Der Elfenhuegel
Augen füllten sich mit Tränen, und sie beugte ihren Kopf zu ihrem Mann. Phil erläuterte Patricks Krankheit. Gary setzte sich und sagte: »Das ist schrecklich, Phil. Das tut mir wirklich leid. Vielleicht sollte ich…«
»Nein«, unterbrach ihn Phil. »Du rührst dich nicht von der Stelle. Es würde nichts helfen, wenn du jetzt weggehst.«
»Also wie geht es dir?« fragte Jack.
»Müde.« Er nippte an dem Drink, den Phil ihm gegeben hatte.
»Danke. Ich bin müde und verängstigt.«
»Warum?« fragte Phil.
Gary sagte: »Mark ist weg.«
»Worüber redet ihr?« fragte Gabbie.
»Mark ist irgendwo in Deutschland verschwunden.« Gary wartete einen Moment, dann sagte er: »Es hängt eng mit dieser Fredrick-Kessler-Angelegenheit zusammen. Ich habe mit Mark gesprochen, als ich in Seattle und er noch in New York war, und wir haben unsere Aufzeichnungen verglichen. Ich habe ihm Kopien der Übersetzungen der Pergamentrollen geschickt. Sie sind nicht bizarrer, als andere uralte, religiöse Sachen uns modernen Menschen erscheinen. Aber Mark ist über irgend etwas in New York gestolpert, das ihn nach Deutschland geschickt hat. Er hat nicht gesagt, was. Wie auch immer, ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er wirklich beunruhigt war. Und«, sagte er mit einem Seufzer, »irgendwann, seit ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, ist er einfach verschwunden. Er hat mich in Seattle aus seinem Münchner Hotel angerufen und mich gebeten, nach einem Freund von Kessler zu forschen, der sich in Kanada niedergelassen hatte. Ich fuhr nach Ottawa, dann London, Ontario, dann wieder zurück nach Ottawa. Ich habe sein Hotel in München zur verabredeten Zeit angerufen, und er war abgereist. Sie gaben mir seine Adresse, aber er kam dort nie an. Nun ja, Mark ist schon früher mal vom Weg abgesprungen, Randausflüge, die eine oder zwei Wochen gedauert haben, aber er hat mir immer Bescheid gegeben, wo man ihn erreichen kann. Dieses Mal… nichts.«
Gary nippte an seinem Drink, während die anderen sich anschauten.
Phil fragte: »Sollten wir versuchen, mit jemandem in Deutschland Kontakt aufzunehmen?«
Gary zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht die amerikanische Botschaft. Sie könnten wissen, an wen man sich wendet.« Er schüttelte seinen Kopf. »Ich habe so ein Gefühl, daß, wenn Mark in Schwierigkeiten ist, wir ihn wahrscheinlich nicht wiedersehen werden.«
Diese Worte hatten einen niederschmetternden Effekt auf jeden im Zimmer. Gloria flüsterte fast: »Gary, du machst mir angst.« Sie erinnerte sich an die Vorahnung, die sie in der Nacht hatte, als sie Mark zum letzten Mal sah.
Gary sagte: »Tut mir leid, Leute. Es liegt wohl daran, daß die Dinge in Kanada ziemlich unheimlich waren.« Er nippte wieder an seinem Drink. »Was mich in Kanada am meisten… durcheinandergebracht hat, war nicht, was ich gefunden habe, sondern was ich nicht finden konnte.«
»Was meinst du damit?« fragte Gabbie.
»In Kanada bin ich ständig gegen Wände gerannt. Kesslers Kumpan, der nach Kanada gekommen war, hieß Hans von Leer. In London änderte er ihn in Hans Van der Leer.«
»Das klingt holländisch«, sagte Jack.
»Richtig. In der örtlichen Zeitung wurde er als Holländer beschrieben. Er traf dort ein, ungefähr zwei Jahre, nachdem Kessler nach Pittsville gekommen war. Wo er vorher war, ist schwer zu sagen.
Mr. Van der Leer, oder von Leer, wenn ihr wollt, handelte sich viel Ärger ein, um seine Herkunft zu verbergen. Überall, wo ich hinkam, fehlten Seiten in Dokumenten, waren Akten verlegt, Aufzeichnungen ausgelöscht, tausend Dinge, um es unmöglich zu machen, einen Hinweis zu bekommen, wer Van der Leer in Deutschland war. Ich denke, wegen dieser Sachen ist Mark nach Deutschland gegangen, um herauszufinden: Wer war dieser Van der Leer, und wie stand er mit Kessler und den anderen aus Süddeutschland in Verbindung? Wie paßte das alles zu den Geschäften der Jahrhundertwende? Also stellte ich genaue Untersuchungen an, blieb aber auf dem trockenen. Was mich nervös macht, ist… es sieht so aus, als würde Kesslers Organisation noch immer existieren, noch aktiv sein.«
Gabbie sagte: »Das kann einem ja einen Schreck einjagen.«
Phil sagte: »Gary, Mark erzählte etwas über die Geschäfte dieses Geheimbundes, aber nicht viel mehr. Hast du eine Ahnung, worum es hier geht?«
Gary sagte: »Wenn das, was Mark vermutet, wahr ist, dann ist jemand oder eine Gruppe in der Lage, dein Erinnerungsvermögen
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