Der endlose Tod
mittlerweile an meine Rückkehr gewöhnt und kam herüber, um mir einen fröhlichen Gruß zu entbieten. Dass er mich nun akzeptierte, war vielleicht von meinen freigebigen Gewohnheiten beeinflusst. Ich bestellte stets ein Ale für mich selbst und versäumte es fast nie, einige andere einzuladen. Wenn ich von einer Menge umgeben war, konnte ich einfacher davonkommen, wenn ich mein Getränk nicht trank, und wenn ich meinen Krug geleert haben wollte, war alles, was ich tun musste, ihn für einen Moment unbewacht in Noddy Milvertons Nähe stehen zu lassen, und er vernichtete ihn rasch für mich. Nicht dass wir irgendwelche Arrangements getroffen hätten; Noddy hatte einfach einen unstillbaren Durst und nicht viel Geld. Er war ein wenig naiv, so dass nur wenige seiner Opfer Widerspruch erhoben, ich selbst am wenigsten.
»Draußen vor der Tür stehen einige Pferde, die unter dem Wetter leiden«, berichtete ich Farr.
»Ich schick' jemanden, der sich um sie kümmert«, meinte er und gab einem seiner Schankkellner ein Zeichen. Da dies ein so alltägliches Ereignis war, waren keine weiteren Instruktionen nötig; der Bursche nickte und ging hinaus.
»Die kommen immer nur für 'nen Moment rein und bleiben dann die ganze Nacht. Danke für's Bescheidsagen.«
»Gibt es Neuigkeiten?« Wieder waren keine Details nötig, da es nur eine Art von Nachrichten gab, an der alle interessiert waren.
Er schüttelte den Kopf. »Die Soldaten sind alle für den Winter in Deckung gegangen. Alles is' ruhig, soweit ich weiß, und ich wär' zufrieden, wenn's so bleibt. Aber die Kerle von Suffolk County sind störrisch. Haben neulich 'n paar Schafe geklaut.«
»Ich denk', wir wissen, wofür se die geklaut ha'm!«, warf der unanständige und reuelose Mr. Thayer ein. Er saß in seiner üblichen Ecke und paffte seine Pfeife. Ich fragte mich, ob er in diesem Sessel bereits Wurzeln geschlagen hatte.
»Nun, nun, Sir«, warnte Farr, doch auch er kicherte.
»Gibt es noch mehr Diebe aus Connecticut?«, fragte ich.
Farr zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Da gibt's 'ne Menge Geschichten, wenn Sie die hören wollen, aber nix, was ich wirklich glauben würde. Ich hab' Soldaten reden hören, dass die Jungs von den Walfangbooten manchmal in Suffolk unterkommen, aber das macht wenig Sinn. Die Rebellen in Suffolk klauen eher für sich selbst und teilen die Beute nich' mit anderen. Ist das Gleiche in Connecticut.«
»Und so oder so leiden die ehrlichen, loyalen Leute unter dem Verlust.«
»'N paar von ihnen, aber nich' alle. Die Büchsenmacher haben 'ne Menge zu tun. Gibt nix Besseres als 'n paar Musketenkugeln, um 'nen Rebellen zu 'ner anderen Meinung zu bringen, wenn er dein Vieh mitnehmen will.«
Dem konnte ich durchaus zustimmen. Es war beruhigend zu wissen, dass an anderen Orten alles ruhig war. Das Wetter war in letzter Zeit nicht besonders gut gewesen, entweder war es sehr windig, oder es fiel Eisregen, oder es schneite, oder es gab eine Kombination aus allen drei Möglichkeiten. Dies war kaum ermutigend für einen Dieb auf Beutezug. Wir hatten alle gelernt, ruhige Nächte zu fürchten, insbesondere, wenn kein Mond oder nur wenig von ihm zu sehen war.
Wir redeten noch ein wenig, und andere gesellten sich zu uns oder gingen wieder. Noddy kümmerte sich neben meinem eigenen noch um ein oder zwei andere Bierkrüge, alles, ohne dass es bemerkt wurde. Ich entbot einen Gutenachtgruß und machte mich auf den Weg nach draußen.
Mr. Thayers vernarbtes Gesicht brach in ein breites Lachen aus, als er mir komisch zuzwinkerte. Er war daran gewöhnt, mich früh gehen zu sehen, und seine lange Erfahrung sagte ihm, warum.
»Grüßen Se Molly Audy von mir, ja?«, brüllte er durch den Raum. Dies führte zu einer Welle von Gelächter, die mich gleichsam nach draußen schwemmte. Ich war noch nicht so abgeklärt, dass ich nicht mehr errötete, aber ich entkam vielleicht in die Dunkelheit, bevor es jemand bemerkte.
Die meisten Bewohnerrinnen und Bewohner des Dorfes waren in ihren Häusern und befanden sich entweder im Bett oder waren auf dem Weg dorthin; natürlich bedeutete das für eine Frau wie Molly etwas anderes. Ins Bett zu gehen und zu schlafen schloss sich für sie oft gegenseitig aus, abhängig davon, wie erfolgreich ihr Geschäft gerade lief. Heute Nacht lief es offensichtlich gut. In ihrem Wohnzimmer und in ihrem Schlafzimmer brannte Licht. Leise schlüpfte ich durch die Tür, um drinnen zu warten, bis sie mit dem anderen Kunden fertig war. Es gab einige
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