Der endlose Tod
einfacher für sie gewesen, einige Meilen an der Küste entlangzurudern, bis sie weiter in Suffolk County wären.«
»Ich bin kein Walfänger, aber das macht Sinn für mich. Und was tun Sie jetzt?«
»Es gibt nicht viel, was ich tun kann, abgesehen davon, es an Mr. Nash weiterzugeben und zu hoffen, dass sich daraus etwas ergibt.«
»Dann viel Glück Ihn' beiden.«
Dieses Gelächter, welches jetzt zu hören war, ertönte auf meine Kosten. Ich nahm es gutmütig auf, da ich sehr wohl wusste, dass die Saat gesät war und aufging. Wenn irgendeiner von ihnen ein Gerücht vernahm, würde ich davon erfahren. Ich wünschte ihnen gleichfalls viel Glück und verließ das Gasthaus.
Selbst nach einiger Zeit mit – und einigem Geld für – Molly Audy war ich noch vor Mitternacht wieder zu Hause und ein wenig erstaunt, noch immer Licht im Musikzimmer brennen zu sehen. Ich spähte durch das Fenster. Mutter, Mrs. Hardinbrook, Beldon und Lady Caroline spielten Karten. Beldon und Lady Caroline gähnten herzhaft. Ich hatte sie noch nie so lange aufbleiben sehen, um zu spielen, aber schließlich war Mutter süchtig nach dem Spiel. Wenn sie darauf bestand, noch ein oder zwei Partien zu spielen, konnte sie darauf zählen, dass Mrs. Hardinbrook begeistert zustimmte und ihren Bruder ebenfalls dazu brachte, mitzuspielen. Lady Caroline spielte nur aus Höflichkeit mit, dachte ich.
Der Rest des Hauses war dunkel und still, denn vermutlich lagen alle anderen im Bett. Vater war nicht zu Hause, da er sich angeblich auf einer Reise befand und in Hempstead übernachtete, auch wenn ich wusste, dass er in Wahrheit bei Mrs. Montagu war. Ich wünschte ihm alles Gute. Zweifellos hatte er für mich einen Stapel an Arbeiten in der Bibliothek hinterlassen, aber es würde wohl nichts ausmachen, wenn ich erst später damit anfinge. Molly hatte mich, wie üblich, in einen heiteren und entspannten Zustand von Stimmung und Geist versetzt; es reichte mir vollkommen, draußen zu stehen und zu beobachten.
Und zu warten.
Das Spiel nahm seinen Fortgang, während Beldon und Lady Caroline von Minute zu Minute schläfriger wurden. Selbst Mrs. Hardinbrooks aufrechte Haltung begann nachzulassen. Doch Mutter war recht munter und ihre Bewegungen lebhaft. In ihrer Haltung lag eine gewisse Nervosität, doch diese war uns allen vertraut. Sie hatte bereits vor Monaten angefangen, immer länger aufzubleiben, indem sie jeweils um noch eine weitere Partie bat oder eine Unterhaltung über ihr natürliches Ende hinaus fortführte. Ich glaube nicht, dass sie besonders gut schlief, denn ich hörte sie zu den unmöglichsten Zeiten in ihrem Zimmer auf- und ablaufen. Beldon gab ihr Schlafmittel, wenn sie danach verlangte, und obwohl sie diese in einem Zug leerte, halfen sie ihr offensichtlich nicht sehr.
Nun wirkte es so, als strapaziere sie die Geduld ihrer zuverlässigsten Anhängerin, denn als die Partie beendet war, demonstrierte Mrs. Hardinbrook deutlich ihre Müdigkeit und erhob sich. Beldon taumelte ebenfalls auf die Beine, wie nach ihm auch Lady Caroline. Mutter blieb sitzen, und ich empfand einen unerwarteten Anflug von Mitleid, als sie zu ihnen aufsah. Sie sah ... verloren aus. Ich hatte nicht vergessen, dass sie dafür sorgte, nie allein zu sein, wenn sie es verhindern konnte.
Wahrscheinlich war es schrecklich für sie, aber es gab wenig, was ich daran ändern konnte. Ich hatte andere Angelegenheiten, die mich beschäftigten.
Beldon begleitete Lady Caroline aus dem Zimmer. Sie würden sich wahrscheinlich sofort in ihre jeweiligen Betten begeben. Hervorragend. Mrs.
Hardinbrook zögerte, indem sie die Karten forträumte und Mutter einsilbige Antworten gab. Sie löschte alle bis auf zwei Kerzen, nahm selbst eine davon und gab Mutter die andere.
Ich stieß mich vom Fenster ab, löste mich ein wenig auf und brachte mich mit Willenskraft dazu, leise um das Haus herumschweben, bis ich auf dessen Rückseite angelangt war. Die Nacht war noch immer klar, doch diese Seite lag im tiefen Schatten, so dass ich hoffte, ich könne ein solches Verhalten riskieren.
Die späte Stunde war ebenfalls zu meinem Vorteil; sämtliche Bediensteten würden schlafen, selbst der hochmütige Mr. Harridge. Ich ließ mich zu einem Fenster im zweiten Stock aufsteigen, löste mich völlig auf und schwebte durch die Fensterläden. Ich erlebte einen Moment eines leichten Unbehagens, als ich die gläserne Barriere des Fensters durchquerte, dann schwebte ich frei im Flur.
Und ich wartete still,
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