Der Elfenhuegel
abgetrennt in ihrer eigenen Welt, während sie auf die Schwester warteten, die ihnen sagte, sie könnten Patrick besuchen. Phil wünschte sich, das scharfe, schäumende Gefühl würde verschwinden. Er hatte fast stündlich ein Mittel gegen Magensäure genommen, seitdem dies hier angefangen hatte. Alles schien immer schlechter zu werden. Marks Verschwinden hatte eine merkwürdig verunsichernde Wirkung auf jeden, und Sean schien so launisch und verstört zu sein. Phil fuhr sich mit einer Hand über sein müdes Gesicht und sagte zu sich selbst: »Rechne dem nicht zu viel Gewicht bei, alter Junge.«
Gloria drehte sich ein wenig um. »Huh?«
Er schüttelte den Kopf. »Hab’ nur mit mir selbst gesprochen.« Gloria kehrte in ihre eigene, einsame Welt zurück.
Phil tadelte sich: Natürlich waren alle reizbar, denn diese Besorgnis barg eine allgemeine Bestürzung in sich. Mark war wahrscheinlich unterwegs und stöberte herum und hatte es irgendwie nicht geschafft, mit Gary in Verbindung zu treten. Und Sean… nun ja, er hatte einen Bruder – mehr als einen Bruder –, einen Zwilling verloren.
Selbstverständlich war er launisch und verstört. Phil hoffte, daß die heutige Feier für Sean alles etwas leichter machen würde.
Phil spürte, wie Erschöpfung ihn übermannte. Eine nervöse Müdigkeit, in ihrer merkwürdig elektrisierenden, betäubenden Art, trieb ihn in einen zuckenden Halbschlaf, bei dem er seine Umgebung zwar wahrnahm, aber doch nicht ganz wach war.
Er dachte an Patrick und sah seinen Sohn nur vier Meter entfernt, als ob die Wände zwischen dem Warteraum und seinem Bett verschwunden wären. Dann passierte etwas Ungewöhnliches, und irgendwie konnte er sehen, wie Patrick auf etwas lag… Klee? Der Junge schien an einem anderen Ort zu dösen, eingeschlafen auf einem Bett von Blumen und Gräsern. Und neben ihm lag etwas… Schwarzes.
Etwas… Böses. Phil versuchte Patrick zu warnen, ihm zuzurufen, er solle aufstehen und zu Daddy laufen, aber sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. Er spürte, wie sich sein Körper anspannte, aber seine Arme und Beine wollten sich nicht rühren, und seine Stimme blieb stumm.
Im Geist schrie er Patricks Namen. Der Junge setzte sich auf. Phils Herz machte einen Sprung, als er sah, daß der Junge sich umschaute und verwirrt blinzelte. Dann sah der Junge seinen Vater. Mit einem Lächeln stand er auf und machte einen langsamen Schritt auf seinen Vater zu.
Aber das böse schwarze Ding erhob sich hinter ihm. Phil schrie dem Jungen zu, er solle weglaufen, und versuchte, zu ihm zu gelangen, aber der Junge ging nicht auf seine Forderungen ein. Patrick bemerkte die Präsenz des bösen Dings hinter sich und drehte sich, um über die Schulter zu gucken. Die Augen des Jungen weiteten sich vor Schrecken über den vagen schwarzen Schatten, und er wandte sich wieder zu seinem Vater um. Er machte einen verzweifelt langsamen Schritt in Richtung seines Vaters, als die schwarze Horrorgestalt den Jungen mit langen, rußig schwarzen Armen umschloß. Patrick öffnete seinen Mund und schrie. »Phil!«
Phil erwachte mit einem Ruck, schweißdurchnäßt und mit pochendem Herzen. Er brauchte einige Sekunden, um die Orientierung wiederzugewinnen und zu entdecken, daß er im Stuhl eingeschlafen war. Mark kniete vor seinem Stuhl. Er sagte: »Bist du in Ordnung?«
»Ja«, sagte Phil belegt. »Hab’ nur eine Sekunde gedöst. Ein Alptraum.«
Er wischte sich übers Gesicht, atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln.
Dann wurde Marks Gegenwart Phil und Gloria mit einem Schlag bewußt, und beide fingen an zu sprechen. »Fragt nichts«, unterbrach Mark. An seinem Gesicht konnte man erkennen, daß er seit geraumer Zeit nicht geschlafen hatte. Der Bereich oberhalb seines normalerweise gestutzten Bartes zeigte ein Wachstum von mehreren Tagen, und seine Augen waren rot gerändert, lagen in tiefen dunklen Höhlen, und seine Haut sah kalkweiß aus. Er war naß, so als ob er eine ganze Weile draußen im Regen gewesen wäre.
»Bist du in Ordnung?« fragte Gloria.
»Kümmert euch nicht um mich«, sagte Mark. »Erzählt mir genau, was seit meiner Abfahrt passiert ist. Ich bin zu euch gefahren, und Gabbie sagte, ihr wärt hier bei Patrick.«
Phil begann, und Gloria schloß sich an, und nach ein paar Minuten hatte Mark eine einigermaßen genaue Beschreibung dessen, was seit seinem Abflug passiert war. Er kniete immer noch vor Phil, und Gloria hielt beim Nachdenken die Hand vor den Mund. Dann sagte er:
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