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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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von Randy und Kathleen Jackson in ein Gespräch verwickelt. Später erschienen die beiden in den Nachrichten mit der Aussage, dass nicht alle Menschen in Seattle von Amandas Unschuld überzeugt seien.
    Bei dem Spendendinner wurden auch Dias aus Amandas Kindheit gezeigt. Mittendrin begann eine ihrer jüngeren Schwestern zu weinen und flüchtete mit ein paar Freundinnen auf die Damentoilette. Entweder folgte Kathleen Jackson den Mädchen in den Waschraum (wie einige Amanda-Unterstützer behaupten), oder sie war zufällig gerade dort (wie Peggy Ganong sagt). Wie dem auch sei, jedenfalls berichtete Jackson später auf
Perugia Murder File
darüber, dass sie mit den Mädchen im Waschraum gewesen sei. Irgendwann an dem bewussten Abend ging Kathleen Jackson auch nach draußen und fotografierte die Teilnehmer am Spendendinner durch das Fenster aus einer nicht ungefährlichen Position, nämlich von einer Landzunge im Wasser aus. Als Tom Wright, ein Freund der Familie Knox, hinausging, um nachzusehen, wer da Fotos schoss, rannte sie weg, erzählt er. Am nächsten Tag wurden die körnigen Bilder auf
Perugia Murder File
gepostet. (Später wurden sie, wie Jacksons »Bericht«, wieder gelöscht.)
    Dass die Blogger persönlich bei der Veranstaltung auftauchten, sich den Journalisten aufdrängten, mit Amandas jüngerer Schwester und ihren Freundinnen im Waschraum waren und Fotos der Anwesenden machten, empörte und ängstigte Amandas Familie und Freunde. »Es erschreckte mich«, sagte Dempsey, »dass sie persönlich vorbeikamen. Ich hatte nicht gewusst, dass so viele von der Anti-Amanda-Fraktion aus Seattle stammten. Das ist viel schlimmer, als wenn es irgendwelche Unbekannten im Internet wären. Nach diesem Vorfall behielt die Polizei mein Haus aufmerksam im Auge.«
    Am nächsten Tag äußerte sich Peggy Ganong unter ihrem Pseudonym Skeptical Bystander selbst zu dem Abend. »Jeder große Sender in Seattle berichtete über das Oscar-Event der Familie Knox«, schrieb sie, »aber am Ende gehörten sie doch wieder zu den Verlierern. Die jüngere Schwester versteckte sich mit ihren auf Grunge gestylten Freundinnen im Waschraum.«
    Ich fragte Ganong, warum sie sich in diese Sache so sehr einmische, und erhielt von ihr die Erklärung: »… als ich zum ersten Mal von dem Fall las, dachte ich, die junge Frau auf dem Foto daneben sei Meredith, und mir schoss durch den Kopf: ›Mann, das ist das Mordopfer? Die sieht ja eher aus wie eine Mörderin.‹ Das Foto zeigte tatsächlich Amanda Knox, aufgenommen am 2 . November.« Abgesehen von dieser Aussage hatte Ganong keine Erkenntnis zu bieten, warum sie der Fall derart beschäftigte. Auch Peter Quennell, der Administrator von
True Justice,
wusste sein Engagement nicht zu erklären. Von ihm kam als Begründung lediglich, dass er mehrere angloindische Familien wie die Kerchers kenne und das einer der Gründe sein könne, warum er sich so stark mit ihnen identifiziere. Dieselbe Frage stellte ich vielen anderen passionierten Anti-Amanda-Bloggern, die mir entweder überhaupt nicht antworteten oder nicht angeben konnten, was sie zu ihrem Engagement bewog.

[home]
    Kapitel 4
    S teve Moore war früher Mitarbeiter des FBI , ein vielfach ausgezeichneter Mann. Mit 25  Jahren wurde er Special Agent, er war Experte für Terrorismusbekämpfung, ausgebildeter Scharfschütze und Hubschrauberpilot. Er nahm an verdeckten Operationen gegen die Aryan Nations und andere rassistische Gruppen teil, und er leitete beim FBI die Abteilung, die terroristische Akte gegen die USA in Pakistan und anderen asiatischen Ländern untersuchte. 2008 verließ er das FBI aus Altersgründen und übernahm den Posten eines stellvertretenden Sicherheitschefs an der Pepperdine University in Malibu, Kalifornien. Man kannte den gutaussehenden Mann mit dem zerknitterten Gesicht als humorvollen, selbstkritischen Menschen, der unverblümt seine Meinung sagt und äußerst hartnäckig sein kann.
    Im Ruhestand überfiel ihn die Langeweile. Ende November 2009 sah seine Frau Michelle einen Fernsehbericht von CBS über Amanda Knox und rief ihn ins Wohnzimmer: Er solle sich das mal anschauen. Da werde offenbar eine junge Amerikanerin in Italien für einen Mord verurteilt, den sie nicht begangen hatte.
    »Ich nahm es anfangs nicht ernst«, erzählte mir Moore, »und sagte nur, solche Leute seien immer schuldig.«
    Aber Michelle ließ nicht locker. »Dann zeig mir, was an diesem Bericht falsch ist.«
    Also ging Steve ins Internet und begann, den Fall

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