Der endlose Tod
Idee nicht nur abstoßend, sondern schlimm genug, mein Blut gefrieren zu lassen.
»Quatsch! Natürlich nicht!«
»Was dann – oh ja, ich glaube, ich verstehe nun. Du schlägst vor, dass ich einfach auf der Erde schlafe, vorzugsweise in einer geschützten Umgebung ohne Sonne.«
»Ich ...«
»Aber ich habe bereits den Vorschlag gemacht, im Keller zu übernachten.«
»Wo der Küchenjunge über dich stolpert und ebenso in Panik gerät wie diese Söldner? Nein, ich meine, dass du etwas Erde mitnehmen könntest, wenn du am Morgen zu Bett gehst.«
»Das Grab mitnehmen, statt selbst ins Grab zu gehen? Oh, das macht viel Sinn.«
»Es ist einen Versuch wert. Warum möchtest du das nicht?«
»Weil die Idee, einen Eimer voller Erde auf die frischen, sauberen Laken meines Bettes zu kippen und dann den Tag über fröhlich darin zu schwelgen, kaum ansprechend ist.«
»Jonathan, du Esel, fülle sie zuerst in einen Sack oder etwas Ähnliches.«
»Oh. Nun ja, das wäre mir schließlich auch noch eingefallen.«
Sie verzog den Mund zu einer Seite, was darauf hindeutete, dass sie mir das nicht so recht glaubte.
»Ich werde darüber nachdenken«, versprach ich, was sie zufriedenstellte, wenn ihr Mund auch verzogen blieb, allerdings aus einem anderen Grund.
»Nimm, bitte, deine Stiefel herunter! Du bist in etwas Grässliches getreten, und ich möchte es nicht länger riechen müssen.«
Ich nahm meine Füße von ihrer Armlehne und setzte mich auf. »Also findest du nicht, dass ich im Keller schlafen sollte?«
»Nur wenn du darauf bestehst. Aber du müsstest ein kleines ›Gespräch‹ mit Mrs. Nooth führen, vielleicht mit dem gesamten Küchenpersonal.«
»Nein danke. Das letzte Mal, als ich so viele ›Gespräche‹ geführt habe, habe ich gehörige Kopfschmerzen für meine Mühe bekommen.« Kopfschmerzen ... das erinnerte mich an etwas. »Weißt du irgendetwas über diese Kusine, die sich uns aufdrängen will?« Mir kam der Gedanke, dass ich zum Selbstschutz eine kleine Beeinflussung an ihr vornehmen sollte, wenn sie eintraf.
Elizabeth kicherte. »Ich habe mit Mrs. Hardinbrook über sie gesprochen – besser gesagt, sie trat an mich heran und sprach mit mir über sie. Das tut sie kaum jemals, wenn sie mich nicht über eine strahlende Tugend ihres Bruders informieren möchte, die ich in den vergangenen drei Jahren übersehen haben könnte.«
»Was sagte sie über die Kusine?«
»Nur allgemeine Höflichkeiten darüber, wie nett es sein wird, neue Gesellschaft zu haben, aber ob es dann nicht ein klein wenig überfüllt sei? Sie liebt es, zu tratschen, weißt du, aber dieses Mal klang es etwas gezwungen. Ich kann daraus nur schließen, dass sie sich Sorgen macht, jemand anders könnte sich widerrechtlich ihre Position als Speichelleckerin des Haushaltsoberhauptes anmaßen.«
»Ja, und wenn es überfüllt wird, wird Mutter eine Blutsverwandte ihrer besten Freundin vorziehen.«
»Was würden sonst die Leute denken?« Elizabeth imitierte Mutters Lieblingssorge perfekt und alles andere als schmeichelhaft.
»Vielleicht wären wir dann ehrlich bei der Begrüßung von Kusine Anne. Wenn sie sich nicht als so schlimm wie Mrs. Hardinbrook entpuppt... oder noch schlimmer.«
»Das würde einiges an Mühe erfordern. Anne mag vielleicht unser Fonteynt-Blut teilen, aber, lieber Gott, vielleicht blieb ihr die Fonteyn-Veranlagung erspart.«
»Amen«, sagte ich inbrünstig.
KAPITEL 3
»Samuel, hast du etwas wegen dieser Soldaten auf unserem Land unternommen?«, verlangte Mutter zu wissen, wie sie es seit fast zwei Wochen jeden Abend beim Essen getan hatte.
»Das habe ich.«
»Und was genau?«
»Die Situation wird genauestens überprüft.«
Das war nicht direkt eine Lüge, aber auch kaum die Wahrheit, wie Vater mir vor einiger Zeit anvertraut hatte. Die Söldner, die momentan in der alten Scheune in einem Winkel unseres Grundstücks hausten, würden vorerst dort bleiben. Ohne Erlaubnis oder auch nur einen winzigen Hinweis auf Bezahlung hatten sie sich häuslich niedergelassen, indem sie Bäume fällten und Vieh schlachteten, das zu nahe an ihrem Wachtposten herumgestreunt war. Vaters Proteste an ihren Kommandanten wurden höflich aufgenommen, und er nahm an, dass sie ebenso höflich ignoriert wurden. Es sah nach einem langen Winter aus, der uns allen bevorstand.
»Ich möchte, dass sie so bald wie möglich hier verschwinden. Wir werden noch alle in unseren Betten ermordet werden, und das wird dann deine Schuld sein.«
So sprach
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