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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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das Schlachtfeld. Er musste immer wieder über erschlagene Kultknechte und Karontiden steigen oder in ihrem Blut liegenden Tieren und Köhlern ausweichen. Beide Seiten hatten schwere Verluste erlitten. Doch wie es schien, hatten die Köhler mit Unterstützung der sieben Recken, die Horn aus seinem Ranzen gezaubert hatte, am Ende gesiegt. Harlung war trotz seiner Verwundung aufgebrochen, um die drei blinden Feen zu befreien.
    Hatten
sie gesiegt?, fragte sich Kunz auf dem Weg durch die Marterhöhle. Köhler untersuchten ihre Wunden. Keiler und Wölfe leckten Schnitte und Stiche, blutverkrustete Bären hockten hechelnd auf dem Boden. Dies war die Stille nach einer Schlacht – erfüllt vom Leid mehr oder weniger schwer verletzter Kämpfer, die stöhnten und klagten oder vor sich hindämmerten.
    »Die Blutsäuferin ist tot!«, rief ein Köhler, der sich den Arm verbinden ließ.
    Kunz nickte nur, schlug einen Bogen um die Karontide, die unter dem Martergestell lag, und ging zu Horn, der Hans mit einem Tuch das Blut vom Gesicht tupfte. Sneewitt und Sanne lagen mit geschlossenen Augen da.
    Kunz und Horn tauschten einen Blick.
    »Sie werden es überstehen«, sagte Horn, der seinen Ranzen wieder auf dem Rücken trug. »Aber es wird lange dauern, bis sie sich erholt haben.«
    Kunz murmelte etwas Unverständliches und musterte die auf dem Felsboden verstreuten Marterwerkzeuge. Dann fragte er: »Ist das ein Sieg oder eine Niederlage?«
    »Tja«, antwortete Horn. »Ich weiß nur, dass unsere Feinde geflohen sind, und …«
    »Sind sie geflohen«, warf Kunz ein, »oder wollten sie ihre Kräfte für etwas anderes aufsparen?«
    Horn zuckte mit den Schultern.
    »Und diese geflügelten, wie aus dem Nichts erschienenen Geschöpfe?«, fuhr Kunz fort. »Sie scheinen mit Barbera und Grimm im Bunde zu sein.«
    Sneewitt murmelte: »Das waren … die Wesen der Wilden Jagd … des Eisernen Königs.« Sie schloss wieder die Augen.
    »Die Wilde Jagd?«, stieß Horn erschrocken hervor.
    Kunz runzelte die Stirn. Da erschallten Stimmen, und er fuhr herum. Harlung kam aus dem Wurzellabyrinth. Seine Miene war düster, als er über das Schlachtfeld schritt. Er blieb in der Marterhöhle stehen und sagte, auf seine Axt gestützt: »Die drei blinden Feen sind tot. Man hat ihnen die Kehle durchgeschnitten.« Die Stimme versagte ihm den Dienst.
    Horn sprang auf und rief: »Das war Barbera! Sie ist während des Gefechts verschwunden.«
    Harlungs Stirnadern schwollen an. »Das wird sie büßen«, grollte er und setzte sich, um seine Schulterwunde verbinden zu lassen.
    Kunz ließ einen besorgten Blick durch die Grotte schweifen: Die drei gemarterten Gefährten ruhten vor der Felswand; Hardt lag mit durchbohrten Lungen unter der Karontide; die Erschlagenen waren von Eschenlaub bedeckt wie von grauem Schnee; die Esche selbst schien sich beruhigt zu haben. Die Blätter fielen nicht mehr, und sie wirkte so still, als wäre sie vor Erschöpfung eingeschlafen, nachdem sie die Geschöpfe der Wilden Jagd freigegeben hatte. Ihr Stamm verschwand hoch oben in einer Öffnung im Gestein. Irgendwo in den Klüften des Gretings, dachte Kunz, der Hardts Sack mit dem Knüppel gegen seine Brust drückte, ragte ihr Wipfel auf. Gut möglich, dass die Eichhörnchendame wusste, wo er zu finden war, aber sie versteckte sich irgendwo in der Marterhöhle – die Schrecken der Schlacht, die sie mitangesehen hatte, saßen ihr noch in den Knochen.
     
    Der Weg über den von Blättern und Ranken übersäten Hag war mühsam. Die Muhme stützte sich mit der einen Hand auf den Stock und mit der anderen auf den Kopf des Fuchses, der wiederholt den schwertklingengleichen Dornen ausweichen musste. Da und dort ragten die Arme oder Beine jener Helden aus den Trümmern des Hags auf, die ihr Leben bei bei dem Versuch gelassen hatten, die Gografen zu erlösen.
    Schließlich erreichten sie Maleen. Fuchs und Dachs räumten den Unrat weg, damit die Muhme sich hinhocken konnte. Sie nahm Maleen in die Arme und fragte: »Wie geht es dir?«
    »Ich bin müde«, flüsterte Maleen. »So müde …« Sie war von Kopf bis Fuß verdreckt; in ihren Haaren, aschgrau vom Staub, hingen Blätter und Zweige. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab, und als sie über ihre Stirn wischte, zitterte ihre Hand.
    Die Muhme streichelte ihre Schulter. »Armes Ding«, sagte sie. »Aber es ist noch nicht getan. Wir müssen die Gografen aus ihrem Schlaf wecken.«
    »Soll ich einen Hahn stiebitzen?«, fragte der

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