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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorg Kastner
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Alexander und berichtete von ihrem Zusammentreffen im Magazin. «Ich weiß nicht, was sie in Trastevere zu tun hatte.»
    «Wir wissen es auch noch nicht», warf Donati ein. «Gewohnt hat sie bei den Weißen Tauben an der Via Appia. Doch dort konnte man uns nicht weiterhelfen.»

    «Was nun wieder für Tauben?», seufzte Alexander.
    «Eine Art Orden von Laienschwestern oder wie immer man das nennt.» Bazzini grinste. «Hört sich an wie ein Heim für gefallene Mädchen, ist aber eins für Waisenkinder. Da wir gerade bei Mädchen sind: Wieso hat Signorina Vida Sie beschatten lassen?
    Warum haben Sie sich auf der Piazza Navona getroffen?»
    «Darüber möchte ich nicht reden.»
    Ein Zucken lief durch Bazzinis ganzen Körper. «Sie sollten ein wenig kooperativer sein, Signor Rosin! Bis vor kurzem standen Sie noch unter Mordverdacht.»
    «Bis vor kurzem, Sie sagen es, Commissario.»
    «Seien Sie nicht zu selbstsicher. Dieser Negro kommt mir reichlich spanisch vor. Wenn seine Aussage sich als wacklig erweist, sind Sie ruck, zuck wieder Verdächtiger Nummer eins.»
    «Bis dahin hätte ich gern meine Brieftasche, meine Uhr und vor allen Dingen meinen Gürtel zurück.»
    Bazzini schien ihn nicht gehört zu haben. «Wenn Sie das Mädchen nicht ermordet haben, wer war es dann?»
    «Das herauszufinden ist Ihr Job.»
    «Vielleicht war es Selbstmord», sagte Donati, allerdings in einem Tonfall, als glaube er selbst nicht daran.
    Bazzinis Gesicht hellte sich plötzlich auf und er grinste Alexander verschlagen an. «Fragen wir doch Dr. Gearroni!»
    Dr. Gearroni war eine kleine Frau in den Fünfzigern, ihr Reich war die gerichtsmedizinische Abteilung im Keller des großen Polizeigebäudes, von den Polizisten schlicht «Leichenkeller»
    genannt. Anfangs, als Donati, Bazzini und er im Lift nach unten fuhren, hatte Alexander geglaubt, der verärgerte Commissario wolle ihn wieder in die Zelle sperren. Tatsächlich suchten sie den Gefängnistrakt auf, doch nur, damit Alexander seine Sachen zurückerhielt. Als es dann in den Leichenkeller ging, war er zunächst verwundert, dass er, der nicht zur Polizei gehörte, mitkommen durfte. Aber als er vor Raffaela Sinis Leichnam stand und auf Bazzinis Gesicht erneut jenes Grinsen sah, wusste er, dass dies zur Taktik des Polizisten gehörte. Der Anblick der Toten sollte ihn weich klopfen. Es war ein Anblick, auf den er gern verzichtet hätte.
    In obszöner Nacktheit lag die Tote auf dem Untersuchungstisch aus rostfreiem Edelstahl, der zu Füßen der Leiche in ein großes Spülbecken überging. Alexander hatte die Vision, dass der letzte Rest Leben, der möglicherweise noch in Raffaela steckte, in diesen Abfluss sickerte. Aber das war natürlich Unsinn. Da gab es keinen Rest; sie war tot.
    Dr. Gearroni blickte ihnen erstaunt entgegen. Ihre behandschuhte Linke fuhr zum Gesicht und streifte den Mundschutz ab.
    Sie stand am Kopf der Toten und hielt eine kleine elektrische Säge in der Rechten.
    «Also wirklich, Bazzini, ein wenig Zeit müssen Sie mir schon lassen, um meinen Bericht anzufertigen! Sie verwechseln Nachtarbeit mit Hexerei. Ich wollte gerade das Schädeldach öffnen und nach Blutungen in der Gehirnhöhle sehen.»
    Bazzini zeigte auf den Leichnam und erwiderte in ebenso vorwurfsvollem Ton: «Sie haben sie ja noch nicht mal angeschnitten, Dottoressa! Dabei haben Sie die Kleine schon seit ein paar Stunden.»
    Die Frau im grünen Pathologenkittel legte den Kopf in den Nacken und reckte angriffslustig das Kinn vor. «Commissario, Ihre Leiche ist nicht die einzige in dieser Nacht, und sie ist nicht mit einem Prioritätsvermerk versehen.»
    «Dann sind wir umsonst heruntergekommen», grunzte Bazzini.
    «Natürlich können Sie uns noch nichts darüber sagen, ob das Mädchen umgebracht wurde oder Selbstmord begangen hat.»
    «Natürlich kann ich das!», versetzte Dr. Gearroni und jedes Wort hallte wie ein Peitschenschlag durch den Leichenkeller.
    «Auch wenn es nicht meine Aufgabe ist zu präjudizieren, lässt sich doch nach der äußeren Untersuchung der Toten schon sagen, dass sie durch Fremdeinwirkung gestorben ist.»
    «Warum wollen Sie Raffaela dann noch aufschneiden?», entfuhr es Alexander, und ein Schauer überfiel ihn bei dem Gedanken, wie die Elektrosäge sich durch die Schädeldecke fraß.
    «Zur Verifikation natürlich.» Irritiert blickte Dr. Gearroni erst ihn und dann Bazzini an. «Wer ist das überhaupt?»
    «Der Mörder.» Als die Pathologin ihre Augen noch weiter aufriss, setzte

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