Der einzige Sieg
geschäftlichen Vorschlag zu machen. Ich dachte, wir könnten in aller Ruhe darüber sprechen, bei einer Tasse Kaffee. Und welche Gelegenheit wäre besser geeignet als jetzt?«
Luigi breitete in einer sehr familiären Geste die Arme aus und lächelte. Seine Worte waren außerordentlich freundlich, aber der Inhalt hörte sich trotzdem bedrohlich an. Er bat nicht, er gab Befehle.
Nach einigem Zögern erhob sich der junge Mann und ging in die Küche. Dann entspann sich dort etwas, was sich wie eine hitzige Diskussion anhörte, worauf der junge Mann mit seinem Vater erschien, der sich verschwitzt, irritiert oder nervös ein Handtuch vom Leib riß, das er sich um die Hüften geschlungen hatte.
Luigi wiederholte seine weiche, einladende Handbewegung. Jetzt breitete er die Arme so sehr aus, daß seine Pistole zu sehen war. Er registrierte, daß die Männer sie gesehen hatten, und schlug vor, sie sollten auf seine Rechnung eine Tasse Kaffee trinken. Das sei wichtig, betonte er, der Kaffee müsse auf seiner Rechnung erscheinen, damit keine Mißverständnisse aufkämen – bei allem Respekt vor der Gastfreundschaft unter Landsleuten. Ein Glas Grappa oder Wein oder sonst etwas gehe natürlich auch, solange man nur etwas gemeinsam trinke. Wenn er es sich überlege, wolle er lieber noch einen kleinen Espresso.
Es entstand ein angestrengtes, fast quälendes Schweigen, während die Bestellung erledigt wurde. Alles lief so, wie Luigi es sich vorgenommen hatte.
Als sie schließlich unter dumpfem Schweigen vor ihren Getränken saßen – der Vater hatte einen Grappa genommen, der Sohn einen Kaffee –, nippte Luigi an seiner Tasse und lobte den Espresso. Dann stellte er langsam die Tasse ab und sah die beiden nervösen Männer an, die ihm gegenübersaßen. Vermutlich tobten in ihnen die verschiedensten Gefühle.
» Allora , zur Sache!« begann Luigi in entschieden klingendem Tonfall. »Ich vertrete bedeutende italienische Geschäftsinteressen. Wir sind gerade dabei, einen neuen skandinavischen Markt zu erschließen. Das Ganze sieht sehr vielversprechend aus. Zu unserer Bestürzung stellen wir jedoch fest, daß hier in der Stadt etliche kleine Gangster herumlaufen und für Unruhe sorgen.
Das ist nicht gut. Das gefällt uns überhaupt nicht. Verstehen Sie? So kann es einfach nicht weitergehen.«
»Wir sind ehrliche Menschen. Wir arbeiten ehrlich und fallen niemandem zur Last«, brummte der Vater und blickte auf die Tischplatte, auf der er mit dem Zeigefinger einen Kreis malte.
»Natürlich!« entgegnete Luigi freundlich. »Genau das meine ich ja. Wir können ganz einfach nicht tolerieren, daß hier verschiedene picciotti herumlaufen und den Paten V oder sonst etwas spielen. Das stört ehrliche Leute wie Sie, uns aber auch in allerhöchstem Maße.«
»Was sollen wir dagegen unternehmen? Was haben Sie sich gedacht?« fragte der Sohn mit bemühter Lässigkeit. »Bei der schwedischen Polizei petzen?«
»Das wäre nicht so gut, denke ich«, sagte Luigi langsam und betonte dabei jedes Wort. »Außerdem wissen Sie selbst, was Sie der schwedischen Polizei gesagt haben und was nicht. Du, Marco, hast sogar eine Art Grundsatzdebatte mit ihnen geführt, nämlich daß es ihre Schuldigkeit sei und nicht deine, Verbrechen zu bekämpfen. Und sie, mein Herr, haben auf eine Weise auf bestimmte italienische Traditionen hingewiesen, die mir, bei allem Respekt, etwas übertrieben scheint.«
»Worauf wollen Sie also hinaus?« fragte Marco Stella sichtlich erschüttert. Er konnte nicht fassen, daß der Fremde offenbar ganz präzise Informationen von der schwedischen Polizei besaß.
»Dies ist eine Sache, die wir unter Landsleuten erledigen sollten, diskret und schnell«, erwiderte Luigi entschlossen. »Es geht nicht, daß in Stockholm ein solches Durcheinander herrscht. Wie ich schon sagte, das schadet Ihren Geschäften, unseren aber auch. Ein schnelles und unauffälliges Ende dieses Amateur-Gangstertums dürfte wohl in unser aller Interesse liegen.«
»Aber wie sollen wir einfache Menschen dazu etwas beitragen können? Wir haben keine Macht, wir kennen keine Polizisten, Gangster übrigens auch nicht. Was können wir denn tun?« fragte der Vater resigniert. Er machte den Eindruck, als wäre er für jede Hilfe dankbar, zugleich aber eher skeptisch.
»Von jetzt an kennen Sie mich«, sagte Luigi mit einem übertriebenen Lächeln. »Und, wie ich schon sagte, vertrete ich große Interessen, die weit über das Niveau dieser picciotti
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