Der einzige Sieg
eigentlich mitbekommen haben müßtest, in einem Mordfall. Du hättest dieser Mörder sein können, Pekka-Jaari, vergiß das nicht.«
»Darf ich das Geld behalten?«
Rune Jansson lachte auf und betrachtete den Mann eine Zeitlang prüfend und mit einem amüsierten Gesichtsausdruck.
»Nun ja«, sagte er schließlich, »hattest du dir das Ganze steuerfrei gedacht? Scherz beiseite, nein. Das Geld ist beschlagnahmt. Du hast es schließlich bei einem Verbrechen verdient, und damit ist es verwirkt, wie es heißt. Ganz ehrlich gesagt bin ich der Meinung, daß du mit dieser Regelung gar nicht so unzufrieden sein solltest. Du hast dich immerhin auf etwas eingelassen, was dir eine lebenslange Freiheitsstrafe hätte einbringen können. Nun, ich denke, wir sollten das Ganze noch einmal durchgehen, und zwar von Anfang an!«
Rune Jansson schaltete das Tonbandgerät ein. Der Verdächtige jammerte, hatte aber weder die Kraft noch den Willen, sich zu widersetzen. Sie arbeiteten sich langsam und methodisch noch einmal durch die ganze Geschichte hindurch, fragten nach weiteren Details und suchten nach Abweichungen und Widersprüchen. Beide hatten den Eindruck, es auch in der zweiten Version mit der gleichen Geschichte zu tun zu haben.
Als sie fertig waren, blieben sie eine Zeitlang sitzen und überlegten, ob es im Augenblick noch etwas zu besprechen gab. Eino Niemi fiel schließlich ein Detail ein.
»Ja«, sagte er, »du weißt sicher, daß Russen sozusagen einen Doppelnamen haben. Einen Vatersnamen in der Mitte zwischen Nachnamen und Vornamen.«
»Ja, ich weiß«, sagte der Verdächtige.
»Nun«, fuhr Eino Niemi fort, ohne auch nur einen Anflug von Ungeduld zu zeigen. »Wie war also der mittlere Name dieses Ilja Alexandrow?«
»Michailowitsch.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ja, bombensicher. Michailow, du weißt schon.«
»Nee, inwiefern?«
»Ich meine den Eishockeyspieler. Es gab etwa um die gleiche Zeit mit Alexandrow auch einen Michailow. Wir haben manchmal darüber gewitzelt, daß er selbst aussuchen konnte, wer er sein wollte.«
Die beiden Polizisten notierten das und gaben sich mit der Erklärung zufrieden. Rune Jansson ging hinaus und holte Wachpersonal, das den vorläufig Festgenommenen in die Zelle zurückbringen sollte.
Anschließend packten sie ihre Sachen zusammen und gingen. Es war fast selbstverständlich, daß sie mit dem nächsten Verhör noch einen Tag warten sollten. Es konnte nicht schaden, den zweiten Mann noch einen Tag schmoren zu lassen, und unterdessen konnten sie einige Kontrollen vornehmen, beispielsweise, was es mit dem Seetransport von Varberg um die Zeit kurz vor Weihnachten auf sich hatte.
Sie sprachen kaum miteinander, als sie auf dem Rückweg zu den Büros des Gewaltdezernats bei der Reichspolizeiführung durch die langen unterirdischen Gänge und Korridore gingen. Sie gaben die Bänder zur Abschrift ab, gingen dann zu Rune Jansson ins Zimmer und setzten sich. Beide schwiegen immer noch eine Zeitlang. Jeder von ihnen schien intensiv nachzudenken.
»Wie fahndet man nach einem Russen?« fragte Eino Niemi schließlich. »Wir haben von ihm immerhin einen glaubwürdigen Namen. Der Finne wäre wohl nicht so schwierig gewesen, aber da haben wir vielleicht nur einen, der Matti heißt und aus Savolaks kommt. Ich meine, es gibt schließlich Telefone, du weißt schon…«
»Ja, das ist es ja gerade…«, überlegte Rune Jansson. »Sobald diese Figuren auf freiem Fuß sind, können sie ja jeden anrufen und warnen. Aber mit etwas Glück schaffen wir es vielleicht in einer Woche, sie verhaften zu lassen.«
»Läßt sich der Staatsanwalt darauf ein? Ich meine, die Geschichte scheint ja zu stimmen.«
»Gewiß. Aber wir haben Ermittlungsgründe und Verdunklungsgefahr als gute Haftgründe. Es besteht immerhin das Risiko, daß jemand gewarnt wird, nach dem wir wegen Mordes fahnden. Und mit etwas Glück leugnet morgen der nächste Mann. Wenn er leugnet, wird ein Haftbefehl ausgestellt, und dann fährt unser Freund Pekka ebenfalls ein. Nein, es dürfte gehen. Wenn wir wollen, kriegen wir die Haftbefehle.«
»Und das wollen wir?«
»Genau.«
Sie wollten Zeit gewinnen und waren sich ziemlich sicher, damit Erfolg zu haben. Doch dann kam die Frage der Zusammenarbeit mit den russischen Polizeibehörden, und das war etwas, was von den Bürokraten bei der Reichspolizeiführung erledigt werden mußte. Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß sich ein gewisser Ilja Michailowitsch Alexandrow noch in Schweden
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