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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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konnte sie in dem Trubel aber nirgends entdecken. Kaum merklich schwebte sein Sessel über das Parkett dahin. Das fünfköpfige Orchester spielte bekannte Stücke des Komponisten Idlav-Trazon.
    Immer wieder kamen Diener, fragten, ob alles zu seiner Zufriedenheit sei, versorgten ihn mit Fleisch, Bier und Schnaps.
    Jorge begann allmählich, seine Anwesenheit an diesem sonderbaren Ort zu genießen. Er fragte sich, ob er den Initiator des Ganzen, Baron Nitz, wohl noch leibhaftig zu Gesicht bekommen würde.
    Ein Feuerschlucker mit nacktem Oberkörper und eng anliegendem Beinkleid trat in die Mitte des Saales und vollführte einige pyrothaumaturgische Tricks. Die Gesellschaft spendete Beifall.
    Bei Batardos, sollte Hippolit sich doch weiter umsehen! Von der Anfahrt taten Jorge sämtliche Knochen weh. Er hatte ein Recht darauf, sich ein wenig zu entspannen. Und schließlich konnte er auch währenddessen die Augen offenhalten.
    Er trank, aß, trank mehr. Eine dralle Frau mit Dämonenmaske kam zu ihm herüber und wollte mit ihm über günstige Steuerabschreibungen im Marktviertel diskutieren. Bevor er irgendetwas antworten konnte, musste Jorge sich zunächst die Maske nach oben schieben und keuchend nach Luft schnappen.
    »Ts, ts, ts!« Die Dralle schüttelte ihren Dämonenkopf und verschwand in der Menschenmenge.
    Es war also ein Sakrileg, die Maske zu lüften. Gut, damit konnte Jorge leben, wenngleich ihm das Haar mittlerweile triefend am Schädel klebte.
    »Ich sehe, du amüsierst dich?«, erklang plötzlich eine bekannte Stimme zu seiner Rechten. Auf einem zweiten Ledersessel kam Hippolit herangeschwebt. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er geziert ein langstieliges Sektglas. »Hast du schon etwas Verdächtiges beobachtet?«
    Jorge schüttelte den Kopf. »Sag mal, schwitzt du nicht auch wie ein Krügerschwein? Verdammt heiß unter den Dingern!«
    Jorge konnte es nicht sehen, aber er glaubte, dass Hippolit unter seiner Maske lächelte.
    Das Orchester brach abrupt seine Darbietung ab. Schwingtüren an den Seiten öffneten sich, und ein gutes Dutzend Perückendiener, die geschickt je ein silbernes Tablett auf jeder Hand balancierten, betraten den Saal, angeführt von einem großen, dicken Mann, der mit selbstsicheren Schritten auf die Mitte des Raumes zustrebte. Er trug eine Maske, die mehrere grässlich verzerrte, ineinander verwachsene Gesichter darstellte.
    Er klatschte in die Hände. Die Menge verstummte, wandte sich ihm zu.
    »Ist das Baron Nitz?«, fragte Jorge.
    Der Fuchs nickte zögernd.
    »Freundinnen und Freunde«, erscholl eine dröhnende Bassstimme. »Ich freue mich, euch heute Abend in meinem Hause begrüßen zu dürfen. Entschuldigt vielmals, dass ich noch keine Gelegenheit hatte, mich jedes Gastes persönlich anzunehmen. Vor allem die holde Weiblichkeit bitte ich, mir diesen Lapsus zu verzeihen.«
    Höfliches Gelächter.
    »Genießen Sie die Feierlichkeiten, die Nacht ist noch jung. Das Rauschen kann jetzt beginnen.«
    Das Gemurmel setzte erneut ein, etwas angeregter nun, wie es schien. Das Orchester begann wieder zu spielen.
    »Das Rauschen?«, wandte sich Jorge erneut an Hippolit. »Was meint er damit?«
    »Ich kann es nur ahnen«, sagte der Fuchs und führte sein Glas zur Mundöffnung seiner Maske, um einen winzigen Schluck zu trinken.
    Auf den silbernen Tabletts, die die Diener hereingebracht hatten, befanden sich kleine, akkurat zurechtgeschobene Häufchen aus rosafarbenem Pulver. Rasch bildeten sich dichte Menschentrauben um die Diener. Man verteilte kurze, zerbrechlich wirkende Glasröhrchen, die sich die Gäste in die Atemlöcher ihrer Masken schoben. Jeweils fünf teilten sich ein Tablett.

Als der Tumult in Unruhe umzuschlagen begann, kamen weitere Lakaien mit neuen Tabletts, ein nicht enden wollender Strom dienstbarer Geister. Es dauerte nicht lange, und sämtliche Anwesenden waren mit rosa Pulver versorgt.
    Interessiert beobachtete Jorge die Vorgänge ringsum. Seine Augen begannen zu leuchten. »Du, äh … Ratist? Im Sinne kriminologischer Investigation sollten wir vielleicht auch mal von diesem verdächtigen …«
    Der Fuchs drehte seinen Kopf so schnell in seine Richtung, dass er mit der Schnauze gegen Jorges breite Brust stieß. »Bist du verrückt? Du rührst dieses Zeug nicht an, hast du verstanden?«
    »Ich wollte doch nur …«
    »Du rührst es nicht an!«
    Schon ging eine sonderbare Veränderung innerhalb der Gesellschaft vor sich. Der erste Wandel machte sich im Klang der Stimmen

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