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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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die Menge trennte sich, während Amoloran hereingeführt wurde, zu beiden Seiten gehalten von Wachleuten, da ihm die Beine immer wieder versagten. Der alte Mann wirkte verwirrt und entsetzt – und das mit gutem Grund. Loman erblickte angeekelt die hellgelben Urinflecken an der Vorderseite des Einweg-Overalls, in den man Amoloran zuvor gesteckt hatte. Die Wachen zerrten ihn zu dem Gerüst und machten sich daran, ihm den Overall herunterzureißen, während Loman hinüberging und sich vor ihm aufbaute. Amoloran leistete Widerstand, wenn auch vergebens, und war bald nackt und kämpfte nur noch gegen das unnachgiebige Metall an, das ihn vor der Menge in der Stellung eines Gekreuzigten hielt.
    Mit einem Seitenblick zu Claus fragte Loman: »Stand ihm ein Ausweg offen?«
    Claus streckte die Hand aus, auf deren Fläche drei kleine durchsichtige Kapseln lagen. »Waren unter seinen Fingernägeln implantiert. Er hatte auch einen Nervenblocker im Edelstein am Hals versteckt – und das hier.« Claus hielt ein schönes Werkzeug aus altem Edelstahl hoch – einen Löffel mit scharf geschliffenen Kanten.
    »Denken Sie, er hätte sich mit einem Bildhauerwerkzeug umgebracht?«, fragte Loman. »Ich denke, sich selbst die Augen auszubohren, das wäre nicht die Art, wie er gern von uns ginge.«
    Claus schüttelte den Kopf und deutete auf das Werkzeug: »Neurotoxin im Griff, um durch Mikroporen an den Kanten hinausgepumpt zu werden, Hochwürden. Diente primär dazu, Schmerzen zuzufügen, aber man kann auch die volle Ladung herauspumpen, was bei der geschnittenen Person zum sofortigen Tod führen würde.«
    Während Loman sich das Werkzeug an den eigenen Gürtel hängte, nickte er vor sich hin: So war es immer – Personen hohen Ranges hatten stets Möglichkeiten, sich umzubringen, sollte die Lage es erfordern, und erkannten stets zu spät, wann diese Lage eingetreten war. Er selbst hatte ähnliche Nervengiftkapseln unter den Fingernägeln implantiert, und er gedachte sie zu benutzen, ehe es für ihn jemals so weit kam.
    »Sie haben ihm seine Gabe gelassen, wie ich sehe«, sagte er.
    Claus wirkte einen Augenblick lang besorgt. »Ich hielt es für das Beste, diese Entscheidung Ihnen zu überlassen.«
    »Entfernen Sie sie jetzt.«
    Claus schlug sich mit der Faust an die Brust und ging zu dem alten Mann im Gerüst hinüber.
    »Nein … nein, das dürfen Sie nicht!«, keuchte Amoloran, als Claus die Finger um den geschuppten Verstärker hinter dem Ohr des Alten schloss. Amoloran kreischte, als Claus das Gerät herausriss und auf den Boden warf. Bedrohliches Murmeln stieg von der Menge auf, das sich rasch wieder legte, als sich Loman den Umstehenden zuwandte.
    Über den Verstärker sendete er an alle: »Er hat die Gabe mehr geliebt als Gott. Möchte irgendjemand hier seine Beichte hören?«
    Niemand trat vor.
    »Hast du das Programm ausgewählt?«, fragte Aberil.
    Loman sah ihn an. »Nein, Bruder. Hast du einen Vorschlag?«
    »Den habe ich, und bei einer gesunden Person kann es acht Stunden dauern.« Aberil starrte den alten Hierarchen an, und seine Miene war jetzt lebhafter als üblich. »Gestatte es mir.«
    Loman gab ihm mit einem Wink zu verstehen, er solle es tun, und Aberil trat rasch an die Konsole neben der Säule und griff genussvoll in die Tasten. Das Gerüst stieg hoch, und ringsherum wurden die Messer und Knochensägen, die elektrischen Sonden und Spritzen ausgefahren und begannen zu rotieren. Amoloran stieß einen gellenden Schrei aus, senkte dann den Kopf und begann das Fünfte Satagent zu beten – die Wahl vieler, die sich diesem Schicksal gegenübersahen.
    Loman blickte sich erneut in der Menge um. Alle verfolgten das Geschehen mit von Gier und in einigen Fällen leichter Übelkeit zeugenden Gesichtern – aber alle sahen zu. Aberils Folterprogramme waren legendär, sodass vielleicht viele hofften, hier etwas zu lernen.
    »Seht den Verräter am Wort Gottes!«, verkündete Loman lautstark und hob mahnend den Finger. »Er wollte, dass wir uns gegenseitig angreifen, während der Feind unsere Welt bedrängt. Er wollte Behemoth wieder unter uns dulden. Und am Ende hätte er uns dazu gebracht, dass wir die Liebe zu Gott der Liebe zur Technik opfern.« Amoloran plapperte inzwischen hastig die letzten Verse seines Gebets, was etwas ablenkend war. Loman hob die Stimme. »Seht: dies wird jedem widerfahren, der unsere Bestimmung untergräbt! Ragnarök erscheint jetzt und spießt die Infektion auf dem Planeten unter uns auf, und

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