie damals. Juha Salonen war ohne jeden Zweifel der Schmuggler, der einen Ausreißversuch gewagt hatte und den Åke Stålhandske hatte einfangen und zurückbringen sollen. Oder einfacher, er hätte ihn auch zwingen können, aus eigener Kraft zurückzulaufen, um ihn nicht tragen oder schleifen zu müssen.
    Statt dessen hatte er den Mann laufen lassen, freiwillig ein eisiges Bad genommen und war mit einer Geschichte zurückgekehrt, sie seien im Wasser gelandet und der andere sei unter dem Eis verschwunden.
    War es denkbar, daß Åke alles mißverstanden hatte, obwohl der andere gestorben war? Nein. Es war unmöglich. Niemand kann bei dreißig Grad unter Null zu Fuß überleben, dazu ohne Ausrüstung und Proviant und mit dreißig Kilometer Fußmarsch bis zur Grenze. Åke hatte ihm seine Skier, seine Handschuhe und seine Mütze gegeben, so daß der Mann sich trockenen Fußes hatte

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