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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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jeglichem Ärger raus! Denk daran, was passiert ist, als du zur Halbmondwende bei deinen letzten Ermittlungen im Kneipenmilieu einen Streit mit einer halben Schiffsladung lyktischer Orks vom Zaun gebrochen hast! Ich möchte nicht wieder die halbe Nacht damit zubringen, dutzendweise Löscher über irgendwelche Hirne wirken zu müssen, nur um die Spuren deiner ›subtilen‹ Recherchen zu vertuschen. Hör dich um, trink meinetwegen ein paar Bier. Aber vergiss nicht, dass du im Dienst bist!«
    Hippolits Problem war, dass er zu wenig Humor besaß. Er war ein Zyniker. Aber im Grunde hatte er natürlich recht, und Jorge würde dem Rechnung tragen: Er würde sich – ganz wider seine Natur – aus größerem Ärger heraushalten. Das Maul war in letzter Zeit etwas nachtragend, was die dauernden Beschwerden über einen gewissen Troll anging, und dummerweise wirkte der Löscher bei Formwechslern nicht; ganz abgesehen davon, dass Hippolit niemals einen Amnesiespruch bei einem Vorgesetzten angewendet hätte.
    Nichtsdestotrotz nahm Hippolit die Arbeit manchmal etwas zu ernst. Vielleicht lag das daran, dass er in einem armseligen Kinderkörper gefangen war. Jorge hegte den Verdacht, dass er weniger unter dem damit einhergehenden mangelnden Respekt seiner Umwelt litt als unter der Tatsache, dass er nicht längst mal wieder zum Stich gekommen war, wie er es sich möglicherweise von der thaumaturgischen Verjüngung erhofft hatte.
    Jorge sollte sich im Pfuhl umhören, also hörte Jorge sich um. Auf seine Art!
    Spät am Abend, die Sonne war längst hinter den grasbewachsenen Hügeln westlich der Stadt untergegangen, hatte er sich in den Pfuhl begeben. Er hatte die Hauptstraße gemieden und auf direktem Wege die engen Nebengässchen aufgesucht, wo grün schimmernde Laternen gerade so viel Licht verströmten, dass illegale Geschäfte zwischen Bergen von stinkendem Unrat eben noch gedeihen konnten.

Jorge hatte sich in letzter Zeit nicht allzu häufig im Pfuhl aufgehalten, zu oft gab es hier Schlägereien. Nicht, dass Jorge etwas gegen eine anständige Schlägerei gehabt hätte, aber für seinen Geschmack wurden eindeutig zu viele der hiesigen Auseinandersetzungen durch den Einsatz illegaler Thaumaturgie beendet. Da er wenig Lust verspürte, von einem hinterrücks gewirkten Messerregen durchlöchert oder von einem Glutglobulus gegrillt zu werden, nahm er sein Bier lieber in anderen Gefilden ein. Hinzu kam, dass das Pfuhl-Bier schal schmeckte und die Huren alt und verbraucht waren, mit Hühnerhaut am Hals und Schanker zwischen den Beinen. Jorge wusste das, er hatte ausführliche Feldstudien betrieben.
    Heute war das selbstredend etwas anderes: Er befand sich dienstlich in der Wilden Meuchelmuse. Und da das IAIT bei solchen Recherchen grundsätzlich die Spesenrechnung übernahm, bestand kein Grund, auf Getränke zu verzichten. Schließlich musste man sich den örtlichen Gepflogenheiten anpassen, um mit dem Pfuhl-Gesindel ins Gespräch zu kommen.
    »Wirt!«, brüllte Jorge quer durch den Schankraum. »Wirt, ich hätte gerne noch mal vier Bier!«
    Jorge saß allein in einer schummrig beleuchteten Nische und beobachtete das dichte Gedränge ringsum. Alle Tische waren besetzt, aber der Zustrom von Dürstenden und Musikliebhabern nahm kein Ende, weshalb die Gäste mittlerweile bis auf die sumpfige Gasse hinaus standen. Menschen in abgerissener Kleidung, denen der eine oder andere Vorderzahn oder auch mal ein Auge fehlte. Ein paar Orks in Lederwämsern mit Schulterpolstern aus Metall, die mit ihren pissgelben Augen hektisch hin und her starrten. Orks erinnerten Jorge immer an verwirrte, desorientierte Greifvögel. Selbstverständlich hätte er dies nie einem von ihnen gegenüber zugegeben. Er war Diplomat.
    Die Kapelle war mit dem Stimmen ihrer Instrumente fertig.
    Ganz hinten auf der Bühne, erhellt von Fackeln mit grüner Flamme, hatten sich zwei Trolle mit Schlagstöcken an den Fässern bereitgemacht. In seiner Jugend hatte Jorge auch Fassschläger werden wollen, aber er besaß leider nicht mal im Ansatz so etwas wie Rhythmusgefühl. An den stahlblitzenden Dreisaiter-Lauten brachten sich zwei filzhaarige Halbelben in Position, der Tröter hob sein meterlanges Fanfarenhorn auf das dafür vorgesehene Stativ, und schon legte die Mannschaft los. Der einsetzende Höllenlärm übertönte sämtliche Stimmen, brachte den Boden unter Jorges Füßen zum Vibrieren. Die leeren Krüge auf seinem Tisch setzten sich durch die Erschütterungen in

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