Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
die zwölf Meter breit und endlos lang. Sie führt zurück durch das Buschwerk der Feuchtgebiete, von Bäumen befreit, und so weit Judah sehen kann, sind Hauer und Räumer am Werk.
    Eine lange Zeltstadt ist entstanden. Karren werden von Maultieren gezogen, die durch Remaking zu amphibischen Zwitterwesen geworden sind. Judah geht den Damm entlang. Baumstümpfe ragen stoppelig aus der Erde, links und rechts schwappen die Modderwellen. Pumpen heulen und drainieren die Wasserläufe, verwandeln sie zu Morast, und dieser Morast wird verfestigt mit Steinen. Dort schuften Trupps von Kaktusleuten, unter der stachligen Haut wölben sich angestrengt die gewaltigen Muskeln.
    Und überall sind Remade. Sie wagen es nicht, den Blick zu den echten Menschen zu erheben, den freien und rechten Arbeitern, der Aristokratie dieses Baus.
    Die Remade sind immer wieder anders. Solange Judah denken kann. Vergewaltigtes Fleisch. Auf der Trasse arbeitet ein Mann, dessen Vorderseite ein Gewimmel dürrer Arme ist, von Leichen stammend oder Amputationen. An ihn gekettet ist ein größerer Mann mit stoischem Gesicht. In seiner Brust steckt festgenäht ein Fuchs, der in beständigem Entsetzen knurrt und nach ihm schnappt.
    Hier ein kriechender Mann mit Schneckenhaus aus Eisen, Dampf ausstoßend. Hier eine Frau, denn es sind auch Frauen unter den Remade, eine Frau, deren Körper eine kannelierte Säule ist, die organischen Teile wie nachträglich eingefügt. Ein Mann – oder ist es eine Frau? –, durch dessen Fleisch gezeitenähnliche Wallungen laufen, Auswölbungen wie bei einem Oktopus. Menschen mit verpflanzten Gesichtern, Leiber aus Stahl und Gummikabeln, und Dampfmaschinenarme und Tierarme und Arme, die körperlange Dampfkolben sind, auf denen die Remade gehen, die Beine durch Affenpfoten ersetzt, sodass sie unterhalb der Hüfte vorwärtsschwingen.
    Die Remade schleppen Lasten unter den scharfen Blicken der Aufseher. Gelegentlich knallen Peitschenhiebe. Das Gleisbett windet sich endlos durch die Bäume.
     

     
    - Mein Stiltspear-Freund, sagt der alte Mann. Er begrüßt Judah.
    - Mein Stiltspear-Freund, es ist gut, dich wiederzusehen. Bist du zu uns zurückgekehrt? Judah nickt. – Ich bin froh darüber, Sohn. Es ist das Beste. Wie geht es deinem Clan?
    Judah blickt ihn scharf an, doch er sieht keinen Hohn. Die Frage ist keine Herausforderung. – Fort, antwortet Judah. Er spürt sein Versagen.
    Der Mann nickt und schürzt die Lippen. – Und wirst du uns zu ihrem Dorf führen?, forscht er. – Ich will es niederreißen. Es darf nicht sein, dass da ein Ort ist, zu dem sie zurückkehren können. Hier wird bald eine Stadt stehen, weißt du. Ja, wahrhaftig. Wir sitzen auf dem Boden von Junctiontown oder Forktown oder Palus Trifork, ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Und ich könnte aus dem Dorf der Stiltspear ein Museum machen, ein Ausflugsziel in der näheren Umgebung für Besucher. Etwas zum Besichtigen, von der Plaza di Vapor aus an einem halben Tag hin und zurück. Aber ich erwäge, es dem Erdboden gleichzumachen. Wirst du mir also zeigen, wo es liegt?
    - Wenn es stehen bleibt, wird es Stiltspear geben, die den Wunsch haben zurückzukehren, Kinder werden versuchen, ihre alten Spielplätze wiederzufinden.
    - Ich zeige euch den Ort.
    - Guter Junge. Ich verstehe und bewundere dich. Du hast mit dir gekämpft, und ich respektiere das. Hast du gefunden, was du gesucht hast? Ich entsinne mich an unser erstes Gespräch. Als ich dich in Dienst nahm, du erinnerst dich. Ich wollte etwas von dir, aber mir kam es immer so vor, als wolltest du etwas von dieser besonderen Gegend, dieser Moorlandschaft, oder von den Stiltspear. Hast du es gefunden?
    - Ja, das habe ich.
    Der alte Mann lächelt und streckt die Hand aus, und Judah übergibt ihm das Bündel Landkarten, Aufzeichnungen, alles, was er an Wissen über das Fenn gesammelt hat. Der alte Mann äußert sich nicht dazu, um wie viel zu spät die Informationen kommen. Er blättert, aber beschwert sich nicht, dass sie unzureichend sind, wie mangelhaft Judah seinen Teil der Abmachung eingehalten hat. Ein anderer Mann kommt herein und erzählt hastig etwas von einem Streit, einem überschrittenen Termin. Der alte Mann nickt.
    - Wir haben so viele Probleme, sagt er. – Die Vorarbeiter sind unzufrieden mit den Magistraten daheim. Die haben keine Ahnung davon, was wir tun, sie schicken uns Remade, die zu nichts zu gebrauchen sind. Unsere Spundwände brechen. Beschlächte geben nach, unsere

Weitere Kostenlose Bücher