Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
Vom Netzwerk:
einmal,
weil unsere Zivilisation lehrt, daß Frauen eigentlich nicht dazu bestimmt
seien, sexuelle Wesen zu sein. In Übereinstimmung zu dieser festgeschriebenen
Rolle sollten Frauen lediglich in der Lage sein, auf den männlichen
Geschlechtstrieb zu reagieren, sollten selbst aber keinen derartigen Trieb
besitzen. Frauen, die selbst sexuell aktiv waren, wurden als mannstoll, als
Huren oder Nymphomaninnen eingestuft. Es gab einfach keinen Negativmaßstab, den
man nicht an Frauen legte, die sexuell zu interessiert seien.
    Aber Frauen befürchten auch, zu
aggressiv zu erscheinen und damit unweiblich. Infolgedessen geschah es vielfach
in verkleideter Form, wenn Frauen sich dazu entschlossen, den Sex ihrerseits
öfter einzuleiten. Sie legten sich vielleicht einfach nackt ins Bett, um auf
diesem Wege verstohlen verführerisch zu wirken. Oder sie bedienten sich einer
subtileren Form der Annäherung, die zuweilen zum Erfolg führte, manchmal aber
auch nicht, so wie es Connie tat, die mit ihren 27 Jahren schon Witwe ist und
uns dazu berichtete: »Ich versuche mich an die Situationen zu erinnern, in
denen ich den Sex eingeleitet habe... Und der einzige Weg, auf dem ich das vielleicht
versucht habe — und das ist eine sehr vorsichtige Annäherung —, war der, daß
ich der Konversation erlaubte, eine mehr Persönliche und intime Richtung zu
nehmen. Darüber hinaus habe ich wohl mehr oder weniger gewartet, bis mein Mann
den ersten Schritt tat .«
    Eine große Mehrheit der Frauen
in unserer Befragung leiteten den Sexualverkehr sehr wohl von sich aus ein, und
viele von ihnen Waren auf diese Tatsache recht stolz. Es war ihnen bewußt, daß
sie einen weiten Weg zurückgelegt hatten, ehe sie endlich an den Punkt gelangt
waren, an dem sie sich selbst okay fühlten, wenn sie den Sex einleiteten. Für
viele der Frauen nahm dieser Prozeß Jahre in Anspruch und erstreckte sich
zuweilen über mehrere Ehen, ging aber davon aus, daß sie sich mit ihrer
Sexualität durchaus im Einklang fühlten und deshalb auch im Einklang mit ihr
leben wollten. Die Fähigkeit, selbst den Sex einzuleiten, gab ihnen ein neues
Gleichheitsgefühl gegenüber ihren Partnern, sie fühlten sich stärker als
sexuelle Eigenpersönlichkeiten.
    Die Frauen schienen im
wesentlichen zwei Wege zu benutzen, um den Sex einzuleiten: entweder sie
sprachen darüber, oder sie taten körperlich irgend etwas ,
das dem Partner ihr Interesse übermittelte. Wie im gesamten Bereich sexueller
Kommunikation zogen es auch hier einige Frauen vor, dem Partner in Worten ihre
Wünsche nahezubringen, während andere sich lieber der Körpersprache bedienten.
Zuweilen wurde auch eine Kombination von beidem gebraucht, um das Ziel zu
erreichen.
    Frauen, die Schwierigkeiten
hatten, über Sexuelles überhaupt zu reden, benutzten natürlich wortlose Wege
der Verständigung. Sie fanden auch, es sei oftmals leichter, ihren Partner auf
dem Wege über Berührungen oder Blicke wissen zu lassen, daß sie sich einen
Geschlechtsverkehr wünschten. Die einen waren direkt, die anderen mehr indirekt
bei ihren sexuellen Ouvertüren. Viele Frauen meinten auch, daß diese Form
sexueller Einleitung sich ganz von selbst entwickele .
Dazu meinte Mary, 48 Jahre alt und geschieden:
    »Es sieht immer so aus, als
wenn es gerade von selbst käme, aber das ist vielleicht gar nicht wahr. Mir kam
es manchmal so vor, als wenn das Gespräch sich mehr dem Gefühl und intimen
Dingen zuwende. Dann kam es zum Händchenhalten oder anderen körperlichen
Berührungen, und dann küßte man sich. Und das übrige ging ganz von allein .«
    Natürlich ist es wichtig, da
wir unsere Liebhaber ja auch zu Zeiten berühren, in denen wir zunächst nicht an
Sex denken, daß man unterscheiden kann zwischen einer liebevollen Umarmung und
dem anderen, das klar meint: >Laß uns ins Bett gehen.< Die meisten
Frauen, mit denen wir sprachen, wußten nicht, ob ihre Partner zwischen einer
liebevollen Umarmung, einem Kuß oder einem Händedruck ohne sexuelle Absichten
und einer sexuellen Ouvertüre unterscheiden konnten. Diejenigen aber, die
zwischen beidem zu unterscheiden
wußten, sprachen von subtilen Unterschieden. Wenn sie an Sex interessiert
waren, wurden ihre Küsse länger, lagen näher beim Ohr als auf der Wange, oder
der Augenkontakt wurde intensiver. Zuweilen entwickelten Ehepaare nach einer
gewissen Zeit des Beisammenseins spezielle Signale. Tara, 63 Jahre alt und
verheiratet: »Ich schätze, daß ich es ihn gerade durch eine Berührung

Weitere Kostenlose Bücher