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Der entzauberte Regenbogen

Der entzauberte Regenbogen

Titel: Der entzauberte Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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nebeneinander (mit welchem Bindeglied?) existieren; drittens, dass das Prisma ein ausschließlich mechanisches Mittel zum Spalten dieses Strahles ist; und zuletzt, dass Licht bei alledem das gemeinsame Ergebnis ist, = Verwirrung.
     
    In einem anderen Brief aus dem Jahr 1817 erwärmt sich Coleridge für das Thema:
     
    Also ist Farbe wiederum Schwerkraft unter dem Einfluss des Lichtes, wobei Gelb den positiven und Blau den negativen Pol, Rot aber den Höhepunkt oder Äquator darstellt; während Schall dagegen Licht unter dem Einfluss oder der Vorherrschaft der Schwerkraft ist.
     
    Vielleicht wurde Coleridge für einen Postmodernen einfach nur zu früh geboren:
     
    Die Figur/Grund-Unterscheidung in Gravity’s Rainbow zeigt sich auch in Vineland, allerdings in einem eher autarken Sinn. Deshalb bedient sich Derrida des Begriffes «subsemiotizistische Kulturtheorie», um die Rolle des Lesers als Dichter zu bezeichnen. Das Thema wird also in den Zusammenhang einer postkulturellen kapitalistischen Theorie gestellt, die auch Sprache als Paradox einschließt.
     
    Dieses Zitat stammt aus der Website http://www.cs.monash.edu.au/links/postmodern.html , wo man derartigen Unsinn in buchstäblich unbegrenzter Menge findet. Die sinnlosen Wortspiele modisch-frankophoner Savants , die Alan Sokal und Jean Bricmont in ihrem 1999 erschienenen Buch Eleganter Unsinn so glänzend entlarven, haben anscheinend kein anderes Ziel, als die Leichtgläubigen zu beeindrucken. Sie wollen nicht einmal verstanden werden. Eine Kollegin gestand einmal einem amerikanischen Anhänger des Postmodernismus, sein Buch sei ihr schwer verständlich vorgekommen. «Oh, vielen Dank», lächelte er, offensichtlich erfreut über das Kompliment. Dagegen erkennt man in Coleridges naturwissenschaftlichen Abschweifungen einen zwar unzusammenhängenden, aber doch ehrlichen Wunsch, die Welt um sich herum zu begreifen. Wir müssen ihn als einzigartigen Sonderling so stehen lassen und weitermachen.
    Warum bezeichnet Keats die Philosophie von Regeln und Axiomen in seinen «Lamia» als «kalt» und warum ergreift aller Zauber vor ihr die Flucht? Was ist so bedrohlich an der Vernunft? Rätsel verlieren ihre Poesie nicht, wenn man sie löst. Ganz im Gegenteil: Oft stellt sich heraus, dass die Antwort viel schöner ist als die Frage, und ohnehin entdeckt man mit der Lösung jedes Rätsels wieder neue Geheimnisse, die vielleicht noch größere Poesie bergen. Dem angesehenen theoretischen Physiker Richard Feynman warf ein Bekannter einmal vor, der Naturwissenschaftler, der eine Blume untersuche, übersehe ihre Schönheit. Darauf erwiderte Feynman:
     
    Die Schönheit, die sie für dich hat, entgeht mir keineswegs. Aber ich sehe auch eine tiefere Schönheit, die sich anderen nicht ohne weiteres erschließt. Ich sehe die komplizierten Wechselbeziehungen in der Blüte. Die Blüte ist rot gefärbt. Sie hat eine Farbe – bedeutet das, dass sie sich in der Evolution entwickelt hat, um Insekten anzulocken? Damit haben wir eine neue Frage. Können Insekten Farben sehen? Haben sie ein Gespür für Ästhetik? Und so weiter. Ich verstehe nicht, wie eine Blüte an Schönheit verlieren soll, wenn wir sie untersuchen. Es kommt immer nur Schönheit hinzu.
    «Remembering Richard Feynman», The Sceptical Inquirer (1988)
     
    Dass Newton den Regenbogen in Licht unterschiedlicher Wellenlänge zerlegte, führte zu Maxwells Theorie der elektromagnetischen Wellen und dann zu Einsteins Spezieller Relativitätstheorie. Wer den Regenbogen für ein poetisches Geheimnis hält, sollte es einmal mit der Relativitätstheorie versuchen. Einstein selbst fällte in der Naturwissenschaft ganz offen ästhetische Urteile und ging dabei vielleicht sogar zu weit. «Das Schönste, das wir erleben können», sagte er, «ist das Rätselhafte. Es ist die Quelle aller wahren Kunst und Wissenschaft.» Sir Arthur Eddington, dessen eigene naturwissenschaftliche Schriften wegen ihrer poetischen Töne auffielen, überprüfte die Allgemeine Relativitätstheorie anhand der Sonnenfinsternis von 1919. Als er von Principe Island zurückkehrte, verkündete er in einer Formulierung von Banesh Hoffmann, Deutschland sei die Heimat des größten Wissenschaftlers seiner Zeit. Ich habe beim Lesen dieser Worte einen Kloß im Hals, aber Einstein nahm den Triumph gelassen. Bei jedem anderen Ergebnis hätte er gesagt: «Tut mir Leid für den armen Lord. Die Theorie stimmt.»
    Isaac Newton schuf sich in einem dunklen Zimmer seinen

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